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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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schlüpfen in alle Ecken und Winkel, wo der wunderbare Proceß
der Gedankenverkörperung zu sprachlichen Ausdrucksformen nur
irgend möglich war, verdeutlicht werden, von den dämonischen
Typen der Zaubermystik an bis zur offenen frechen Metapher der
alltäglichen Redensart. So konnte denn auch in der historischen
Folge der gaunersprachlichen Documente und in der stets fluctui-
renden Beimischung dieser oder jener fremdartigen Stoffe die Zu-
sammensetzung des Gaunerthums selbst und der merkwürdig be-
lebte Zug und Wechsel seiner Jüngerschaft erkannt, so konnten
durchgreifende Compositionen und Flexionen für die grammatische
Betrachtung gefunden, hervorgehoben und für die Kritik der ver-
schiedenen Formen bestimmtere Grundzüge nachgewiesen werden,
welche überallhin greifen, historische, topische, socialpolitische und
persönliche Bezüge haben und selbst auf biblischhistorische That-
sachen und Personen zurückzuführen sind, wie im Wörterbuche
mehrfach nachgewiesen ist. Auf diesen Grundlagen ward endlich
die kritische Untersuchung der einzelnen Wörter und Redensarten
in der Gaunersprache, sowie die Abweisung alles dessen möglich,
was in der Literatur des Gaunerthums auf die unverantwort-
lichste Weise in die Gaunersprache eingeschwärzt worden ist. Welcher
Unfug dabei getrieben worden ist, welche bodenlose Eitelkeit, Leicht-
fertigkeit und verwegene Unwissenheit dabei sich breit gemacht hat,
wird man aus der Vergleichung der alten Urkunden, sowie aus
der kritischen Untersuchung einzelner Erscheinungen derart erkennen,
eine Kritik, die dem Verfasser ebenso nothwendig erschien, wie ihr
Gegenstand von Herzensgrund ihn anwiderte.

Zu seinem eigenen Versuche eines kritischen Wörterbuchs
der Gaunersprache
bemerkt der Verfasser endlich noch, daß es
keineswegs in seinem Plane lag, ein erschöpfendes Wörterbuch zu
schreiben, das von sehr großem Umfang hätte sein müssen und
zu welchem er bessere Muße und vollständigere Hülfsmittel ab-
warten muß. Vor der Hand war ihm darum zu thun, eine kri-

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ſchlüpfen in alle Ecken und Winkel, wo der wunderbare Proceß
der Gedankenverkörperung zu ſprachlichen Ausdrucksformen nur
irgend möglich war, verdeutlicht werden, von den dämoniſchen
Typen der Zaubermyſtik an bis zur offenen frechen Metapher der
alltäglichen Redensart. So konnte denn auch in der hiſtoriſchen
Folge der gaunerſprachlichen Documente und in der ſtets fluctui-
renden Beimiſchung dieſer oder jener fremdartigen Stoffe die Zu-
ſammenſetzung des Gaunerthums ſelbſt und der merkwürdig be-
lebte Zug und Wechſel ſeiner Jüngerſchaft erkannt, ſo konnten
durchgreifende Compoſitionen und Flexionen für die grammatiſche
Betrachtung gefunden, hervorgehoben und für die Kritik der ver-
ſchiedenen Formen beſtimmtere Grundzüge nachgewieſen werden,
welche überallhin greifen, hiſtoriſche, topiſche, ſocialpolitiſche und
perſönliche Bezüge haben und ſelbſt auf bibliſchhiſtoriſche That-
ſachen und Perſonen zurückzuführen ſind, wie im Wörterbuche
mehrfach nachgewieſen iſt. Auf dieſen Grundlagen ward endlich
die kritiſche Unterſuchung der einzelnen Wörter und Redensarten
in der Gaunerſprache, ſowie die Abweiſung alles deſſen möglich,
was in der Literatur des Gaunerthums auf die unverantwort-
lichſte Weiſe in die Gaunerſprache eingeſchwärzt worden iſt. Welcher
Unfug dabei getrieben worden iſt, welche bodenloſe Eitelkeit, Leicht-
fertigkeit und verwegene Unwiſſenheit dabei ſich breit gemacht hat,
wird man aus der Vergleichung der alten Urkunden, ſowie aus
der kritiſchen Unterſuchung einzelner Erſcheinungen derart erkennen,
eine Kritik, die dem Verfaſſer ebenſo nothwendig erſchien, wie ihr
Gegenſtand von Herzensgrund ihn anwiderte.

Zu ſeinem eigenen Verſuche eines kritiſchen Wörterbuchs
der Gaunerſprache
bemerkt der Verfaſſer endlich noch, daß es
keineswegs in ſeinem Plane lag, ein erſchöpfendes Wörterbuch zu
ſchreiben, das von ſehr großem Umfang hätte ſein müſſen und
zu welchem er beſſere Muße und vollſtändigere Hülfsmittel ab-
warten muß. Vor der Hand war ihm darum zu thun, eine kri-

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[XIX/0023] ſchlüpfen in alle Ecken und Winkel, wo der wunderbare Proceß der Gedankenverkörperung zu ſprachlichen Ausdrucksformen nur irgend möglich war, verdeutlicht werden, von den dämoniſchen Typen der Zaubermyſtik an bis zur offenen frechen Metapher der alltäglichen Redensart. So konnte denn auch in der hiſtoriſchen Folge der gaunerſprachlichen Documente und in der ſtets fluctui- renden Beimiſchung dieſer oder jener fremdartigen Stoffe die Zu- ſammenſetzung des Gaunerthums ſelbſt und der merkwürdig be- lebte Zug und Wechſel ſeiner Jüngerſchaft erkannt, ſo konnten durchgreifende Compoſitionen und Flexionen für die grammatiſche Betrachtung gefunden, hervorgehoben und für die Kritik der ver- ſchiedenen Formen beſtimmtere Grundzüge nachgewieſen werden, welche überallhin greifen, hiſtoriſche, topiſche, ſocialpolitiſche und perſönliche Bezüge haben und ſelbſt auf bibliſchhiſtoriſche That- ſachen und Perſonen zurückzuführen ſind, wie im Wörterbuche mehrfach nachgewieſen iſt. Auf dieſen Grundlagen ward endlich die kritiſche Unterſuchung der einzelnen Wörter und Redensarten in der Gaunerſprache, ſowie die Abweiſung alles deſſen möglich, was in der Literatur des Gaunerthums auf die unverantwort- lichſte Weiſe in die Gaunerſprache eingeſchwärzt worden iſt. Welcher Unfug dabei getrieben worden iſt, welche bodenloſe Eitelkeit, Leicht- fertigkeit und verwegene Unwiſſenheit dabei ſich breit gemacht hat, wird man aus der Vergleichung der alten Urkunden, ſowie aus der kritiſchen Unterſuchung einzelner Erſcheinungen derart erkennen, eine Kritik, die dem Verfaſſer ebenſo nothwendig erſchien, wie ihr Gegenſtand von Herzensgrund ihn anwiderte. Zu ſeinem eigenen Verſuche eines kritiſchen Wörterbuchs der Gaunerſprache bemerkt der Verfaſſer endlich noch, daß es keineswegs in ſeinem Plane lag, ein erſchöpfendes Wörterbuch zu ſchreiben, das von ſehr großem Umfang hätte ſein müſſen und zu welchem er beſſere Muße und vollſtändigere Hülfsmittel ab- warten muß. Vor der Hand war ihm darum zu thun, eine kri- **2

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. XIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/23>, abgerufen am 21.11.2024.