Hoffmann von Fallersleben erläutert 1) das Mengisch als Mischmasch von Deutsch und Romanisch, sowie auch noch jetzt Messingisch ein Gemisch von Hoch- und Niederdeutsch genannt werde, was K. Gödeke, "Pamphilus Gengenbach", S. 680, mis- billigt unter Hinweis auf den meng (keßler) des Liber Vagato- rum, den man im Vocabular wie auch am Schluß der Notabilien findet, ohne daß jedoch Gödeke eine andere Etymologie substituirt hat. Mengisch ist niemals in die Gaunersprache aufgenommen worden, obschon es volksbräuchlich geworden und in Messingi- sches ausgeartet sein mag. Der meng, keßler des Liber Va- gatorum und ketelbode2) des Bedeler orden ist mit dem men- ckeln des Liber Vagatorumeines Stammes, vom lateinischen mango, Händler, Hausirer, Olitätenverkäufer, Waarenzurichter, von denen schon bei Plautus im verächtlichen Sinne die Rede und deren schon I, 43 erwähnt ist als der ersten deutlichern gau- nerischen Erscheinung auf deutschem Boden, nach Kap. 45 des Capit. Franc. primum incerti anni (Georgisch, S. 1391). Man- ger, Maniger und Menger hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten in guter und in schlimmer Bedeutung: Roßmänger, Pferdehändler; Mußmänger, Gemüsehändler; Fleischmänger, Hühnermänger, Eiermänger, Manghaus u. s. w. Schmel- ler, II, 599, führt zahlreiche Beispiele aus den ältesten Urkunden an und meint sogar, gewiß nicht mit Unrecht, daß die Eisenmann- gasse in München ursprünglich wol Eisenmangergasse geheißen habe, und hält die Wittwangerwacht in Regensburg für eine Corruption von Wittmanger, Holzhändler (Witt, Wit, Wid, Holz, Brennholz, Schmeller, IV, 200). Aus dem ags. mangere ist das englische monger entstanden, z. B. cheesemonger, fishmonger, woodmonger, ironmonger, letzteres besonders für Eisenkrämer
1) "Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Literatur und Kunst", Bd. 1, Heft 2, S. 336.
2) Bezeichnend für das arge vagantische Treiben der mengen, ketel- boden ist, daß der in Norddeutschland äußerst häufige und schädliche Kohl- weißling oder Buttervogel, Pieris Brassicae, sowie überhaupt der Schmetter- ling im Niederdeutschen Ketelbode oder Ketelböter genannt wird.
Hoffmann von Fallersleben erläutert 1) das Mengiſch als Miſchmaſch von Deutſch und Romaniſch, ſowie auch noch jetzt Meſſingiſch ein Gemiſch von Hoch- und Niederdeutſch genannt werde, was K. Gödeke, „Pamphilus Gengenbach“, S. 680, mis- billigt unter Hinweis auf den meng (keßler) des Liber Vagato- rum, den man im Vocabular wie auch am Schluß der Notabilien findet, ohne daß jedoch Gödeke eine andere Etymologie ſubſtituirt hat. Mengiſch iſt niemals in die Gaunerſprache aufgenommen worden, obſchon es volksbräuchlich geworden und in Meſſingi- ſches ausgeartet ſein mag. Der meng, keßler des Liber Va- gatorum und ketelbode2) des Bedeler orden iſt mit dem men- ckeln des Liber Vagatorumeines Stammes, vom lateiniſchen mango, Händler, Hauſirer, Olitätenverkäufer, Waarenzurichter, von denen ſchon bei Plautus im verächtlichen Sinne die Rede und deren ſchon I, 43 erwähnt iſt als der erſten deutlichern gau- neriſchen Erſcheinung auf deutſchem Boden, nach Kap. 45 des Capit. Franc. primum incerti anni (Georgiſch, S. 1391). Man- ger, Maniger und Menger hat ſich bis auf den heutigen Tag erhalten in guter und in ſchlimmer Bedeutung: Roßmänger, Pferdehändler; Mußmänger, Gemüſehändler; Fleiſchmänger, Hühnermänger, Eiermänger, Manghaus u. ſ. w. Schmel- ler, II, 599, führt zahlreiche Beiſpiele aus den älteſten Urkunden an und meint ſogar, gewiß nicht mit Unrecht, daß die Eiſenmann- gaſſe in München urſprünglich wol Eiſenmangergaſſe geheißen habe, und hält die Wittwangerwacht in Regensburg für eine Corruption von Wittmanger, Holzhändler (Witt, Wit, Wid, Holz, Brennholz, Schmeller, IV, 200). Aus dem agſ. mangere iſt das engliſche monger entſtanden, z. B. cheesemonger, fishmonger, woodmonger, ironmonger, letzteres beſonders für Eiſenkrämer
1) „Weimariſches Jahrbuch für deutſche Sprache, Literatur und Kunſt“, Bd. 1, Heft 2, S. 336.
