Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.und ohnehin falsche Ausdruck Zigeunersprache 1) wird nie- 1) Vgl. die Etymologie Th. I, Kap. 2, S. 12--13, und über die Ver- wechselung des eigentlichen Zigeunervolks mit dem Gaunerthum ebend. S. 34. Vgl. auch K. Gesner, "Mithridates", Fol. 81 fg. 2) Vom zig. Schorr, Tschorr, Dieb, Spitzbube. 3) d. h. die in Freiheit gesprochene Sprache; Feld, vom althochdeutschen felt, velt; vielleicht ursprünglich Wildsprache, vom ahd. wilt, fremd, oder Wald sprache vom ahd. walt (sylva), welches mit wilt verwandt ist. Konrad Schwenck, "Wörterbuch der deutschen Sprache" (vierte Auflage, Frankfurt a. M. 1855), S. 721 und 743. 4) "Wunderliche und seltsame Gesichte" (Strasburg 1665), II, 633 fg. 5) "Exercitationes juris universi, praecipue Germanici, ex genuinis
fontibus restituti" (Altorf 1749), Nr. 13, S. 163. und ohnehin falſche Ausdruck Zigeunerſprache 1) wird nie- 1) Vgl. die Etymologie Th. I, Kap. 2, S. 12—13, und über die Ver- wechſelung des eigentlichen Zigeunervolks mit dem Gaunerthum ebend. S. 34. Vgl. auch K. Gesner, „Mithridates“, Fol. 81 fg. 2) Vom zig. Schorr, Tſchorr, Dieb, Spitzbube. 3) d. h. die in Freiheit geſprochene Sprache; Feld, vom althochdeutſchen felt, velt; vielleicht urſprünglich Wildſprache, vom ahd. wilt, fremd, oder Wald ſprache vom ahd. walt (sylva), welches mit wilt verwandt iſt. Konrad Schwenck, „Wörterbuch der deutſchen Sprache“ (vierte Auflage, Frankfurt a. M. 1855), S. 721 und 743. 4) „Wunderliche und ſeltſame Geſichte“ (Strasburg 1665), II, 633 fg. 5) „Exercitationes juris universi, praecipue Germanici, ex genuinis
fontibus restituti“ (Altorf 1749), Nr. 13, S. 163. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0046" n="12"/> und ohnehin falſche Ausdruck <hi rendition="#g">Zigeunerſprache</hi> <note place="foot" n="1)">Vgl. die Etymologie Th. <hi rendition="#aq">I,</hi> Kap. 2, S. 12—13, und über die Ver-<lb/> wechſelung des eigentlichen Zigeunervolks mit dem Gaunerthum ebend. S. 34.<lb/> Vgl. auch K. Gesner, „Mithridates“, Fol. 81 fg.</note> wird nie-<lb/> mals von den Gaunern gebraucht, obſchon die hibridiſche Compo-<lb/> ſition <hi rendition="#g">Schurerſprache</hi> <note place="foot" n="2)">Vom zig. <hi rendition="#g">Schorr, Tſchorr,</hi> Dieb, Spitzbube.</note> der theilweiſen Fremdartigkeit und<lb/> Verſtecktheit wegen mehr im Schwange unter den Gaunern iſt.<lb/> Jm Dreißigjährigen Kriege kam vermöge der beinahe vollſtändigen<lb/> Jdentität des Räuberthums mit dem Soldatenthum der einzige<lb/> rein deutſche Ausdruck <hi rendition="#g">Feldſprach</hi> <note place="foot" n="3)">d. h. die in Freiheit geſprochene Sprache; <hi rendition="#g">Feld,</hi> vom althochdeutſchen<lb/><hi rendition="#aq">felt, velt;</hi> vielleicht urſprünglich <hi rendition="#g">Wildſprache,</hi> vom ahd. <hi rendition="#aq">wilt,</hi> fremd, oder<lb/><hi rendition="#g">Wald</hi> ſprache vom ahd. <hi rendition="#aq">walt (sylva),</hi> welches mit <hi rendition="#aq">wilt</hi> verwandt iſt. Konrad<lb/> Schwenck, „Wörterbuch der deutſchen Sprache“ (vierte Auflage, Frankfurt a. M.<lb/> 1855), S. 721 und 743.</note> unter den Räubern auf, wie<lb/> denn auch Moſcheroſch <note place="foot" n="4)">„Wunderliche und ſeltſame Geſichte“ (Strasburg 1665), <hi rendition="#aq">II,</hi> 633 fg.