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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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spiesse, wie Kochemerbajiss, Kochemerkitt und Chessen-
kitt
gebraucht (vgl. die Etymologie, Kap. 52). Auch ist besonders
in Süddeutschland noch der Ausdruck Chessenfinkel 1) üblich.
Jn gleicher Bedeutung und Zusammensetzung, wie Spiesse, wird
auch Penne (von [fremdsprachliches Material - fehlt] [pono] 2), sich wenden, herzu wenden, ein-
kehren) gebraucht, wovon das verdorbene Finne und Finchen,
kleines Behältniß, Krug, Glas, und Lesfinne, die Ladenkasse,
(vgl. Kap. 66), sowie das niederdeutsche Pinn für Herberge,
Verkehr, besonders Gaunerverkehr. Ebenfalls nur zur bestimm-
tern Bezeichnung dient die Composition Chessenpenne, Koche-
merpenne.
Für das Einkehren in die Penne oder Spiesse wird
auch noch das Zeitwort pennen gebraucht.

Allgemeine Ausdrücke für Wirthshaus ohne speciellen Bezug
auf Gaunerverkehr sind: Aules (in analoger Derivation wie
Penne von pono, abzuleiten von: [fremdsprachliches Material - fehlt] [olo], aufsteigen, hinauf-
ziehen), Krug, Krugwirthschaft, Wirthshaus. Ferner Schwäche,
Schwächaules, Schwächkitt
(von [fremdsprachliches Material - fehlt] [sowa], und [fremdsprachliches Material - fehlt]
[sowea], satt werden, sich sättigen mit Speise und Trank) 3),
das Wirthshaus, wovon Schwächer, der Wirth; schwächerlich,
durstig; Schwächfinchen, Schwächbecher, das Trinkgeschirr,
Trinkbecher. Endlich Schöcherkitt (von [fremdsprachliches Material - fehlt] [schochar], trinken),
das Krughaus, besonders Bierhaus, Weinhaus, wovon schöchern

1) Finkel, von Funke, funkeln, ist eigentlich jeder Ort, wo Feuer gehalten
wird, Küche, Haus. Die mit dem zigeunerischen Tschor (Dieb) zusammen-
gesetzten Wörter Tschorbajis, Tschorkitt findet man nur bei Pfister und
denen, welche sein Wörterbuch ausgebeutet haben. Außerdem sind mir diese
ungeheuerlichen Wörter in der Praxis nicht vorgekommen, obgleich es sonst die
wunderlichsten Compositionen in der Gaunersprache gibt, wie z. B. im Hild-
burghausener Verzeichniß: Amtskehrspeiß, zusammengesetzt aus Amt (deutsch),
kero (zigeunerisch) und Spiesse (jüdisch-deutsch), das Amtshaus, Gerichtshaus.
2) Davon der mindestens in Norddeutschland übliche volksthümliche Aus-
druck: Jemanden poniren, jemanden im Wirthshause freihalten, traktiren,
welches schwerlich direct vom lateinischen ponere abzuleiten ist.
3) Nicht füglich vom deutschen Schwächen, "indem das übermäßige
Trinken schwächt", wie Pott, a. a. O., II, 36, O., als mögliche Ableitung
anführt.

ſpieſſe, wie Kochemerbajiſſ, Kochemerkitt und Cheſſen-
kitt
gebraucht (vgl. die Etymologie, Kap. 52). Auch iſt beſonders
in Süddeutſchland noch der Ausdruck Cheſſenfinkel 1) üblich.
Jn gleicher Bedeutung und Zuſammenſetzung, wie Spieſſe, wird
auch Penne (von [fremdsprachliches Material – fehlt] [pono] 2), ſich wenden, herzu wenden, ein-
kehren) gebraucht, wovon das verdorbene Finne und Finchen,
kleines Behältniß, Krug, Glas, und Lesfinne, die Ladenkaſſe,
(vgl. Kap. 66), ſowie das niederdeutſche Pinn für Herberge,
Verkehr, beſonders Gaunerverkehr. Ebenfalls nur zur beſtimm-
tern Bezeichnung dient die Compoſition Cheſſenpenne, Koche-
merpenne.
Für das Einkehren in die Penne oder Spieſſe wird
auch noch das Zeitwort pennen gebraucht.