2) Bezeichnend für das arge vagantiſche Treiben der mengen, ketel- boden iſt, daß der in Norddeutſchland äußerſt häufige und ſchädliche Kohl- weißling oder Buttervogel, Pieris Brassicae, ſowie überhaupt der Schmetter- ling im Niederdeutſchen Ketelbode oder Ketelböter genannt wird.
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Hoffmann von Fallersleben erläutert 1) das Mengiſch als
Miſchmaſch von Deutſch und Romaniſch, ſowie auch noch jetzt
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werde, was K. Gödeke, „Pamphilus Gengenbach“, S. 680, mis-
billigt unter Hinweis auf den meng (keßler) des Liber Vagato-
rum, den man im Vocabular wie auch am Schluß der Notabilien
findet, ohne daß jedoch Gödeke eine andere Etymologie ſubſtituirt
hat. Mengiſch iſt niemals in die Gaunerſprache aufgenommen
worden, obſchon es volksbräuchlich geworden und in Meſſingi-
ſches ausgeartet ſein mag. Der meng, keßler des Liber Va-
gatorum und ketelbode 2) des Bedeler orden iſt mit dem men-
ckeln des Liber Vagatorum eines Stammes, vom lateiniſchen
mango, Händler, Hauſirer, Olitätenverkäufer, Waarenzurichter,
von denen ſchon bei Plautus im verächtlichen Sinne die Rede
und deren ſchon I, 43 erwähnt iſt als der erſten deutlichern gau-
neriſchen Erſcheinung auf deutſchem Boden, nach Kap. 45 des
Capit. Franc. primum incerti anni (Georgiſch, S. 1391). Man-
ger, Maniger und Menger hat ſich bis auf den heutigen Tag
erhalten in guter und in ſchlimmer Bedeutung: Roßmänger,
Pferdehändler; Mußmänger, Gemüſehändler; Fleiſchmänger,
Hühnermänger, Eiermänger, Manghaus u. ſ. w. Schmel-
ler, II, 599, führt zahlreiche Beiſpiele aus den älteſten Urkunden
an und meint ſogar, gewiß nicht mit Unrecht, daß die Eiſenmann-
gaſſe in München urſprünglich wol Eiſenmangergaſſe geheißen habe,
und hält die Wittwangerwacht in Regensburg für eine Corruption
von Wittmanger, Holzhändler (Witt, Wit, Wid, Holz,
Brennholz, Schmeller, IV, 200). Aus dem agſ. mangere iſt das
engliſche monger entſtanden, z. B. cheesemonger, fishmonger,
woodmonger, ironmonger, letzteres beſonders für Eiſenkrämer
1) „Weimariſches Jahrbuch für deutſche Sprache, Literatur und Kunſt“,
Bd. 1, Heft 2, S. 336.
2) Bezeichnend für das arge vagantiſche Treiben der mengen, ketel-
boden iſt, daß der in Norddeutſchland äußerſt häufige und ſchädliche Kohl-
weißling oder Buttervogel, Pieris Brassicae, ſowie überhaupt der Schmetter-
ling im Niederdeutſchen Ketelbode oder Ketelböter genannt wird.
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/65>, abgerufen am 24.11.2024.
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