geraubt, [fremdsprachliches Material], gaslen, gasseln, ich gasle, habe gegaselt, werde gaseln; [fremdsprachliches Material], saraph, er hat gebrannt, [fremdsprachliches Material], sarfenen, bren- nen u. s. w. Aber nicht nur die Conjugation ist deutsch, die so- mit auf das vollständigste germanisirten hebräischen Zeitwörter. werden auch mit deutschen Präpositionen und Vorsetzsilben versehen, z. B.: [fremdsprachliches Material], acheln, essen: [fremdsprachliches Material], ausacheln; [fremdsprachliches Material], holchen, gehen: [fremdsprachliches Material], wegholchen, weggehen; [fremdsprachliches Material], beganfen, bestehlen; so ferner von [fremdsprachliches Material], sarfenen, brennen: [fremdsprachliches Material], aussarfenen, ausbren- nen; [fremdsprachliches Material], ansarfenen, anbrennen; [fremdsprachliches Material], absarfenen, abbren- nen; [fremdsprachliches Material], aufsarfenen, aufbrennen; [fremdsprachliches Material], einsarfenen, ein- brennen; [fremdsprachliches Material], durchsarfenen, durchbrennen.
Eine sehr eigenthümliche Bildung des jüdischdeutschen Zeit- worts findet darin statt, daß hebräische Participia, welche, wie schon erwähnt, dem Begriffe nach auch Adjectiva sind und meistens die Ableitungspräfixe [fremdsprachliches Material] haben, mit dem deutschen Hülfs- zeitwort sein verbunden werden, wobei das Zeitwort, der logischen Bedeutung des Stammworts entsprechend, als Transitivum be- handelt wird; z. B.: [fremdsprachliches Material], bun, wissen, kennen, verstehen; [fremdsprachliches Material], mevin, kennend, der Kenner, [fremdsprachliches Material], mevin sein, kennen; [fremdsprachliches Material], nazal, herausreißen, retten; [fremdsprachliches Material], mazzil, errettend, Erretter, [fremdsprachliches Material], mazzil sein, erretten; [fremdsprachliches Material], chadasch, neu sein, [fremdsprachliches Material], mechaddesch, neu, [fremdsprachliches Material], mechaddesch sein, erneuern, einwei- sen; [fremdsprachliches Material], kadasch, bereitet, bestimmt, heilig, geweiht sein, [fremdsprachliches Material], mekaddesch, geweiht, [fremdsprachliches Material], mekaddesch sein, weihen, heiligen; [fremdsprachliches Material], gasar, entscheiden, beschließen, bestimmen, [fremdsprachliches Material], goser, gauser ([fremdsprachliches Material], hagoser, hagauser), beschließend, der Verordnende, Be- schließende, Decretirende; [fremdsprachliches Material], goser, gauser sein, decretiren, be- schließen u. s. w. Nach ihrer transitiven Bedeutung haben sie das Object im Accusativ, oft aber auch das höhere Object der Person im Dativ. So sagt man ohne Umschweif: Jch bin mevin die Nachricht; ich bin dir mevin, ich kenne dich (ich bin dir ein Ken- nender); er hat mich (mir) mazzil gewesen aus der Sekono, er hat mich aus der Gefahr gerettet (ist mir ein Rettender gewesen). Die Vertiefung in die logische Bedeutung dieser als transitiv ge- dachten ungeheuerlichen Verbalcompositionen geht so weit in der
geraubt, [fremdsprachliches Material], gaſlen, gaſſeln, ich gaſle, habe gegaſelt, werde gaſeln; [fremdsprachliches Material], saraph, er hat gebrannt, [fremdsprachliches Material], ſarfenen, bren- nen u. ſ. w. Aber nicht nur die Conjugation iſt deutſch, die ſo- mit auf das vollſtändigſte germaniſirten hebräiſchen Zeitwörter. werden auch mit deutſchen Präpoſitionen und Vorſetzſilben verſehen, z. B.: [fremdsprachliches Material], acheln, eſſen: [fremdsprachliches Material], ausacheln; [fremdsprachliches Material], holchen, gehen: [fremdsprachliches Material], wegholchen, weggehen; [fremdsprachliches Material], beganfen, beſtehlen; ſo ferner von [fremdsprachliches Material], ſarfenen, brennen: [fremdsprachliches Material], ausſarfenen, ausbren- nen; [fremdsprachliches Material], anſarfenen, anbrennen; [fremdsprachliches Material], abſarfenen, abbren- nen; [fremdsprachliches Material], aufſarfenen, aufbrennen; [fremdsprachliches Material], einſarfenen, ein- brennen; [fremdsprachliches Material], durchſarfenen, durchbrennen.
