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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

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stantive, wie etwa Cholemelochner für Kranker, Pletemeloch-
ner,
Bankrotteur, Gefangener, sind durchaus sprachwidrig.

Endlich ist noch zu erwähnen das adjectivische link, deutschen
Ursprungs, von link, links (im Gegensatz von recht, rechts, recht-
lich, echt, wahr, ehrlich, unverfälscht), welches auf Täuschung,
Fälschung und Betrug bei einer Handlung deutet, z. B.: Link-
wechsler, Linkchalfer,
der Gauner, welcher beim Geldwechseln
stiehlt (vgl. Th. II, S. 200); Linkstappler, der Gauner, wel-
cher auf falsche Documente bettelt (vgl. Th. II, S. 121); Link-
fleppe,
gefälschtes Document (vgl. Th. II, S. 296); Linkzchok-
kener,
falscher Spieler (vgl. Th. II, S. 276) u. s. w. Von link
hat sich noch gebildet das Personalsubstantiv Linker, Fälscher,
Betrüger, Gauner. Das Verbum linken ist besonders bei Chal-
fenen gebräuchlich und bedeutet ursprünglich auf der linken
Seite des Chalfen stehen,
also befähigt sein, dem Chalfen in
die innere Fläche der rechten operirenden Hand zu sehen und das
heimliche Verbergen des Geldes in die Hand zu beobachten (vgl.
Th. II, S. 202), daher allgemein: aufpassen, aufmerken, argwöh-
nisch beobachten (vgl. link bei Adelung, II, 2076).

Einige andere Compositionen, welche weniger etymologisch
als ihrer frivolen metaphorischen Bedeutung wegen merkwürdig
sind, werden weiter unten bei der Wortbedeutung erwähnt werden.



Fünsundvierzigstes Kapitel.
g. Kabbalistische Formen.

Nicht genug, daß die Gaunersprache ihren Stoff auf man-
nichfache, bunte und willkürliche Weise von den verschiedensten
Seiten her zu vergrößern weiß und dazu besonders die deutsche
Volkssprache auf tyrannische Weise ausbeutet und verunstaltet,
zwingt sie die Sprache noch zu einzelnen Wortverstellungen, welche
schlechterdings nicht zu entziffern sind, wenn man nicht auch wie-
der den Blick auf die hebräischen kabbalistischen Formen wirft,

ſtantive, wie etwa Cholemelochner für Kranker, Pletemeloch-
ner,
Bankrotteur, Gefangener, ſind durchaus ſprachwidrig.

Endlich iſt noch zu erwähnen das adjectiviſche link, deutſchen
Urſprungs, von link, links (im Gegenſatz von recht, rechts, recht-
lich, echt, wahr, ehrlich, unverfälſcht), welches auf Täuſchung,
Fälſchung und Betrug bei einer Handlung deutet, z. B.: Link-
wechsler, Linkchalfer,
der Gauner, welcher beim Geldwechſeln
ſtiehlt (vgl. Th. II, S. 200); Linkſtappler, der Gauner, wel-
cher auf falſche Documente bettelt (vgl. Th. II, S. 121); Link-
fleppe,
gefälſchtes Document (vgl. Th. II, S. 296); Linkzchok-
kener,
falſcher Spieler (vgl. Th. II, S. 276) u. ſ. w. Von link
hat ſich noch gebildet das Perſonalſubſtantiv Linker, Fälſcher,
Betrüger, Gauner. Das Verbum linken iſt beſonders bei Chal-
fenen gebräuchlich und bedeutet urſprünglich auf der linken
Seite des Chalfen ſtehen,
alſo befähigt ſein, dem Chalfen in
die innere Fläche der rechten operirenden Hand zu ſehen und das
heimliche Verbergen des Geldes in die Hand zu beobachten (vgl.
Th. II, S. 202), daher allgemein: aufpaſſen, aufmerken, argwöh-
niſch beobachten (vgl. link bei Adelung, II, 2076).

Einige andere Compoſitionen, welche weniger etymologiſch
als ihrer frivolen metaphoriſchen Bedeutung wegen merkwürdig
ſind, werden weiter unten bei der Wortbedeutung erwähnt werden.



Fünſundvierzigſtes Kapitel.
ג. Kabbaliſtiſche Formen.

Nicht genug, daß die Gaunerſprache ihren Stoff auf man-
nichfache, bunte und willkürliche Weiſe von den verſchiedenſten
Seiten her zu vergrößern weiß und dazu beſonders die deutſche
Volksſprache auf tyranniſche Weiſe ausbeutet und verunſtaltet,
zwingt ſie die Sprache noch zu einzelnen Wortverſtellungen, welche
ſchlechterdings nicht zu entziffern ſind, wenn man nicht auch wie-
der den Blick auf die hebräiſchen kabbaliſtiſchen Formen wirft,

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[297/0309] ſtantive, wie etwa Cholemelochner für Kranker, Pletemeloch- ner, Bankrotteur, Gefangener, ſind durchaus ſprachwidrig. Endlich iſt noch zu erwähnen das adjectiviſche link, deutſchen Urſprungs, von link, links (im Gegenſatz von recht, rechts, recht- lich, echt, wahr, ehrlich, unverfälſcht), welches auf Täuſchung, Fälſchung und Betrug bei einer Handlung deutet, z. B.: Link- wechsler, Linkchalfer, der Gauner, welcher beim Geldwechſeln ſtiehlt (vgl. Th. II, S. 200); Linkſtappler, der Gauner, wel- cher auf falſche Documente bettelt (vgl. Th. II, S. 121); Link- fleppe, gefälſchtes Document (vgl. Th. II, S. 296); Linkzchok- kener, falſcher Spieler (vgl. Th. II, S. 276) u. ſ. w. Von link hat ſich noch gebildet das Perſonalſubſtantiv Linker, Fälſcher, Betrüger, Gauner. Das Verbum linken iſt beſonders bei Chal- fenen gebräuchlich und bedeutet urſprünglich auf der linken Seite des Chalfen ſtehen, alſo befähigt ſein, dem Chalfen in die innere Fläche der rechten operirenden Hand zu ſehen und das heimliche Verbergen des Geldes in die Hand zu beobachten (vgl. Th. II, S. 202), daher allgemein: aufpaſſen, aufmerken, argwöh- niſch beobachten (vgl. link bei Adelung, II, 2076). Einige andere Compoſitionen, welche weniger etymologiſch als ihrer frivolen metaphoriſchen Bedeutung wegen merkwürdig ſind, werden weiter unten bei der Wortbedeutung erwähnt werden. Fünſundvierzigſtes Kapitel. ג. Kabbaliſtiſche Formen. Nicht genug, daß die Gaunerſprache ihren Stoff auf man- nichfache, bunte und willkürliche Weiſe von den verſchiedenſten Seiten her zu vergrößern weiß und dazu beſonders die deutſche Volksſprache auf tyranniſche Weiſe ausbeutet und verunſtaltet, zwingt ſie die Sprache noch zu einzelnen Wortverſtellungen, welche ſchlechterdings nicht zu entziffern ſind, wenn man nicht auch wie- der den Blick auf die hebräiſchen kabbaliſtiſchen Formen wirft,

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/309>, abgerufen am 24.11.2024.