jüdischd.: Das ist das Sepher vun mein' Achoß, nd.: Dat is das Bok vun min Syster.
Für die Flexion derjenigen hebräischen Nomina, welche als einzelne Typen zur Bezeichnung religiöser, bürgerlicher und socia- ler Begriffe im Judendeutsch wie technische Ausdrücke theils ver- einzelt, theils in ganzen Redensarten und Sprichwörtern gebraucht werden, ist für das Judendeutsche Folgendes aus der hebräischen Grammatik zu bemerken.
Eine ordentliche Flexion des Nomen durch Casus gibt es im Hebräischen nicht. Die Casusbezeichnung des Nomen ist daher entweder blos aus seiner Stellung im Satze zu erkennen oder wird durch Präpositionen bezeichnet, ohne daß die Form des No- men dabei eine Veränderung erleidet. Dieselbe wird nur durch Anhängung der Plural-, Dual- und Femininendungen und durch die Pronominalsuffixa (s. unten) verändert.
Jn Bezug auf das Geschlecht der im Jüdischdeutschen ge- brauchten hebräischen Wörter ist zu bemerken, daß, wie in allen semitischen Sprachen, so auch im Hebräischen, es nur zwei Geschlechter gibt, das männliche und das weibliche, und daß abstracte Begriffe, sachliche und unbelebte Gegenstände, welche in andern Sprachen vielfach durch das Neutrum bezeichnet werden, im Hebräischen entweder als männlich oder vorzugsweise als weiblich gedacht werden. Das männliche Geschlecht ist im ganzen das vorherrschende, wichtigere, und hat gar keine besondere Be- zeichnung. Das (ursprünglich auf [fremdsprachliches Material] auslautende) weibliche Geschlecht ist am häufigsten ein betontes [fremdsprachliches Material] = ah, z. B.: [fremdsprachliches Material], sus, Pferd, Fem. [fremdsprachliches Material], susah, Stute; oder ein unbetontes [fremdsprachliches Material], z. B.: [fremdsprachliches Material], kotel, der Tödtende, Fem. [fremdsprachliches Material], koteless, die Tödtende (nach einer Gutturalis [fremdsprachliches Material], z. B. Lev. 13, 57, [fremdsprachliches Material], porachass). Geht das Masculinum auf einen Vocal aus, so steht für [fremdsprachliches Material] nur [fremdsprachliches Material], z. B.: [fremdsprachliches Material], moabi, der Moa- bite, Fem. [fremdsprachliches Material], moabis, die Moabiterin. 1)
1) Das Weitere über den Gebrauch des Geschlechts s. bei Rödiger, a. a. O., §. 107, S. 204.
jüdiſchd.: Das iſt das Sepher vun mein’ Achoß, nd.: Dat is das Bok vun min Syſter.
Für die Flexion derjenigen hebräiſchen Nomina, welche als einzelne Typen zur Bezeichnung religiöſer, bürgerlicher und ſocia- ler Begriffe im Judendeutſch wie techniſche Ausdrücke theils ver- einzelt, theils in ganzen Redensarten und Sprichwörtern gebraucht werden, iſt für das Judendeutſche Folgendes aus der hebräiſchen Grammatik zu bemerken.
Eine ordentliche Flexion des Nomen durch Caſus gibt es im Hebräiſchen nicht. Die Caſusbezeichnung des Nomen iſt daher entweder blos aus ſeiner Stellung im Satze zu erkennen oder wird durch Präpoſitionen bezeichnet, ohne daß die Form des No- men dabei eine Veränderung erleidet. Dieſelbe wird nur durch Anhängung der Plural-, Dual- und Femininendungen und durch die Pronominalſuffixa (ſ. unten) verändert.
Jn Bezug auf das Geſchlecht der im Jüdiſchdeutſchen ge- brauchten hebräiſchen Wörter iſt zu bemerken, daß, wie in allen ſemitiſchen Sprachen, ſo auch im Hebräiſchen, es nur zwei Geſchlechter gibt, das männliche und das weibliche, und daß abſtracte Begriffe, ſachliche und unbelebte Gegenſtände, welche in andern Sprachen vielfach durch das Neutrum bezeichnet werden, im Hebräiſchen entweder als männlich oder vorzugsweiſe als weiblich gedacht werden. Das männliche Geſchlecht iſt im ganzen das vorherrſchende, wichtigere, und hat gar keine beſondere Be- zeichnung. Das (urſprünglich auf [fremdsprachliches Material] auslautende) weibliche Geſchlecht iſt am häufigſten ein betontes [fremdsprachliches Material] = ah, z. B.: [fremdsprachliches Material], sus, Pferd, Fem. [fremdsprachliches Material], susah, Stute; oder ein unbetontes [fremdsprachliches Material], z. B.: [fremdsprachliches Material], kotel, der Tödtende, Fem. [fremdsprachliches Material], koteless, die Tödtende (nach einer Gutturalis [fremdsprachliches Material], z. B. Lev. 13, 57, [fremdsprachliches Material], porachass). Geht das Masculinum auf einen Vocal aus, ſo ſteht für [fremdsprachliches Material] nur [fremdsprachliches Material], z. B.: [fremdsprachliches Material], moabi, der Moa- bite, Fem. [fremdsprachliches Material], moabis, die Moabiterin. 1)
1) Das Weitere über den Gebrauch des Geſchlechts ſ. bei Rödiger, a. a. O., §. 107, S. 204.
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einzelt, theils in ganzen Redensarten und Sprichwörtern gebraucht
werden, iſt für das Judendeutſche Folgendes aus der hebräiſchen
Grammatik zu bemerken.
Eine ordentliche Flexion des Nomen durch Caſus gibt es im
Hebräiſchen nicht. Die Caſusbezeichnung des Nomen iſt daher
entweder blos aus ſeiner Stellung im Satze zu erkennen oder
wird durch Präpoſitionen bezeichnet, ohne daß die Form des No-
men dabei eine Veränderung erleidet. Dieſelbe wird nur durch
Anhängung der Plural-, Dual- und Femininendungen und durch
die Pronominalſuffixa (ſ. unten) verändert.
Jn Bezug auf das Geſchlecht der im Jüdiſchdeutſchen ge-
brauchten hebräiſchen Wörter iſt zu bemerken, daß, wie in allen
ſemitiſchen Sprachen, ſo auch im Hebräiſchen, es nur zwei
Geſchlechter gibt, das männliche und das weibliche, und daß
abſtracte Begriffe, ſachliche und unbelebte Gegenſtände, welche in
andern Sprachen vielfach durch das Neutrum bezeichnet werden,
im Hebräiſchen entweder als männlich oder vorzugsweiſe als
weiblich gedacht werden. Das männliche Geſchlecht iſt im ganzen
das vorherrſchende, wichtigere, und hat gar keine beſondere Be-
zeichnung. Das (urſprünglich auf _ auslautende) weibliche
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bite, Fem. _ , moabis, die Moabiterin. 1)
1) Das Weitere über den Gebrauch des Geſchlechts ſ. bei Rödiger, a. a. O.,
§. 107, S. 204.
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/394>, abgerufen am 22.11.2024.
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