Amhovetz (Amhorez), welches er nach der Rotwelschen Gramma- tik ganz falsch mit "mislungener Diebstahl" übersetzt; Bato bei Christensen verdruckt für zig. Balo, Schwein u. s. w. Aber auch sehr schlimme Versehen kommen vor; z. B. für Ossne, Uhr, hat Falkenberg Offene, das nicht verdruckt sein kann, da es in alpha- betischer Ordnung zwischen Oeh und Oger steht; so Waare Mocum für Mare Mocum, falsches Zeugniß; Tschurn, Ant- wort, für Teschuva. Aus dem Bosser-Jsch (vgl. Fleischmann, S. 142) der Rotwelschen Grammatik, nach welcher bei Christen- sen der üble Druckfehler Boser, Tisch entstanden ist, hat Falken- berg mit sehr unglücklicher Kritik Boser, Fisch, Polizeibeamte, Gerichtsdiener, gemacht u. s. w. Falkenberg ist daher nicht durch- aus zuverlässig, sondern stets nur mit vorsichtiger Kritik zu ge- brauchen, um die mancherlei originellen Ausdrücke herauszufinden, welche er in der großen Untersuchung wider die Horst'sche Mord- brenner- und Räuberbande zu sammeln Gelegenheit hatte und welche man als tüchtige Bereicherung der Lexikographie gelten lassen muß.
Wie Falkenberg's ganzes Werk von Wenmohs eine, bereits Th. I, S. 257 mit Ernst zurückgewiesene, leichtfertige und unge- rechte Beurtheilung erfahren hat, so ist auch seine ganze Linguistik in Gemeinschaft mit Grolman's Wörterbuch von seiten des Poli- zeicommissarius L. von Dydczinsky zu Berlin in Merker's "Bei- trägen zur Erleichterung des Gelingens der praktischen Polizei", Jahrg. 1824, S. 265 fg., einer Kritik unterzogen worden, welche an Eitelkeit, Seichtigkeit und Unwissenheit selten ihres Gleichen findet und von welcher hier, um das Andenken zweier sehr ver- dienstvoller Männer in Ehren zu halten und um zugleich einen Beweis von dem tiefen Verfall der Gaunerlinguistik und der neuern Polizeiliteratur überhaupt zu liefern, einige Auszüge folgen. Es ist schon in der That ein wehmüthiges Gefühl, wenn man die nackte Unwissenheit sich so auf das hohe Pferd setzen sieht und gleich von vorn herein den vermessenen Kritiker L. von Dydczinsky a. a. O., S. 267, die Versicherung aussprechen hört, "er habe dem "Loschaun ha kaudisch" eine vorzügliche Aufmerksamkeit ge-
Amhovetz (Amhorez), welches er nach der Rotwelſchen Gramma- tik ganz falſch mit „mislungener Diebſtahl“ überſetzt; Bato bei Chriſtenſen verdruckt für zig. Balo, Schwein u. ſ. w. Aber auch ſehr ſchlimme Verſehen kommen vor; z. B. für Oſſne, Uhr, hat Falkenberg Offene, das nicht verdruckt ſein kann, da es in alpha- betiſcher Ordnung zwiſchen Oeh und Oger ſteht; ſo Waare Mocum für Mare Mocum, falſches Zeugniß; Tſchurn, Ant- wort, für Teſchuva. Aus dem Boſſer-Jſch (vgl. Fleiſchmann, S. 142) der Rotwelſchen Grammatik, nach welcher bei Chriſten- ſen der üble Druckfehler Boſer, Tiſch entſtanden iſt, hat Falken- berg mit ſehr unglücklicher Kritik Boſer, Fiſch, Polizeibeamte, Gerichtsdiener, gemacht u. ſ. w. Falkenberg iſt daher nicht durch- aus zuverläſſig, ſondern ſtets nur mit vorſichtiger Kritik zu ge- brauchen, um die mancherlei originellen Ausdrücke herauszufinden, welche er in der großen Unterſuchung wider die Horſt’ſche Mord- brenner- und Räuberbande zu ſammeln Gelegenheit hatte und welche man als tüchtige Bereicherung der Lexikographie gelten laſſen muß.
