Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.des Eliah Levita 1544 zu Kostnitz die erste jüdischdeutsche Bibel- Salamo Ben Gabirol (1674), wo es ([fremdsprachliches Material]) in buchstäblich genauer
Uebertragung heißt: "Wer kann vollenden dein Achperkeit (Achtbarkeit, Ehre, Herrlichkeit)? Jn dein Thun beschaffen sie zu zählen durch ihr die Täg und Jahr und Zeit die angebreiten und zu machen Sprazen (Sprossen, Zweige) durch ihr Bäume, die da machen Obst und süße Sänftung von der Masol (Gestirn) das da heißt [fremdsprachliches Material] und Ausziehung das Masol [fremdsprachliches Material] gefeißt und zweighaftig sechs Chodoschim (Monate) geht." -- Welche Sprache, wenn auch zur Zeit des tiefsten Verfalls der deutschen Sprache selbst! des Eliah Levita 1544 zu Koſtnitz die erſte jüdiſchdeutſche Bibel- Salamo Ben Gabirol (1674), wo es ([fremdsprachliches Material]) in buchſtäblich genauer
Uebertragung heißt: „Wer kann vollenden dein Achperkeit (Achtbarkeit, Ehre, Herrlichkeit)? Jn dein Thun beſchaffen ſie zu zählen durch ihr die Täg und Jahr und Zeit die angebreiten und zu machen Sprazen (Sproſſen, Zweige) durch ihr Bäume, die da machen Obſt und ſüße Sänftung von der Maſol (Geſtirn) das da heißt [fremdsprachliches Material] und Ausziehung das Maſol [fremdsprachliches Material] gefeißt und zweighaftig ſechs Chodoſchim (Monate) geht.“ — Welche Sprache, wenn auch zur Zeit des tiefſten Verfalls der deutſchen Sprache ſelbſt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0244" n="210"/> des Eliah Levita 1544 zu Koſtnitz die erſte jüdiſchdeutſche Bibel-<lb/> überſetzung erſchienen war, folgten raſch noch andere, mehr oder<lb/> minder vollſtändige Ueberſetzungen, unter welchen die ſpätere (1622)<lb/> für Frauen (<gap reason="fm"/>) des Jakob Bar Jſaak zu Prag und<lb/> die 1676 zu Amſterdam von Joſeph Bar Alexander Witzenhauſen<lb/> wie auch die minder tüchtige des Jekuthiel B. Jſaak (Blitz) eben-<lb/> daſelbſt (1679) Beachtung verdienen. Eine ſehr große Menge<lb/> Sittenbücher, Erzählungen aus dem Talmud, Geſchichtsbücher<lb/> (Maáſebücher), Chroniken wurden hier und dort gedruckt. Es wur-<lb/> den bibliſche Geſchichten, wie der Verkauf Joſeph’s (<hi rendition="#aq">Mechirus<lb/> Joseph</hi>), der Kampf David’s mit Goliath, die Geſchichte Eſther’s<lb/> (Ahasverusſpiel), dramatiſch bearbeitet, beſonders für die Auffüh-<lb/> rung am Purimfeſte. Auch in die deutſchen Sagenkreiſe wie in<lb/> die deutſche Volkspoeſie und Volkserzählung drang die jüdiſch-<lb/> deutſche Literatur hinein, wie z. B. ausweiſt: „Ein ſchön Maaſe<lb/> von König Artus’ Hof (Ritter Wieduwilt)“; „Beſtändige Lieb-<lb/> ſchaft von Pleris und Blankeflier“; „Hiſtorie von Ritter Sig-<lb/> mund und Magdalena“; „Die Sieben weiſen Meiſter“; „Ge-<lb/> ſchichte des Fortunatus mit ſeinem Seckel und Wünſchhütlein“;<lb/> „Kaiſer Octavianus“; „Seltzame und kurzweilig Geſchichte der<lb/> Schildbürger“; „Eulenſpiegel“ u. ſ. w. So breitete ſich auch die<lb/> Literatur auf das Gebiet der Geſchichte, Dogmatik, Polemik,<lb/> Ethik, Liturgik, Aſcetik, Exegetik, Phyſik und über faſt alle das<lb/> ſittliche, religiöſe und bürgerliche Leben berührende Gebiete aus,<lb/> ſodaß hier ein großer und, bei der Unbekanntſchaft mit dem Juden-<lb/> deutſch, noch