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Bachstrom, Johann Friedrich: Die Kunst zu Schwimmen. Berlin, 1742.

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davon eine Probe zumachen, und einige Personen
des schönen Geschlechts zu unterweisen, mithin sie in
den Stand zusetzen, daß sie nicht allein diesen klei-
nen Theil der Chirurgie, sondern auch alles, was
einem Doctori Medicinae um seine Profeßion mit
Ehren auszuüben, zu wissen nöthig ist, practisiren
könten. Die Wahl fiel auf meine beyden Töch-
ter, von welchen die älteste damals nur 14. und
die jüngste nur 12. Jahr, alt war.

Gleichwie man im Jahr 1728. mir den Vor-
schlag gethan hatte, zu Constantinopel eine
Academie, welche die Medicin und andere Wis-
senschaften zum Vorwurf hätte, anzulegen, ein Pro-
ject
welches der Haß meiner Feinde rückgängig ge-
macht, so trat mich damals zu Breßlau die Lust an,
dieses Unglück durch Aufrichtung einer Frauenzim-
mer-Academie, vornemlich für die Medicin, eine
Wissenschaft, die wegen vieler Schwachheiten und
Krankheiten, welche das schöne Geschlecht vor den
Manns-Personen aus natürlicher Scham gerne
verborgen hält, ihnen gar nöthig ist, auf einige Art
zu ersetzen. Meine Absicht war sonderlich, das
Frauenzimmer in Sachen, welche die Geburt an-
gehen, zu unterrichten, so daß selbiges nöthigen
Falls das Amt der Heb-Ammen verwalten kön-
te, ohne daß man jemals nöthig hätte, zu Manns-
Personen, welche sich heutiges. Tages in das me-
tier
der so genanten weisen Frauen mengen, seine
Zuflucht zu nehmen, es wäre denn daß diese vorher
sich gefallen liessen, daß man bey ihnen die Ope-
ration
vornähme, welcher die Verschnittenen, so

zu

davon eine Probe zumachen, und einige Perſonen
des ſchoͤnen Geſchlechts zu unterweiſen, mithin ſie in
den Stand zuſetzen, daß ſie nicht allein dieſen klei-
nen Theil der Chirurgie, ſondern auch alles, was
einem Doctori Medicinæ um ſeine Profeßion mit
Ehren auszuuͤben, zu wiſſen noͤthig iſt, practiſiren
koͤnten. Die Wahl fiel auf meine beyden Toͤch-
ter, von welchen die aͤlteſte damals nur 14. und
die juͤngſte nur 12. Jahr, alt war.

Gleichwie man im Jahr 1728. mir den Vor-
ſchlag gethan hatte, zu Conſtantinopel eine
Academie, welche die Medicin und andere Wiſ-
ſenſchaften zum Vorwurf haͤtte, anzulegen, ein Pro-
ject
welches der Haß meiner Feinde ruͤckgaͤngig ge-
macht, ſo trat mich damals zu Breßlau die Luſt an,
dieſes Ungluͤck durch Aufrichtung einer Frauenzim-
mer-Academie, vornemlich fuͤr die Medicin, eine
Wiſſenſchaft, die wegen vieler Schwachheiten und
Krankheiten, welche das ſchoͤne Geſchlecht vor den
Manns-Perſonen aus natuͤrlicher Scham gerne
verborgen haͤlt, ihnen gar noͤthig iſt, auf einige Art
zu erſetzen. Meine Abſicht war ſonderlich, das
Frauenzimmer in Sachen, welche die Geburt an-
gehen, zu unterrichten, ſo daß ſelbiges noͤthigen
Falls das Amt der Heb-Ammen verwalten koͤn-
te, ohne daß man jemals noͤthig haͤtte, zu Manns-
Perſonen, welche ſich heutiges. Tages in das me-
tier
der ſo genanten weiſen Frauen mengen, ſeine
Zuflucht zu nehmen, es waͤre denn daß dieſe vorher
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ration
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[24[22]/0028] davon eine Probe zumachen, und einige Perſonen des ſchoͤnen Geſchlechts zu unterweiſen, mithin ſie in den Stand zuſetzen, daß ſie nicht allein dieſen klei- nen Theil der Chirurgie, ſondern auch alles, was einem Doctori Medicinæ um ſeine Profeßion mit Ehren auszuuͤben, zu wiſſen noͤthig iſt, practiſiren koͤnten. Die Wahl fiel auf meine beyden Toͤch- ter, von welchen die aͤlteſte damals nur 14. und die juͤngſte nur 12. Jahr, alt war. Gleichwie man im Jahr 1728. mir den Vor- ſchlag gethan hatte, zu Conſtantinopel eine Academie, welche die Medicin und andere Wiſ- ſenſchaften zum Vorwurf haͤtte, anzulegen, ein Pro- ject welches der Haß meiner Feinde ruͤckgaͤngig ge- macht, ſo trat mich damals zu Breßlau die Luſt an, dieſes Ungluͤck durch Aufrichtung einer Frauenzim- mer-Academie, vornemlich fuͤr die Medicin, eine Wiſſenſchaft, die wegen vieler Schwachheiten und Krankheiten, welche das ſchoͤne Geſchlecht vor den Manns-Perſonen aus natuͤrlicher Scham gerne verborgen haͤlt, ihnen gar noͤthig iſt, auf einige Art zu erſetzen. Meine Abſicht war ſonderlich, das Frauenzimmer in Sachen, welche die Geburt an- gehen, zu unterrichten, ſo daß ſelbiges noͤthigen Falls das Amt der Heb-Ammen verwalten koͤn- te, ohne daß man jemals noͤthig haͤtte, zu Manns- Perſonen, welche ſich heutiges. Tages in das me- tier der ſo genanten weiſen Frauen mengen, ſeine Zuflucht zu nehmen, es waͤre denn daß dieſe vorher ſich gefallen lieſſen, daß man bey ihnen die Ope- ration vornaͤhme, welcher die Verſchnittenen, ſo zu

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Zitationshilfe: Bachstrom, Johann Friedrich: Die Kunst zu Schwimmen. Berlin, 1742, S. 24[22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bachstrom_schwimmen_1742/28>, abgerufen am 25.04.2024.