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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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geübte Simulation, um aus der strengen Haft und Hausordnung
der Untersuchungsgefängnisse in die leichtere Detention der Kranken-
häuser überzugehen, in denen das Entspringen sehr erleichtert
wird, und sehr häufig gelingt./ Die auch im Gefängniß ebenso
gut anzustellende Beobachtung des Arztes muß hier allein ent-
scheiden, und die Uebersiedelung darf nur auf die bestimmteste An-
ordnung des Arztes geschehen, da die Gaunerinnen mit nichts
mehr und feiner Jntriguen spinnen, als mit der Debilität der
weiblichen Natur. Erfahrene und legitimationslos umherziehende
Gaunerinnen säugen ihre Kinder sehr lange, und sorgen, selbst
wenn das Kind gestorben ist, dafür, daß ihnen die Milch nicht
vergeht, indem sie auf die Sorglosigkeit der Behörden, und auf
die lästige Umständlichkeit der Kinderverpflegung rechnen, wenn
sie bei einer Verhaftung auf Verdacht angeben, daß sie im be-
nachbarten Orte einen hülflosen Säugling zurückgelassen hätten,
wobei denn die allenfalls angestellte ärztliche Untersuchung die
Existenz des Säuglings wahrscheinlich macht, und wozu denn auch
wol nöthigenfalls aus der ersten besten Chessenpenne irgendein
Kind von den vertrauten Genossen zur Aushülfe herbeigebracht
wird. Jn solcher Weise werden nicht selten Gaunerinnen über
die Grenze geschoben mit ganz fremden Kindern, für welche sie
keine Mutterliebe haben, und die sie hinter dem nächsten Bauern-
hause aussetzen, wenn sie ihnen nicht sogleich von den Lieferanten
abgenommen werden.



Siebentes Kapitel.
g) Die Epilepsie.

Eine der am meisten cultivirten Betrügereien ist die Simu-
lation epileptischer Zufälle (Tippel, Pille,
Fallsucht).

des Liber Vagatorum, weil sie die Scheu der Behörde vor den Wochenbetten
legitimationsloser Personen kennen.

geübte Simulation, um aus der ſtrengen Haft und Hausordnung
der Unterſuchungsgefängniſſe in die leichtere Detention der Kranken-
häuſer überzugehen, in denen das Entſpringen ſehr erleichtert
wird, und ſehr häufig gelingt./ Die auch im Gefängniß ebenſo
gut anzuſtellende Beobachtung des Arztes muß hier allein ent-
ſcheiden, und die Ueberſiedelung darf nur auf die beſtimmteſte An-
ordnung des Arztes geſchehen, da die Gaunerinnen mit nichts
mehr und feiner Jntriguen ſpinnen, als mit der Debilität der
weiblichen Natur. Erfahrene und legitimationslos umherziehende
Gaunerinnen ſäugen ihre Kinder ſehr lange, und ſorgen, ſelbſt
wenn das Kind geſtorben iſt, dafür, daß ihnen die Milch nicht
vergeht, indem ſie auf die Sorgloſigkeit der Behörden, und auf
die läſtige Umſtändlichkeit der Kinderverpflegung rechnen, wenn
ſie bei einer Verhaftung auf Verdacht angeben, daß ſie im be-
nachbarten Orte einen hülfloſen Säugling zurückgelaſſen hätten,
wobei denn die allenfalls angeſtellte ärztliche Unterſuchung die
Exiſtenz des Säuglings wahrſcheinlich macht, und wozu denn auch
wol nöthigenfalls aus der erſten beſten Cheſſenpenne irgendein
Kind von den vertrauten Genoſſen zur Aushülfe herbeigebracht
wird. Jn ſolcher Weiſe werden nicht ſelten Gaunerinnen über
die Grenze geſchoben mit ganz fremden Kindern, für welche ſie
keine Mutterliebe haben, und die ſie hinter dem nächſten Bauern-
hauſe ausſetzen, wenn ſie ihnen nicht ſogleich von den Lieferanten
abgenommen werden.



Siebentes Kapitel.
γ) Die Epilepſie.

Eine der am meiſten cultivirten Betrügereien iſt die Simu-
lation epileptiſcher Zufälle (Tippel, Pille,
Fallſucht).

des Liber Vagatorum, weil ſie die Scheu der Behörde vor den Wochenbetten
legitimationsloſer Perſonen kennen.
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[42/0054] geübte Simulation, um aus der ſtrengen Haft und Hausordnung der Unterſuchungsgefängniſſe in die leichtere Detention der Kranken- häuſer überzugehen, in denen das Entſpringen ſehr erleichtert wird, und ſehr häufig gelingt./ Die auch im Gefängniß ebenſo gut anzuſtellende Beobachtung des Arztes muß hier allein ent- ſcheiden, und die Ueberſiedelung darf nur auf die beſtimmteſte An- ordnung des Arztes geſchehen, da die Gaunerinnen mit nichts mehr und feiner Jntriguen ſpinnen, als mit der Debilität der weiblichen Natur. Erfahrene und legitimationslos umherziehende Gaunerinnen ſäugen ihre Kinder ſehr lange, und ſorgen, ſelbſt wenn das Kind geſtorben iſt, dafür, daß ihnen die Milch nicht vergeht, indem ſie auf die Sorgloſigkeit der Behörden, und auf die läſtige Umſtändlichkeit der Kinderverpflegung rechnen, wenn ſie bei einer Verhaftung auf Verdacht angeben, daß ſie im be- nachbarten Orte einen hülfloſen Säugling zurückgelaſſen hätten, wobei denn die allenfalls angeſtellte ärztliche Unterſuchung die Exiſtenz des Säuglings wahrſcheinlich macht, und wozu denn auch wol nöthigenfalls aus der erſten beſten Cheſſenpenne irgendein Kind von den vertrauten Genoſſen zur Aushülfe herbeigebracht wird. Jn ſolcher Weiſe werden nicht ſelten Gaunerinnen über die Grenze geſchoben mit ganz fremden Kindern, für welche ſie keine Mutterliebe haben, und die ſie hinter dem nächſten Bauern- hauſe ausſetzen, wenn ſie ihnen nicht ſogleich von den Lieferanten abgenommen werden. Siebentes Kapitel. γ) Die Epilepſie. Eine der am meiſten cultivirten Betrügereien iſt die Simu- lation epileptiſcher Zufälle (Tippel, Pille, Fallſucht). 2) 2) des Liber Vagatorum, weil ſie die Scheu der Behörde vor den Wochenbetten legitimationsloſer Perſonen kennen.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/54>, abgerufen am 23.11.2024.