Eine ſehr eigenthümliche Bildung des jüdiſchdeutſchen Zeit- worts findet darin ſtatt, daß hebräiſche Participia, welche, wie ſchon erwähnt, dem Begriffe nach auch Adjectiva ſind und meiſtens die Ableitungspräfixe [fremdsprachliches Material] haben, mit dem deutſchen Hülfs- zeitwort ſein verbunden werden, wobei das Zeitwort, der logiſchen Bedeutung des Stammworts entſprechend, als Tranſitivum be- handelt wird; z. B.: [fremdsprachliches Material], bun, wiſſen, kennen, verſtehen; [fremdsprachliches Material], mevin, kennend, der Kenner, [fremdsprachliches Material], mevin ſein, kennen; [fremdsprachliches Material], nazal, herausreißen, retten; [fremdsprachliches Material], mazzil, errettend, Erretter, [fremdsprachliches Material], mazzil ſein, erretten; [fremdsprachliches Material], chadasch, neu ſein, [fremdsprachliches Material], mechaddesch, neu, [fremdsprachliches Material], mechaddeſch ſein, erneuern, einwei- ſen; [fremdsprachliches Material], kadasch, bereitet, beſtimmt, heilig, geweiht ſein, [fremdsprachliches Material], mekaddesch, geweiht, [fremdsprachliches Material], mekaddeſch ſein, weihen, heiligen; [fremdsprachliches Material], gasar, entſcheiden, beſchließen, beſtimmen, [fremdsprachliches Material], goser, gauser ([fremdsprachliches Material], hagoser, hagauser), beſchließend, der Verordnende, Be- ſchließende, Decretirende; [fremdsprachliches Material], goſer, gauſer ſein, decretiren, be- ſchließen u. ſ. w. Nach ihrer tranſitiven Bedeutung haben ſie das Object im Accuſativ, oft aber auch das höhere Object der Perſon im Dativ. So ſagt man ohne Umſchweif: Jch bin mevin die Nachricht; ich bin dir mevin, ich kenne dich (ich bin dir ein Ken- nender); er hat mich (mir) mazzil geweſen aus der Sekono, er hat mich aus der Gefahr gerettet (iſt mir ein Rettender geweſen). Die Vertiefung in die logiſche Bedeutung dieſer als tranſitiv ge- dachten ungeheuerlichen Verbalcompoſitionen geht ſo weit in der
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mit auf das vollſtändigſte germaniſirten hebräiſchen Zeitwörter.
werden auch mit deutſchen Präpoſitionen und Vorſetzſilben verſehen,
z. B.: _ , acheln, eſſen: _ , ausacheln; _ , holchen, gehen:
_ , wegholchen, weggehen; _ , beganfen, beſtehlen; ſo ferner
von _ , ſarfenen, brennen: _ , ausſarfenen, ausbren-
nen; _ , anſarfenen, anbrennen; _ , abſarfenen, abbren-
nen; _ , aufſarfenen, aufbrennen; _ , einſarfenen, ein-
brennen; _ , durchſarfenen, durchbrennen.
Eine ſehr eigenthümliche Bildung des jüdiſchdeutſchen Zeit-
worts findet darin ſtatt, daß hebräiſche Participia, welche, wie
ſchon erwähnt, dem Begriffe nach auch Adjectiva ſind und meiſtens
die Ableitungspräfixe _ haben, mit dem deutſchen Hülfs-
zeitwort ſein verbunden werden, wobei das Zeitwort, der logiſchen
Bedeutung des Stammworts entſprechend, als Tranſitivum be-
handelt wird; z. B.: _ , bun, wiſſen, kennen, verſtehen;
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ſchließende, Decretirende; _ , goſer, gauſer ſein, decretiren, be-
ſchließen u. ſ. w. Nach ihrer tranſitiven Bedeutung haben ſie das
Object im Accuſativ, oft aber auch das höhere Object der Perſon
im Dativ. So ſagt man ohne Umſchweif: Jch bin mevin die
Nachricht; ich bin dir mevin, ich kenne dich (ich bin dir ein Ken-
nender); er hat mich (mir) mazzil geweſen aus der Sekono, er hat
mich aus der Gefahr gerettet (iſt mir ein Rettender geweſen).
Die Vertiefung in die logiſche Bedeutung dieſer als tranſitiv ge-
dachten ungeheuerlichen Verbalcompoſitionen geht ſo weit in der
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/420>, abgerufen am 22.11.2024.
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