Wie Falkenberg’s ganzes Werk von Wenmohs eine, bereits Th. I, S. 257 mit Ernſt zurückgewieſene, leichtfertige und unge- rechte Beurtheilung erfahren hat, ſo iſt auch ſeine ganze Linguiſtik in Gemeinſchaft mit Grolman’s Wörterbuch von ſeiten des Poli- zeicommiſſarius L. von Dydczinsky zu Berlin in Merker’s „Bei- trägen zur Erleichterung des Gelingens der praktiſchen Polizei“, Jahrg. 1824, S. 265 fg., einer Kritik unterzogen worden, welche an Eitelkeit, Seichtigkeit und Unwiſſenheit ſelten ihres Gleichen findet und von welcher hier, um das Andenken zweier ſehr ver- dienſtvoller Männer in Ehren zu halten und um zugleich einen Beweis von dem tiefen Verfall der Gaunerlinguiſtik und der neuern Polizeiliteratur überhaupt zu liefern, einige Auszüge folgen. Es iſt ſchon in der That ein wehmüthiges Gefühl, wenn man die nackte Unwiſſenheit ſich ſo auf das hohe Pferd ſetzen ſieht und gleich von vorn herein den vermeſſenen Kritiker L. von Dydczinsky a. a. O., S. 267, die Verſicherung ausſprechen hört, „er habe dem «Loſchaun ha kaudiſch» eine vorzügliche Aufmerkſamkeit ge-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0235"n="223"/><hirendition="#g">Amhovetz</hi> (Amhorez), welches er nach der Rotwelſchen Gramma-<lb/>
tik ganz falſch mit „mislungener Diebſtahl“ überſetzt; <hirendition="#g">Bato</hi> bei<lb/>
Chriſtenſen verdruckt für zig. <hirendition="#g">Balo,</hi> Schwein u. ſ. w. Aber auch<lb/>ſehr ſchlimme Verſehen kommen vor; z. B. für <hirendition="#g">Oſſne,</hi> Uhr, hat<lb/>
Falkenberg <hirendition="#g">Offene,</hi> das nicht verdruckt ſein kann, da es in alpha-<lb/>
betiſcher Ordnung zwiſchen Oeh und Oger ſteht; ſo <hirendition="#g">Waare<lb/>
Mocum</hi> für <hirendition="#g">Mare Mocum,</hi> falſches Zeugniß; <hirendition="#g">Tſchurn,</hi> Ant-<lb/>
wort, für <hirendition="#g">Teſchuva</hi>. Aus dem <hirendition="#g">Boſſer-Jſch</hi> (vgl. Fleiſchmann,<lb/>
S. 142) der Rotwelſchen Grammatik, nach welcher bei Chriſten-<lb/>ſen der üble Druckfehler <hirendition="#g">Boſer, Tiſch</hi> entſtanden iſt, hat Falken-<lb/>
berg mit ſehr unglücklicher Kritik <hirendition="#g">Boſer, Fiſch,</hi> Polizeibeamte,<lb/>
Gerichtsdiener, gemacht u. ſ. w. Falkenberg iſt daher nicht durch-<lb/>
aus zuverläſſig, ſondern ſtets nur mit vorſichtiger Kritik zu ge-<lb/>
brauchen, um die mancherlei originellen Ausdrücke herauszufinden,<lb/>
welche er in der großen Unterſuchung wider die Horſt’ſche Mord-<lb/>
brenner- und Räuberbande zu ſammeln Gelegenheit hatte und<lb/>
welche man als tüchtige Bereicherung der Lexikographie gelten<lb/>
laſſen muß.</p><lb/><p>Wie Falkenberg’s ganzes Werk von Wenmohs eine, bereits<lb/>
Th. <hirendition="#aq">I</hi>, S. 257 mit Ernſt zurückgewieſene, leichtfertige und unge-<lb/>
rechte Beurtheilung erfahren hat, ſo iſt auch ſeine ganze Linguiſtik<lb/>
in Gemeinſchaft mit Grolman’s Wörterbuch von ſeiten des Poli-<lb/>
zeicommiſſarius L. von Dydczinsky zu Berlin in Merker’s „Bei-<lb/>
trägen zur Erleichterung des Gelingens der praktiſchen Polizei“,<lb/>
Jahrg. 1824, S. 265 fg., einer Kritik unterzogen worden, welche<lb/>