</note> (Philander von Sittewald) das von<lb/> ihm als Doppellexikon redigirte Vocabular der Rotwelſchen Gram-<lb/> matik <hi rendition="#g">Feldſprach</hi> überſchreibt und den Ausdruck überhaupt für<lb/> die Sprache der in Feld und Wald umherſtreifenden Partirer<lb/> mehrfach gebraucht, ohne im Vocabular eben etwas mehr zu geben<lb/> als die Rotwelſche Grammatik. Die lateiniſchen Ausdrücke: <hi rendition="#aq">lingua<lb/> conventionalis, lingua fictitia, ruber barbarismus,</hi> bei Konrad<lb/> Gesner im „Mithridates“, Fol. 61 fg. u. a., und <hi rendition="#aq">lingua occulta</hi><lb/> bei Heumann <note place="foot" n="5)">„<hi rendition="#aq">Exercitationes juris universi, praecipue Germanici, ex genuinis<lb/> fontibus restituti</hi>“ (Altorf 1749), Nr. 13, S. 163.</note> in ſeiner ſehr trockenen „<hi rendition="#aq">Observatio de lingua<lb/> occulta</hi>“, ſind ſelbſtverſtändlich für den Gauner entlegene Bezeich-<lb/> nungen und überhaupt zur Erklärung der Gaunerſprache völlig<lb/> unzureichend. Deſto genauere Aufmerkſamkeit verdienen aber andere<lb/> Benennungen der Gaunerſprache.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0046]
und ohnehin falſche Ausdruck Zigeunerſprache 1) wird nie-
mals von den Gaunern gebraucht, obſchon die hibridiſche Compo-
ſition Schurerſprache 2) der theilweiſen Fremdartigkeit und
Verſtecktheit wegen mehr im Schwange unter den Gaunern iſt.
Jm Dreißigjährigen Kriege kam vermöge der beinahe vollſtändigen
Jdentität des Räuberthums mit dem Soldatenthum der einzige
rein deutſche Ausdruck Feldſprach 3) unter den Räubern auf, wie
denn auch Moſcheroſch 4) (Philander von Sittewald) das von
ihm als Doppellexikon redigirte Vocabular der Rotwelſchen Gram-
matik Feldſprach überſchreibt und den Ausdruck überhaupt für
die Sprache der in Feld und Wald umherſtreifenden Partirer
mehrfach gebraucht, ohne im Vocabular eben etwas mehr zu geben
als die Rotwelſche Grammatik. Die lateiniſchen Ausdrücke: lingua
conventionalis, lingua fictitia, ruber barbarismus, bei Konrad
Gesner im „Mithridates“, Fol. 61 fg. u. a., und lingua occulta
bei Heumann 5) in ſeiner ſehr trockenen „Observatio de lingua
occulta“, ſind ſelbſtverſtändlich für den Gauner entlegene Bezeich-
nungen und überhaupt zur Erklärung der Gaunerſprache völlig
unzureichend. Deſto genauere Aufmerkſamkeit verdienen aber andere
Benennungen der Gaunerſprache.
1) Vgl. die Etymologie Th. I, Kap. 2, S. 12—13, und über die Ver-
wechſelung des eigentlichen Zigeunervolks mit dem Gaunerthum ebend. S. 34.
Vgl. auch K. Gesner, „Mithridates“, Fol. 81 fg.
2) Vom zig. Schorr, Tſchorr, Dieb, Spitzbube.
3) d. h. die in Freiheit geſprochene Sprache; Feld, vom althochdeutſchen
felt, velt; vielleicht urſprünglich Wildſprache, vom ahd. wilt, fremd, oder
Wald ſprache vom ahd. walt (sylva), welches mit wilt verwandt iſt. Konrad
Schwenck, „Wörterbuch der deutſchen Sprache“ (vierte Auflage, Frankfurt a. M.
1855), S. 721 und 743.
4) „Wunderliche und ſeltſame Geſichte“ (Strasburg 1665), II, 633 fg.
5) „Exercitationes juris universi, praecipue Germanici, ex genuinis
fontibus restituti“ (Altorf 1749), Nr. 13, S. 163.
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