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Bachstrom, Johann Friedrich: Die Kunst zu Schwimmen. Berlin, 1742.

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ten grosse Schwierigkeiten an, ob dieselben gleich
vernünftiger waren, als die unerhörte und ganz
selt ame Praxis der Herren Hebe-Männer.

Jnzwischen ward mein Vorhaben zu Breßlau
von andern Gelehrten, und besonders von dem Re-
ctore
des Collegii Elisabethani, Herrn Stief,
weit gütiger aufgenommen, obgleich meine Töchter
noch nicht länger als 16. Monate von mir waren
unterwiesen worden. Jch hatte noch keinem Men-
schen etwas davon gesagt, weil ich gerne wolte, daß
sie vorher in den Wissenschaften, die| ich ihnen bey-
zubringen im Begrif war, noch weiter fortgehen sol-
ten; Wie ich denn auch den Herren Professoribus
gedachter Uniuersitaeten nicht eher davon Wissen-
schaft gab, als nachdem es dem Publico auf fol-
gende Weise bekant geworden:

Weil nemlich dazumal zu Breßlau eine grosse
Wasser-Flut war, welche durch Austretung der
Oder war verursachet worden, so wolten meine
wißgierigen Töchter gerne von dem höchsten
Stadt-Thurm nemlich, von dem zu St. Elisabeth
sehen, wie weit sich dieselbe erstreckte. Wir wa-
ren nicht so bald selben hinauf gestiegen, so fand
sich auch gedachter Herr Rector nebst seinen beiden
Söhnen, von welchen der älteste schon von der U-
niversität, und seinen Reisen, zu Hause gekommen
war, und der jüngste bald anfangen solte, die Me-
diein zu studiren, daselbst bey uns ein. Unser er-
ster Discours betraf die medicinische Praxin, wo-
bey man nicht unterließ, zu beklagen, daß öfters
alte Weiber sich in die Profeßion mengten. Jch

ant-

ten groſſe Schwierigkeiten an, ob dieſelben gleich
vernuͤnftiger waren, als die unerhoͤrte und ganz
ſelt ame Praxis der Herren Hebe-Maͤnner.

Jnzwiſchen ward mein Vorhaben zu Breßlau
von andern Gelehrten, und beſonders von dem Re-
ctore
des Collegii Eliſabethani, Herrn Stief,
weit guͤtiger aufgenommen, obgleich meine Toͤchter
noch nicht laͤnger als 16. Monate von mir waren
unterwieſen worden. Jch hatte noch keinem Men-
ſchen etwas davon geſagt, weil ich gerne wolte, daß
ſie vorher in den Wiſſenſchaften, die| ich ihnen bey-
zubringen im Begrif war, noch weiter fortgehen ſol-
ten; Wie ich denn auch den Herren Profeſſoribus
gedachter Uniuerſitæten nicht eher davon Wiſſen-
ſchaft gab, als nachdem es dem Publico auf fol-
gende Weiſe bekant geworden:

Weil nemlich dazumal zu Breßlau eine groſſe
Waſſer-Flut war, welche durch Austretung der
Oder war verurſachet worden, ſo wolten meine
wißgierigen Toͤchter gerne von dem hoͤchſten
Stadt-Thurm nemlich, von dem zu St. Eliſabeth
ſehen, wie weit ſich dieſelbe erſtreckte. Wir wa-
ren nicht ſo bald ſelben hinauf geſtiegen, ſo fand
ſich auch gedachter Herr Rector nebſt ſeinen beiden
Soͤhnen, von welchen der aͤlteſte ſchon von der U-
niverſitaͤt, und ſeinen Reiſen, zu Hauſe gekommen
war, und der juͤngſte bald anfangen ſolte, die Me-
diein zu ſtudiren, daſelbſt bey uns ein. Unſer er-
ſter Diſcours betraf die mediciniſche Praxin, wo-
bey man nicht unterließ, zu beklagen, daß oͤfters
alte Weiber ſich in die Profeßion mengten. Jch

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[26[24]/0030] ten groſſe Schwierigkeiten an, ob dieſelben gleich vernuͤnftiger waren, als die unerhoͤrte und ganz ſelt ame Praxis der Herren Hebe-Maͤnner. Jnzwiſchen ward mein Vorhaben zu Breßlau von andern Gelehrten, und beſonders von dem Re- ctore des Collegii Eliſabethani, Herrn Stief, weit guͤtiger aufgenommen, obgleich meine Toͤchter noch nicht laͤnger als 16. Monate von mir waren unterwieſen worden. Jch hatte noch keinem Men- ſchen etwas davon geſagt, weil ich gerne wolte, daß ſie vorher in den Wiſſenſchaften, die| ich ihnen bey- zubringen im Begrif war, noch weiter fortgehen ſol- ten; Wie ich denn auch den Herren Profeſſoribus gedachter Uniuerſitæten nicht eher davon Wiſſen- ſchaft gab, als nachdem es dem Publico auf fol- gende Weiſe bekant geworden: Weil nemlich dazumal zu Breßlau eine groſſe Waſſer-Flut war, welche durch Austretung der Oder war verurſachet worden, ſo wolten meine wißgierigen Toͤchter gerne von dem hoͤchſten Stadt-Thurm nemlich, von dem zu St. Eliſabeth ſehen, wie weit ſich dieſelbe erſtreckte. Wir wa- ren nicht ſo bald ſelben hinauf geſtiegen, ſo fand ſich auch gedachter Herr Rector nebſt ſeinen beiden Soͤhnen, von welchen der aͤlteſte ſchon von der U- niverſitaͤt, und ſeinen Reiſen, zu Hauſe gekommen war, und der juͤngſte bald anfangen ſolte, die Me- diein zu ſtudiren, daſelbſt bey uns ein. Unſer er- ſter Diſcours betraf die mediciniſche Praxin, wo- bey man nicht unterließ, zu beklagen, daß oͤfters alte Weiber ſich in die Profeßion mengten. Jch ant-

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Zitationshilfe: Bachstrom, Johann Friedrich: Die Kunst zu Schwimmen. Berlin, 1742, S. 26[24]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bachstrom_schwimmen_1742/30>, abgerufen am 24.04.2024.