an Eitelkeit, Seichtigkeit und Unwiſſenheit ſelten ihres Gleichen<lb/>
findet und von welcher hier, um das Andenken zweier ſehr ver-<lb/>
dienſtvoller Männer in Ehren zu halten und um zugleich einen<lb/>
Beweis von dem tiefen Verfall der Gaunerlinguiſtik und der neuern<lb/>
Polizeiliteratur überhaupt zu liefern, einige Auszüge folgen. Es<lb/>
iſt ſchon in der That ein wehmüthiges Gefühl, wenn man die<lb/>
nackte Unwiſſenheit ſich ſo auf das hohe Pferd ſetzen ſieht und<lb/>
gleich von vorn herein den vermeſſenen Kritiker L. von Dydczinsky<lb/>
a. a. O., S. 267, die Verſicherung ausſprechen hört, „er habe<lb/>
dem «<hirendition="#g">Loſchaun ha kaudiſch</hi>» eine vorzügliche Aufmerkſamkeit ge-<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[223/0235]
Amhovetz (Amhorez), welches er nach der Rotwelſchen Gramma-
tik ganz falſch mit „mislungener Diebſtahl“ überſetzt; Bato bei
Chriſtenſen verdruckt für zig. Balo, Schwein u. ſ. w. Aber auch
ſehr ſchlimme Verſehen kommen vor; z. B. für Oſſne, Uhr, hat
Falkenberg Offene, das nicht verdruckt ſein kann, da es in alpha-
betiſcher Ordnung zwiſchen Oeh und Oger ſteht; ſo Waare
Mocum für Mare Mocum, falſches Zeugniß; Tſchurn, Ant-
wort, für Teſchuva. Aus dem Boſſer-Jſch (vgl. Fleiſchmann,
S. 142) der Rotwelſchen Grammatik, nach welcher bei Chriſten-
ſen der üble Druckfehler Boſer, Tiſch entſtanden iſt, hat Falken-
berg mit ſehr unglücklicher Kritik Boſer, Fiſch, Polizeibeamte,
Gerichtsdiener, gemacht u. ſ. w. Falkenberg iſt daher nicht durch-
aus zuverläſſig, ſondern ſtets nur mit vorſichtiger Kritik zu ge-
brauchen, um die mancherlei originellen Ausdrücke herauszufinden,
welche er in der großen Unterſuchung wider die Horſt’ſche Mord-
brenner- und Räuberbande zu ſammeln Gelegenheit hatte und
welche man als tüchtige Bereicherung der Lexikographie gelten
laſſen muß.
Wie Falkenberg’s ganzes Werk von Wenmohs eine, bereits
Th. I, S. 257 mit Ernſt zurückgewieſene, leichtfertige und unge-
rechte Beurtheilung erfahren hat, ſo iſt auch ſeine ganze Linguiſtik
in Gemeinſchaft mit Grolman’s Wörterbuch von ſeiten des Poli-
zeicommiſſarius L. von Dydczinsky zu Berlin in Merker’s „Bei-
trägen zur Erleichterung des Gelingens der praktiſchen Polizei“,
Jahrg. 1824, S. 265 fg., einer Kritik unterzogen worden, welche
an Eitelkeit, Seichtigkeit und Unwiſſenheit ſelten ihres Gleichen
findet und von welcher hier, um das Andenken zweier ſehr ver-
dienſtvoller Männer in Ehren zu halten und um zugleich einen
Beweis von dem tiefen Verfall der Gaunerlinguiſtik und der neuern
Polizeiliteratur überhaupt zu liefern, einige Auszüge folgen. Es
iſt ſchon in der That ein wehmüthiges Gefühl, wenn man die
nackte Unwiſſenheit ſich ſo auf das hohe Pferd ſetzen ſieht und
gleich von vorn herein den vermeſſenen Kritiker L. von Dydczinsky
a. a. O., S. 267, die Verſicherung ausſprechen hört, „er habe
dem «Loſchaun ha kaudiſch» eine vorzügliche Aufmerkſamkeit ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/235>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.