Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.sich anbringen ließen. Ueberraschend und ebenso interessant wie Sechstes Kapitel. b) Die Schwangerschaft. Die Vorschützung der Schwangerschaft 2) ist eine nament- 1) Auch über Verschwinden oder Unvertilgbarkeit von Narben sowie über die Sichtbarmachung verschwundener Brandmale werden in seinem "Handbuch", S. 113--115, höchst interessante Mittheilungen gemacht. Jedoch vermißt man bei Kaspar, wie bei Schürmayer ("Lehrbuch der gerichtlichen Medicin" und "Handbuch der medicinischen Polizei") und Bergmann ("Medicina forensis") eine für die Polizeiwissenschaft sehr wichtige Belehrung über die Möglichkeit der Vertilgung von sogenannten Leberflecken, Muttermalen und anderer Hautflecken. 2) Mir ist eine Person der Art vorgekommen, die 14 Monate lang an-
gab, im achten Monat schwanger zu gehen, und darauf hin viel Almosen und Kinderkleidung zusammengebracht und letztere verkauft hatte. Vagirende Gaunerinnen schützen beständig Schwangerschaft vor, wie die Dutzbetterinnen ſich anbringen ließen. Ueberraſchend und ebenſo intereſſant wie Sechstes Kapitel. β) Die Schwangerſchaft. Die Vorſchützung der Schwangerſchaft 2) iſt eine nament- 1) Auch über Verſchwinden oder Unvertilgbarkeit von Narben ſowie über die Sichtbarmachung verſchwundener Brandmale werden in ſeinem „Handbuch“, S. 113—115, höchſt intereſſante Mittheilungen gemacht. Jedoch vermißt man bei Kaspar, wie bei Schürmayer („Lehrbuch der gerichtlichen Medicin“ und „Handbuch der mediciniſchen Polizei“) und Bergmann („Medicina forensis“) eine für die Polizeiwiſſenſchaft ſehr wichtige Belehrung über die Möglichkeit der Vertilgung von ſogenannten Leberflecken, Muttermalen und anderer Hautflecken. 2) Mir iſt eine Perſon der Art vorgekommen, die 14 Monate lang an-
gab, im achten Monat ſchwanger zu gehen, und darauf hin viel Almoſen und Kinderkleidung zuſammengebracht und letztere verkauft hatte. Vagirende Gaunerinnen ſchützen beſtändig Schwangerſchaft vor, wie die Dutzbetterinnen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0053" n="41"/> ſich anbringen ließen. Ueberraſchend und ebenſo intereſſant wie<lb/> wichtig iſt die von Kasper <note place="foot" n="1)">Auch über Verſchwinden oder Unvertilgbarkeit von Narben ſowie über<lb/> die Sichtbarmachung verſchwundener Brandmale werden in ſeinem „Handbuch“,<lb/> S. 113—115, höchſt intereſſante Mittheilungen gemacht. Jedoch vermißt man<lb/> bei Kaspar, wie bei Schürmayer („Lehrbuch der gerichtlichen Medicin“ und<lb/> „Handbuch der mediciniſchen Polizei“) und Bergmann („<hi rendition="#aq">Medicina forensis</hi>“)<lb/> eine für die Polizeiwiſſenſchaft ſehr wichtige Belehrung über die Möglichkeit der<lb/> Vertilgung von ſogenannten Leberflecken, Muttermalen und anderer Hautflecken.</note> in Berlin gemachte und nach ihm<lb/> beſonders von den franzöſiſchen Aerzten Hutin und Tardieu durch<lb/> zahlreiche Beobachtungen geprüfte Entdeckung, daß Tätowirungen,<lb/> welche im Leben vorhanden waren, an der Leiche bis zur völligen<lb/> Unſichtbarkeit ſpurlos verſchwunden ſein können. Noch merk-<lb/> würdiger iſt die durch eine Menge Unterſuchungen als unzweifel-<lb/> haft bewieſene Thatſache, daß der Färbeſtoff der Tätowirungen<lb/> von den Lymphganglien abſorbirt wird, und daß der Färbeſtoff der<lb/> Tätowirungen am Arme ſich in den <hi rendition="#g">Achſeldrüſen</hi> unverkenn-<lb/> bar deutlich