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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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beim Auseinandergehen der Menschen sich immer weiter zerbröckelt
hat. Mit dem Weiterfortwandern der sich zu einzelnen Gruppen oder
Stämmen zusammenthuenden Menschen gestaltete sich dann das
aus der Ursprache Gerettete zu einem verkleinerten organischen
Ganzen, in welchem man den mehr oder minder größern Grad
der sittlichen und geistigen Entartung jedes Stammes ausgedrückt
findet.

So ist die große Menge von Sprachen entstanden, deren
nachgewiesene innere Verwandtschaft auf die frühere Spracheinheit
wie überhaupt auf eine einheitliche Abstammung des Menschen-
geschlechts zurückdeutet. Die vielen Sprachen lassen sich auf wenige
Sprachstämme zurückführen. Man unterscheidet den indoeuropäi-
schen oder indogermanischen, den semitischen, den nordafrikanischen,
den finnisch-tatarischen, den malaiisch-polynesischen, den chinesisch-
hinterindischen, den japanisch-kurilischen, den amerikanischen u. s. w.
Von allen diesen kommt in vorliegender Untersuchung nur der indo-
germanische
Sprachstamm in Betracht, welcher sich von der Süd-
spitze Vorderasiens in nordwestlicher Richtung über Südwestasien
und Europa bis Jsland hinzieht und die vorderindischen Sprachen,
die persische und alle europäischen (mit Ausnahme der türkischen,
ungarischen oder magyarischen, lappischen, finnischen und baskischen)
umfaßt und der größtentheils auf zweisilbigen Wurzeln beruht.
Dann ferner der semitische Sprachstamm, der im Westen des
großen indoeuropäischen Sprachstammes sich in Asien vom Mittel-
meere bis an den Euphrat und bis zum südlichen Arabien, in Afrika
östlich vom Nilquelland bis zum Mittelmeer und von da westlich
bis zum Atlantischen Ocean hinzieht. Er begreift in sich das Hebräi-
sche (mit welchem das Phönizische und Punische verwandt war), das
Aramäische, welches in das Syrische und Chaldäische zerfällt, das
Arabische mit vielen Mundarten und das Abyssinische (die Giß-
sprache); dieser Stamm geht auf dreisilbige Wurzeln zurück. 1)



1) Dittmar, a. a. O., I, 49 fg.
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beim Auseinandergehen der Menſchen ſich immer weiter zerbröckelt
hat. Mit dem Weiterfortwandern der ſich zu einzelnen Gruppen oder
Stämmen zuſammenthuenden Menſchen geſtaltete ſich dann das
aus der Urſprache Gerettete zu einem verkleinerten organiſchen
Ganzen, in welchem man den mehr oder minder größern Grad
der ſittlichen und geiſtigen Entartung jedes Stammes ausgedrückt
findet.

So iſt die große Menge von Sprachen entſtanden, deren
nachgewieſene innere Verwandtſchaft auf die frühere Spracheinheit
wie überhaupt auf eine einheitliche Abſtammung des Menſchen-
geſchlechts zurückdeutet. Die vielen Sprachen laſſen ſich auf wenige
Sprachſtämme zurückführen. Man unterſcheidet den indoeuropäi-
ſchen oder indogermaniſchen, den ſemitiſchen, den nordafrikaniſchen,
den finniſch-tatariſchen, den malaiiſch-polyneſiſchen, den chineſiſch-
hinterindiſchen, den japaniſch-kuriliſchen, den amerikaniſchen u. ſ. w.
Von allen dieſen kommt in vorliegender Unterſuchung nur der indo-
germaniſche
Sprachſtamm in Betracht, welcher ſich von der Süd-
ſpitze Vorderaſiens in nordweſtlicher Richtung über Südweſtaſien
und Europa bis Jsland hinzieht und die vorderindiſchen Sprachen,
die perſiſche und alle europäiſchen (mit Ausnahme der türkiſchen,
ungariſchen oder magyariſchen, lappiſchen, finniſchen und baskiſchen)
umfaßt und der größtentheils auf zweiſilbigen Wurzeln beruht.
Dann ferner der ſemitiſche Sprachſtamm, der im Weſten des
großen indoeuropäiſchen Sprachſtammes ſich in Aſien vom Mittel-
meere bis an den Euphrat und bis zum ſüdlichen Arabien, in Afrika
öſtlich vom Nilquelland bis zum Mittelmeer und von da weſtlich
bis zum Atlantiſchen Ocean hinzieht. Er begreift in ſich das Hebräi-
ſche (mit welchem das Phöniziſche und Puniſche verwandt war), das
Aramäiſche, welches in das Syriſche und Chaldäiſche zerfällt, das
Arabiſche mit vielen Mundarten und das Abyſſiniſche (die Giß-
ſprache); dieſer Stamm geht auf dreiſilbige Wurzeln zurück. 1)



1) Dittmar, a. a. O., I, 49 fg.
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[3/0037] beim Auseinandergehen der Menſchen ſich immer weiter zerbröckelt hat. Mit dem Weiterfortwandern der ſich zu einzelnen Gruppen oder Stämmen zuſammenthuenden Menſchen geſtaltete ſich dann das aus der Urſprache Gerettete zu einem verkleinerten organiſchen Ganzen, in welchem man den mehr oder minder größern Grad der ſittlichen und geiſtigen Entartung jedes Stammes ausgedrückt findet. So iſt die große Menge von Sprachen entſtanden, deren nachgewieſene innere Verwandtſchaft auf die frühere Spracheinheit wie überhaupt auf eine einheitliche Abſtammung des Menſchen- geſchlechts zurückdeutet. Die vielen Sprachen laſſen ſich auf wenige Sprachſtämme zurückführen. Man unterſcheidet den indoeuropäi- ſchen oder indogermaniſchen, den ſemitiſchen, den nordafrikaniſchen, den finniſch-tatariſchen, den malaiiſch-polyneſiſchen, den chineſiſch- hinterindiſchen, den japaniſch-kuriliſchen, den amerikaniſchen u. ſ. w. Von allen dieſen kommt in vorliegender Unterſuchung nur der indo- germaniſche Sprachſtamm in Betracht, welcher ſich von der Süd- ſpitze Vorderaſiens in nordweſtlicher Richtung über Südweſtaſien und Europa bis Jsland hinzieht und die vorderindiſchen Sprachen, die perſiſche und alle europäiſchen (mit Ausnahme der türkiſchen, ungariſchen oder magyariſchen, lappiſchen, finniſchen und baskiſchen) umfaßt und der größtentheils auf zweiſilbigen Wurzeln beruht. Dann ferner der ſemitiſche Sprachſtamm, der im Weſten des großen indoeuropäiſchen Sprachſtammes ſich in Aſien vom Mittel- meere bis an den Euphrat und bis zum ſüdlichen Arabien, in Afrika öſtlich vom Nilquelland bis zum Mittelmeer und von da weſtlich bis zum Atlantiſchen Ocean hinzieht. Er begreift in ſich das Hebräi- ſche (mit welchem das Phöniziſche und Puniſche verwandt war), das Aramäiſche, welches in das Syriſche und Chaldäiſche zerfällt, das Arabiſche mit vielen Mundarten und das Abyſſiniſche (die Giß- ſprache); dieſer Stamm geht auf dreiſilbige Wurzeln zurück. 1) 1) Dittmar, a. a. O., I, 49 fg. 1 *

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/37>, abgerufen am 14.12.2024.