Allgemeine Ausdrücke für Wirthshaus ohne ſpeciellen Bezug
auf Gaunerverkehr ſind: Aules (in analoger Derivation wie
Penne von pono, abzuleiten von: [fremdsprachliches Material – fehlt] [olo], aufſteigen, hinauf-
ziehen), Krug, Krugwirthſchaft, Wirthshaus. Ferner Schwäche,
Schwächaules, Schwächkitt
(von [fremdsprachliches Material – fehlt] [sowa], und [fremdsprachliches Material – fehlt]
[sowea], ſatt werden, ſich ſättigen mit Speiſe und Trank) 3),
das Wirthshaus, wovon Schwächer, der Wirth; ſchwächerlich,
durſtig; Schwächfinchen, Schwächbecher, das Trinkgeſchirr,
Trinkbecher. Endlich Schöcherkitt (von [fremdsprachliches Material – fehlt] [schochar], trinken),
das Krughaus, beſonders Bierhaus, Weinhaus, wovon ſchöchern

1) Finkel, von Funke, funkeln, iſt eigentlich jeder Ort, wo Feuer gehalten
wird, Küche, Haus. Die mit dem zigeuneriſchen Tſchor (Dieb) zuſammen-
geſetzten Wörter Tſchorbajis, Tſchorkitt findet man nur bei Pfiſter und
denen, welche ſein Wörterbuch ausgebeutet haben. Außerdem ſind mir dieſe
ungeheuerlichen Wörter in der Praxis nicht vorgekommen, obgleich es ſonſt die
wunderlichſten Compoſitionen in der Gaunerſprache gibt, wie z. B. im Hild-
burghauſener Verzeichniß: Amtskehrſpeiß, zuſammengeſetzt aus Amt (deutſch),
kero (zigeuneriſch) und Spieſſe (jüdiſch-deutſch), das Amtshaus, Gerichtshaus.
2) Davon der mindeſtens in Norddeutſchland übliche volksthümliche Aus-
druck: Jemanden poniren, jemanden im Wirthshauſe freihalten, traktiren,
welches ſchwerlich direct vom lateiniſchen ponere abzuleiten iſt.
3) Nicht füglich vom deutſchen Schwächen, „indem das übermäßige
Trinken ſchwächt“, wie Pott, a. a. O., II, 36, O., als mögliche Ableitung
anführt.
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[328/0340] ſpieſſe, wie Kochemerbajiſſ, Kochemerkitt und Cheſſen- kitt gebraucht (vgl. die Etymologie, Kap. 52). Auch iſt beſonders in Süddeutſchland noch der Ausdruck Cheſſenfinkel 1) üblich. Jn gleicher Bedeutung und Zuſammenſetzung, wie Spieſſe, wird auch Penne (von _ [pono] 2), ſich wenden, herzu wenden, ein- kehren) gebraucht, wovon das verdorbene Finne und Finchen, kleines Behältniß, Krug, Glas, und Lesfinne, die Ladenkaſſe, (vgl. Kap. 66), ſowie das niederdeutſche Pinn für Herberge, Verkehr, beſonders Gaunerverkehr. Ebenfalls nur zur beſtimm- tern Bezeichnung dient die Compoſition Cheſſenpenne, Koche- merpenne. Für das Einkehren in die Penne oder Spieſſe wird auch noch das Zeitwort pennen gebraucht. Allgemeine Ausdrücke für Wirthshaus ohne ſpeciellen Bezug auf Gaunerverkehr ſind: Aules (in analoger Derivation wie Penne von pono, abzuleiten von: _ [olo], aufſteigen, hinauf- ziehen), Krug, Krugwirthſchaft, Wirthshaus. Ferner Schwäche, Schwächaules, Schwächkitt (von _ [sowa], und _ [sowea], ſatt werden, ſich ſättigen mit Speiſe und Trank) 3), das Wirthshaus, wovon Schwächer, der Wirth; ſchwächerlich, durſtig; Schwächfinchen, Schwächbecher, das Trinkgeſchirr, Trinkbecher. Endlich Schöcherkitt (von _ [schochar], trinken), das Krughaus, beſonders Bierhaus, Weinhaus, wovon ſchöchern 1) Finkel, von Funke, funkeln, iſt eigentlich jeder Ort, wo Feuer gehalten wird, Küche, Haus. Die mit dem zigeuneriſchen Tſchor (Dieb) zuſammen- geſetzten Wörter Tſchorbajis, Tſchorkitt findet man nur bei Pfiſter und denen, welche ſein Wörterbuch ausgebeutet haben. Außerdem ſind mir dieſe ungeheuerlichen Wörter in der Praxis nicht vorgekommen, obgleich es ſonſt die wunderlichſten Compoſitionen in der Gaunerſprache gibt, wie z. B. im Hild- burghauſener Verzeichniß: Amtskehrſpeiß, zuſammengeſetzt aus Amt (deutſch), kero (zigeuneriſch) und Spieſſe (jüdiſch-deutſch), das Amtshaus, Gerichtshaus. 2) Davon der mindeſtens in Norddeutſchland übliche volksthümliche Aus- druck: Jemanden poniren, jemanden im Wirthshauſe freihalten, traktiren, welches ſchwerlich direct vom lateiniſchen ponere abzuleiten iſt. 3) Nicht füglich vom deutſchen Schwächen, „indem das übermäßige Trinken ſchwächt“, wie Pott, a. a. O., II, 36, O., als mögliche Ableitung anführt.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/340>, abgerufen am 22.11.2024.