die eine Unzahl verkommener Schreibergestalten tauchen muß, um das Leben zu vergessen und endlich ganz berufsmäßig abzusterben: es kommt allein darauf an, die Ursachen der Schwächen anzu- deuten, welche von vielen trefflichen Polizeimännern Deutschlands schmerzlich empfunden werden, und welchen der einzelne nicht un- verzagt entgegenzutreten wagt, wenn sie nicht zum allgemeinen Ausdruck kommen und von Allen gemeinsam angegriffen werden.
Sechsundneunzigstes Kapitel. b)Die Aufrichtung von Lehrstühlen des Polizei- rechts.
Während in Deutschland es kaum irgendeinen Gewerbs- zweig, eine Kunst und Wissenschaft gibt, für welche nicht eine besondere Lehranstalt vorhanden wäre, gibt es gerade für die Polizei, welche doch in den ganzen Kreis aller social-politischen Verhältnisse hineinreicht, keine einzige praktische Lehranstalt in Deutschland. Kaum unternimmt es hier und da ein Professor, eine Theorie der Polizei vom Katheder herab zu dociren, welche, wenn sie auch die besten und zutreffendsten Begriffe vom Wesen und der Aufgabe der Polizei dargestellt hätte, doch unfruchtbar bleiben mußte, weil der Abgang eigener praktischer Erfahrung des Lehrenden die Theorie nicht lebendig machen konnte. Die Polizei ist vor allem die Wissenschaft der Praxis, welche das Leben bis in seine feinsten Adern durchdringt, und aus zahllosen Erfahrun- gen eine frische und freie Theorie des Lebens zum Schutz des Lebens construirt, gegen welche die abstracte Theorie wie eine leere Beschwörungsformel sich verhält. Von der andern Seite hat es den Praktikern an Zeit und Muth gefehlt, den Lehrstuhl zu be- steigen, von welchem der Nimbus wohltheoretisirender Gelehrsam- keit schon manches tüchtige Talent zurückgeschreckt hat, das oft auf eben demselben Lehrstuhl viel mehr genützt hätte als jene, hätte es auch nur einen einzelnen Zweig der Polizei, oder irgend-
die eine Unzahl verkommener Schreibergeſtalten tauchen muß, um das Leben zu vergeſſen und endlich ganz berufsmäßig abzuſterben: es kommt allein darauf an, die Urſachen der Schwächen anzu- deuten, welche von vielen trefflichen Polizeimännern Deutſchlands ſchmerzlich empfunden werden, und welchen der einzelne nicht un- verzagt entgegenzutreten wagt, wenn ſie nicht zum allgemeinen Ausdruck kommen und von Allen gemeinſam angegriffen werden.
Sechsundneunzigſtes Kapitel. b)Die Aufrichtung von Lehrſtühlen des Polizei- rechts.
Während in Deutſchland es kaum irgendeinen Gewerbs- zweig, eine Kunſt und Wiſſenſchaft gibt, für welche nicht eine beſondere Lehranſtalt vorhanden wäre, gibt es gerade für die Polizei, welche doch in den ganzen Kreis aller ſocial-politiſchen Verhältniſſe hineinreicht, keine einzige praktiſche Lehranſtalt in Deutſchland. Kaum unternimmt es hier und da ein Profeſſor, eine Theorie der Polizei vom Katheder herab zu dociren, welche, wenn ſie auch die beſten und zutreffendſten Begriffe vom Weſen und der Aufgabe der Polizei dargeſtellt hätte, doch unfruchtbar bleiben mußte, weil der Abgang eigener praktiſcher Erfahrung des Lehrenden die Theorie nicht lebendig machen konnte. Die Polizei iſt vor allem die Wiſſenſchaft der Praxis, welche das Leben bis in ſeine feinſten Adern durchdringt, und aus zahlloſen Erfahrun- gen eine friſche und freie Theorie des Lebens zum Schutz des Lebens conſtruirt, gegen welche die abſtracte Theorie wie eine leere Beſchwörungsformel ſich verhält. Von der andern Seite hat es den Praktikern an Zeit und Muth gefehlt, den Lehrſtuhl zu be- ſteigen, von welchem der Nimbus wohltheoretiſirender Gelehrſam- keit ſchon manches tüchtige Talent zurückgeſchreckt hat, das oft auf eben demſelben Lehrſtuhl viel mehr genützt hätte als jene, hätte es auch nur einen einzelnen Zweig der Polizei, oder irgend-
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die eine Unzahl verkommener Schreibergeſtalten tauchen muß, um
das Leben zu vergeſſen und endlich ganz berufsmäßig abzuſterben:
es kommt allein darauf an, die Urſachen der Schwächen anzu-
deuten, welche von vielen trefflichen Polizeimännern Deutſchlands
ſchmerzlich empfunden werden, und welchen der einzelne nicht un-
verzagt entgegenzutreten wagt, wenn ſie nicht zum allgemeinen
Ausdruck kommen und von Allen gemeinſam angegriffen werden.
Sechsundneunzigſtes Kapitel.
b) Die Aufrichtung von Lehrſtühlen des Polizei-
rechts.
Während in Deutſchland es kaum irgendeinen Gewerbs-
zweig, eine Kunſt und Wiſſenſchaft gibt, für welche nicht eine
beſondere Lehranſtalt vorhanden wäre, gibt es gerade für die
Polizei, welche doch in den ganzen Kreis aller ſocial-politiſchen
Verhältniſſe hineinreicht, keine einzige praktiſche Lehranſtalt in
Deutſchland. Kaum unternimmt es hier und da ein Profeſſor,
eine Theorie der Polizei vom Katheder herab zu dociren, welche,
wenn ſie auch die beſten und zutreffendſten Begriffe vom Weſen
und der Aufgabe der Polizei dargeſtellt hätte, doch unfruchtbar
bleiben mußte, weil der Abgang eigener praktiſcher Erfahrung des
Lehrenden die Theorie nicht lebendig machen konnte. Die Polizei
iſt vor allem die Wiſſenſchaft der Praxis, welche das Leben bis
in ſeine feinſten Adern durchdringt, und aus zahlloſen Erfahrun-
gen eine friſche und freie Theorie des Lebens zum Schutz des
Lebens conſtruirt, gegen welche die abſtracte Theorie wie eine leere
Beſchwörungsformel ſich verhält. Von der andern Seite hat es
den Praktikern an Zeit und Muth gefehlt, den Lehrſtuhl zu be-
ſteigen, von welchem der Nimbus wohltheoretiſirender Gelehrſam-
keit ſchon manches tüchtige Talent zurückgeſchreckt hat, das oft
auf eben demſelben Lehrſtuhl viel mehr genützt hätte als jene,
hätte es auch nur einen einzelnen Zweig der Polizei, oder irgend-
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/368>, abgerufen am 24.11.2024.
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