Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.schon bestraft sind; oder alte abgestumpfte Gauner 1), oder Krüppel, der Dieb für sein Stehlen, als auch der Schärfenspieler für sein Verhandeln des Gestohlenen gebraucht. 1) Vgl. Abschnitt I, in der Darstellung der Niederländischen Banden, die
Andeutungen über Jakob Moyses zu Winoshoot bei Gröningen, den Vater des Abraham Jakob und Schwiegervater des Picard (vgl. "Rheinische Räuber- banden", I, 15 fg.). ſchon beſtraft ſind; oder alte abgeſtumpfte Gauner 1), oder Krüppel, der Dieb für ſein Stehlen, als auch der Schärfenſpieler für ſein Verhandeln des Geſtohlenen gebraucht. 1) Vgl. Abſchnitt I, in der Darſtellung der Niederländiſchen Banden, die
Andeutungen über Jakob Moyſes zu Winoshoot bei Gröningen, den Vater des Abraham Jakob und Schwiegervater des Picard (vgl. „Rheiniſche Räuber- banden“, I, 15 fg.). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0329" n="317"/> ſchon beſtraft ſind; oder alte abgeſtumpfte Gauner <note place="foot" n="1)">Vgl. Abſchnitt <hi rendition="#aq">I</hi>, in der Darſtellung der Niederländiſchen Banden, die<lb/> Andeutungen über Jakob Moyſes zu Winoshoot bei Gröningen, den Vater des<lb/> Abraham Jakob und Schwiegervater des Picard (vgl. „Rheiniſche Räuber-<lb/> banden“, <hi rendition="#aq">I</hi>, 15 fg.).</note>, oder Krüppel,<lb/> welche nicht ſelbſt mehr wagen dürfen, einen Maſſematten zu<lb/> handeln; Weiber, Concubinen und ganz vorzüglich Bordellwirthe,<lb/> Gaunerwirthe, Aufkäufer, Trödler und Pfandleiher, welche unter<lb/> dem Schein des bürgerlichen Gewerbes leben, aber hauptſächlich<lb/> geſtohlene Sachen an ſich bringen und mit unglaublichem Vor-<lb/> theil verwerthen. Die Vorſicht, Noth und Lebensluſt treibt den<lb/> Gauner, des Geſtohlenen ſo raſch wie möglich ſich zu entledigen<lb/> und ſchleunig in Beſitz baaren Geldes zu gelangen. Der Schär-<lb/> fenſpieler kennt die Gefahr des Diebes und die Nothwendigkeit der<lb/> raſchen Entäußerung des Geſtohlenen. Daher bietet und zahlt<lb/> er Preiſe, bei denen er in der That einen ungeheuern Gewinn<lb/> macht, und ſich unendlich viel beſſer ſteht als der Dieb ſelbſt, da<lb/> er oft nicht den zehnten oder gar zwanzigſten Theil des wahren<lb/> Werths zahlt. Die Schärfenſpieler ſind die wahren Tonangeber<lb/> und Gewalthaber (Mauſchel) der handelnden Diebe, deren Perſon<lb/> und Jnduſtrie ihnen genau bekannt iſt, und welche ſie im Be-<lb/> wußtſein ihrer Unentbehrlichkeit und Gewalt ſogleich nach gehan-<lb/> deltem Maſſematten oft auf eine berechnet zudringliche und gefähr-<lb/> liche Weiſe umſchwärmen, um ſie zu deſto raſcherm Abſatz des<lb/> Geſtohlenen zu zwingen. Jener außerordentliche Gewinn iſt der<lb/> Grund, weshalb die Schärfenſpieler, welche immer mit dem Schein<lb/> des ehrlichen Verkehrs ſich den Weg durch alle bürgerliche Ver-<lb/> kehrskreiſe offen halten, die eifrigſten und gefährlichſten Baldower<lb/> ſind, welche den verbündeten Gaunern nicht nur die gelegentlichen<lb/> Maſſematten nachweiſen, ſondern auch geradezu beſtimmte Waaren<lb/> bei ihnen beſtellen, deren Conjunctur augenblicklich günſtig iſt, und<lb/> welche dem Schärfenſpieler beim Verkaufe den beſten Gewinn ab-<lb/> werfen. So ſehr man bei Entdeckung eines Schärfenſpielerlagers<lb/><note xml:id="seg2pn_43_2" prev="#seg2pn_43_1" place="foot" n="2)">der Dieb für ſein Stehlen, als auch der Schärfenſpieler für ſein Verhandeln<lb/> des Geſtohlenen gebraucht.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [317/0329]
ſchon beſtraft ſind; oder alte abgeſtumpfte Gauner 1), oder Krüppel,
welche nicht ſelbſt mehr wagen dürfen, einen Maſſematten zu
handeln; Weiber, Concubinen und ganz vorzüglich Bordellwirthe,
Gaunerwirthe, Aufkäufer, Trödler und Pfandleiher, welche unter
dem Schein des bürgerlichen Gewerbes leben, aber hauptſächlich
geſtohlene Sachen an ſich bringen und mit unglaublichem Vor-
theil verwerthen. Die Vorſicht, Noth und Lebensluſt treibt den
Gauner, des Geſtohlenen ſo raſch wie möglich ſich zu entledigen
und ſchleunig in Beſitz baaren Geldes zu gelangen. Der Schär-
fenſpieler kennt die Gefahr des Diebes und die Nothwendigkeit der
raſchen Entäußerung des Geſtohlenen. Daher bietet und zahlt
er Preiſe, bei denen er in der That einen ungeheuern Gewinn
macht, und ſich unendlich viel beſſer ſteht als der Dieb ſelbſt, da
er oft nicht den zehnten oder gar zwanzigſten Theil des wahren
Werths zahlt. Die Schärfenſpieler ſind die wahren Tonangeber
und Gewalthaber (Mauſchel) der handelnden Diebe, deren Perſon
und Jnduſtrie ihnen genau bekannt iſt, und welche ſie im Be-
wußtſein ihrer Unentbehrlichkeit und Gewalt ſogleich nach gehan-
deltem Maſſematten oft auf eine berechnet zudringliche und gefähr-
liche Weiſe umſchwärmen, um ſie zu deſto raſcherm Abſatz des
Geſtohlenen zu zwingen. Jener außerordentliche Gewinn iſt der
Grund, weshalb die Schärfenſpieler, welche immer mit dem Schein
des ehrlichen Verkehrs ſich den Weg durch alle bürgerliche Ver-
kehrskreiſe offen halten, die eifrigſten und gefährlichſten Baldower
ſind, welche den verbündeten Gaunern nicht nur die gelegentlichen
Maſſematten nachweiſen, ſondern auch geradezu beſtimmte Waaren
bei ihnen beſtellen, deren Conjunctur augenblicklich günſtig iſt, und
welche dem Schärfenſpieler beim Verkaufe den beſten Gewinn ab-
werfen. So ſehr man bei Entdeckung eines Schärfenſpielerlagers
2)
1) Vgl. Abſchnitt I, in der Darſtellung der Niederländiſchen Banden, die
Andeutungen über Jakob Moyſes zu Winoshoot bei Gröningen, den Vater des
Abraham Jakob und Schwiegervater des Picard (vgl. „Rheiniſche Räuber-
banden“, I, 15 fg.).
2) der Dieb für ſein Stehlen, als auch der Schärfenſpieler für ſein Verhandeln
des Geſtohlenen gebraucht.
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