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Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

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Zupp. Aber weiter. Wir sind ja im Kartell der
Süddeutschen Vereinigung. Es ist nun da der Antrag
gestellt worden, die Unterzeichner des Plakats auf Ver-
leumdung zu klagen. Der Prozeß soll Gelegenheit geben,
durch Sachverständige nachzuweisen, daß alle diese Be-
schuldigungen des Biers unwahr sind.
Fidelis (spöttisch). Eine Reklame!
Zupp. Sie mögen es so nennen. Wir wollen auch
gar nicht darüber streiten, ob der Antrag taktisch richtig
ist. Wir können aber nicht verhindern, daß er ange-
nommen wird. Dann ... wird dieser Prozeß juristisch
ein Kuriosum sein, denn unter den Klägern steht, als
Eigentümer der Vereinigten Schmorr-Brauereien, Herr
Doktor Fidelis Schmorr und derselbe Herr Doktor Fidelis
Schmorr steht, als Mitunterzeichner des verleumderischen
Plakats, auch unter den Beklagten, Herr Doktor Fidelis
Schmorr wird den Herrn Doktor Fidelis Schmorr auf
Verleumdung klagen.
Fidelis. Das wird sehr lustig sein, lieber General-
direktor.
Zupp (kühl). Ich hielt es nur für meine Pflicht,
Sie --
Fidelis (rasch einfallend, lustig). Und das ist ja dann
ein Prozeß, den ich auf jeden Fall gewinnen muß, so
oder so!
Zupp. Sie müssen ihn auch auf jeden Fall ver-
lieren, so oder so.
Fidelis (lachend). Auch. -- Ich lerne also sämtliche
Sensationen kennen, die einem ein Prozeß überhaupt
zu bieten hat. Das ist ein herrlicher Prozeß! -- Ich
Zupp. Aber weiter. Wir ſind ja im Kartell der
Süddeutſchen Vereinigung. Es iſt nun da der Antrag
geſtellt worden, die Unterzeichner des Plakats auf Ver-
leumdung zu klagen. Der Prozeß ſoll Gelegenheit geben,
durch Sachverſtändige nachzuweiſen, daß alle dieſe Be-
ſchuldigungen des Biers unwahr ſind.
Fidelis (ſpoͤttiſch). Eine Reklame!
Zupp. Sie mögen es ſo nennen. Wir wollen auch
gar nicht darüber ſtreiten, ob der Antrag taktiſch richtig
iſt. Wir können aber nicht verhindern, daß er ange-
nommen wird. Dann ... wird dieſer Prozeß juriſtiſch
ein Kurioſum ſein, denn unter den Klägern ſteht, als
Eigentümer der Vereinigten Schmorr-Brauereien, Herr
Doktor Fidelis Schmorr und derſelbe Herr Doktor Fidelis
Schmorr ſteht, als Mitunterzeichner des verleumderiſchen
Plakats, auch unter den Beklagten, Herr Doktor Fidelis
Schmorr wird den Herrn Doktor Fidelis Schmorr auf
Verleumdung klagen.
Fidelis. Das wird ſehr luſtig ſein, lieber General-
direktor.
Zupp (kuͤhl). Ich hielt es nur für meine Pflicht,
Sie —
Fidelis (raſch einfallend, luſtig). Und das iſt ja dann
ein Prozeß, den ich auf jeden Fall gewinnen muß, ſo
oder ſo!
Zupp. Sie müſſen ihn auch auf jeden Fall ver-
lieren, ſo oder ſo.
Fidelis (lachend). Auch. — Ich lerne alſo ſämtliche
Senſationen kennen, die einem ein Prozeß überhaupt
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[29/0032] Zupp. Aber weiter. Wir ſind ja im Kartell der Süddeutſchen Vereinigung. Es iſt nun da der Antrag geſtellt worden, die Unterzeichner des Plakats auf Ver- leumdung zu klagen. Der Prozeß ſoll Gelegenheit geben, durch Sachverſtändige nachzuweiſen, daß alle dieſe Be- ſchuldigungen des Biers unwahr ſind. Fidelis (ſpoͤttiſch). Eine Reklame! Zupp. Sie mögen es ſo nennen. Wir wollen auch gar nicht darüber ſtreiten, ob der Antrag taktiſch richtig iſt. Wir können aber nicht verhindern, daß er ange- nommen wird. Dann ... wird dieſer Prozeß juriſtiſch ein Kurioſum ſein, denn unter den Klägern ſteht, als Eigentümer der Vereinigten Schmorr-Brauereien, Herr Doktor Fidelis Schmorr und derſelbe Herr Doktor Fidelis Schmorr ſteht, als Mitunterzeichner des verleumderiſchen Plakats, auch unter den Beklagten, Herr Doktor Fidelis Schmorr wird den Herrn Doktor Fidelis Schmorr auf Verleumdung klagen. Fidelis. Das wird ſehr luſtig ſein, lieber General- direktor. Zupp (kuͤhl). Ich hielt es nur für meine Pflicht, Sie — Fidelis (raſch einfallend, luſtig). Und das iſt ja dann ein Prozeß, den ich auf jeden Fall gewinnen muß, ſo oder ſo! Zupp. Sie müſſen ihn auch auf jeden Fall ver- lieren, ſo oder ſo. Fidelis (lachend). Auch. — Ich lerne alſo ſämtliche Senſationen kennen, die einem ein Prozeß überhaupt zu bieten hat. Das iſt ein herrlicher Prozeß! — Ich

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Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/32>, abgerufen am 21.11.2024.