ganz verborgener Literaturſchatz vorhanden iſt, über<lb/> welchen ſchon J. Buxtorf in ſeinem „<hi rendition="#aq">Thesaurus grammaticus</hi>“,<lb/><note xml:id="seg2pn_25_2" prev="#seg2pn_25_1" place="foot" n="2)">Salamo Ben Gabirol (1674), wo es (<gap reason="fm"/>) in buchſtäblich genauer<lb/> Uebertragung heißt: „Wer kann vollenden dein Achperkeit (Achtbarkeit, Ehre,<lb/> Herrlichkeit)? Jn dein Thun beſchaffen ſie zu zählen durch ihr die Täg und<lb/> Jahr und Zeit die angebreiten und zu machen Sprazen (Sproſſen, Zweige) durch<lb/> ihr Bäume, die da machen Obſt und ſüße Sänftung von der Maſol (Geſtirn)<lb/> das da heißt <gap reason="fm"/> und Ausziehung das Maſol <gap reason="fm"/> gefeißt und zweighaftig<lb/> ſechs Chodoſchim (Monate) geht.“ — Welche Sprache, wenn auch zur Zeit des<lb/> tiefſten Verfalls der deutſchen Sprache ſelbſt!</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [210/0244]
des Eliah Levita 1544 zu Koſtnitz die erſte jüdiſchdeutſche Bibel-
überſetzung erſchienen war, folgten raſch noch andere, mehr oder
minder vollſtändige Ueberſetzungen, unter welchen die ſpätere (1622)
für Frauen (_ ) des Jakob Bar Jſaak zu Prag und
die 1676 zu Amſterdam von Joſeph Bar Alexander Witzenhauſen
wie auch die minder tüchtige des Jekuthiel B. Jſaak (Blitz) eben-
daſelbſt (1679) Beachtung verdienen. Eine ſehr große Menge
Sittenbücher, Erzählungen aus dem Talmud, Geſchichtsbücher
(Maáſebücher), Chroniken wurden hier und dort gedruckt. Es wur-
den bibliſche Geſchichten, wie der Verkauf Joſeph’s (Mechirus
Joseph), der Kampf David’s mit Goliath, die Geſchichte Eſther’s
(Ahasverusſpiel), dramatiſch bearbeitet, beſonders für die Auffüh-
rung am Purimfeſte. Auch in die deutſchen Sagenkreiſe wie in
die deutſche Volkspoeſie und Volkserzählung drang die jüdiſch-
deutſche Literatur hinein, wie z. B. ausweiſt: „Ein ſchön Maaſe
von König Artus’ Hof (Ritter Wieduwilt)“; „Beſtändige Lieb-
ſchaft von Pleris und Blankeflier“; „Hiſtorie von Ritter Sig-
mund und Magdalena“; „Die Sieben weiſen Meiſter“; „Ge-
ſchichte des Fortunatus mit ſeinem Seckel und Wünſchhütlein“;
„Kaiſer Octavianus“; „Seltzame und kurzweilig Geſchichte der
Schildbürger“; „Eulenſpiegel“ u. ſ. w. So breitete ſich auch die
Literatur auf das Gebiet der Geſchichte, Dogmatik, Polemik,
Ethik, Liturgik, Aſcetik, Exegetik, Phyſik und über faſt alle das
ſittliche, religiöſe und bürgerliche Leben berührende Gebiete aus,
ſodaß hier ein großer und, bei der Unbekanntſchaft mit dem Juden-
deutſch, noch ganz verborgener Literaturſchatz vorhanden iſt, über
welchen ſchon J. Buxtorf in ſeinem „Thesaurus grammaticus“,
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2) Salamo Ben Gabirol (1674), wo es (_ ) in buchſtäblich genauer
Uebertragung heißt: „Wer kann vollenden dein Achperkeit (Achtbarkeit, Ehre,
Herrlichkeit)? Jn dein Thun beſchaffen ſie zu zählen durch ihr die Täg und
Jahr und Zeit die angebreiten und zu machen Sprazen (Sproſſen, Zweige) durch
ihr Bäume, die da machen Obſt und ſüße Sänftung von der Maſol (Geſtirn)
das da heißt _ und Ausziehung das Maſol _ gefeißt und zweighaftig
ſechs Chodoſchim (Monate) geht.“ — Welche Sprache, wenn auch zur Zeit des
tiefſten Verfalls der deutſchen Sprache ſelbſt!
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