wiederfindet, wie ja denn in dem beim Kasper’ſchen<lb/> „Handbuch“ befindlichen Atlas, Taf. 8, Fig. 25, eine ſolche<lb/> Achſeldrüſe mit eingeſprenkeltem Zinnober dargeſtellt iſt. So be-<lb/> hauptet auch derſelbe, a. a. O., S. 118, daß ſchon bei Jndivi-<lb/> duen, welche <hi rendition="#g">erſt vor kurzem</hi> tätowirt waren, ſich Zinnober,<lb/> Kohle u. dgl. in den Lymphdrüſen fand. Ebenſo intereſſant iſt<lb/> der von ihm, S. 119, mitgetheilte, vollkommen gelungene Ver-<lb/> ſuch Tardieu’s, Tätowirungen künſtlich ſchwinden zu machen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Sechstes Kapitel.<lb/> β) Die Schwangerſchaft.</hi> </head><lb/> <p>Die Vorſchützung der <hi rendition="#g">Schwangerſchaft</hi> <note xml:id="seg2pn_5_1" next="#seg2pn_5_2" place="foot" n="2)">Mir iſt eine Perſon der Art vorgekommen, die 14 Monate lang an-<lb/> gab, im achten Monat ſchwanger zu gehen, und darauf hin viel Almoſen und<lb/> Kinderkleidung zuſammengebracht und letztere verkauft hatte. Vagirende<lb/> Gaunerinnen ſchützen beſtändig Schwangerſchaft vor, wie die Dutzbetterinnen</note> iſt eine nament-<lb/> lich von <hi rendition="#g">verhafteten</hi> Gaunerinnen zunächſt faſt regelmäßig<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0053]
ſich anbringen ließen. Ueberraſchend und ebenſo intereſſant wie
wichtig iſt die von Kasper 1) in Berlin gemachte und nach ihm
beſonders von den franzöſiſchen Aerzten Hutin und Tardieu durch
zahlreiche Beobachtungen geprüfte Entdeckung, daß Tätowirungen,
welche im Leben vorhanden waren, an der Leiche bis zur völligen
Unſichtbarkeit ſpurlos verſchwunden ſein können. Noch merk-
würdiger iſt die durch eine Menge Unterſuchungen als unzweifel-
haft bewieſene Thatſache, daß der Färbeſtoff der Tätowirungen
von den Lymphganglien abſorbirt wird, und daß der Färbeſtoff der
Tätowirungen am Arme ſich in den Achſeldrüſen unverkenn-
bar deutlich wiederfindet, wie ja denn in dem beim Kasper’ſchen
„Handbuch“ befindlichen Atlas, Taf. 8, Fig. 25, eine ſolche
Achſeldrüſe mit eingeſprenkeltem Zinnober dargeſtellt iſt. So be-
hauptet auch derſelbe, a. a. O., S. 118, daß ſchon bei Jndivi-
duen, welche erſt vor kurzem tätowirt waren, ſich Zinnober,
Kohle u. dgl. in den Lymphdrüſen fand. Ebenſo intereſſant iſt
der von ihm, S. 119, mitgetheilte, vollkommen gelungene Ver-
ſuch Tardieu’s, Tätowirungen künſtlich ſchwinden zu machen.
Sechstes Kapitel.
β) Die Schwangerſchaft.
Die Vorſchützung der Schwangerſchaft 2) iſt eine nament-
lich von verhafteten Gaunerinnen zunächſt faſt regelmäßig
1) Auch über Verſchwinden oder Unvertilgbarkeit von Narben ſowie über
die Sichtbarmachung verſchwundener Brandmale werden in ſeinem „Handbuch“,
S. 113—115, höchſt intereſſante Mittheilungen gemacht. Jedoch vermißt man
bei Kaspar, wie bei Schürmayer („Lehrbuch der gerichtlichen Medicin“ und
„Handbuch der mediciniſchen Polizei“) und Bergmann („Medicina forensis“)
eine für die Polizeiwiſſenſchaft ſehr wichtige Belehrung über die Möglichkeit der
Vertilgung von ſogenannten Leberflecken, Muttermalen und anderer Hautflecken.
2) Mir iſt eine Perſon der Art vorgekommen, die 14 Monate lang an-
gab, im achten Monat ſchwanger zu gehen, und darauf hin viel Almoſen und
Kinderkleidung zuſammengebracht und letztere verkauft hatte. Vagirende
Gaunerinnen ſchützen beſtändig Schwangerſchaft vor, wie die Dutzbetterinnen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |