Bakunin, Michail Alexandrowitsch: Aufruf an die Slaven. Koethen, 1848.Ihr sehet an der Sorte Freiheit, die Ihr nun nach dieser schrecklichen Katastrophe in Prag genießet, wie die Diplomatie ihre Verheißungen wahr macht; Ihr sehet, was für bittere Früchte ihre Bundesgenossenschaft einträgt. Wo ist die Freiheit Prags? Suchet sie mit der Laterne! Ja, schon schwindet die Täuschung, schon seid Ihr Euch selbst wiedergegeben, Brüder, schon sehet Ihr wieder klar. Was Jellachich gethan hat, liegt vor Euern Augen und die Zwecke, welche er verfolgt hat, sind keinem Menschen mehr ein Geheimniß. Seine ursprüngliche Aufgabe war, die slavische Freiheit gegen die unterdrückerische Politik der herrschenden Partei unter den Magyaren zu vertheidigen und die volksfeindliche Staatspolitik, der diese Partei unter Kossuth fröhnte, besiegen zu helfen. Statt dessen ging er nach Wien und half dort den Volksaufstand, die Demokratie besiegen. Einen gerechten und heiligen Zweck, die gute demokratische Bewegung der Südslaven hat er verrathen und verkauft an eben jene heillose Politik, zu deren Sturz die empörten slavischen Volksstämme ihre junge üppige Kraft seiner Leitung anvertraut hatten. Es war sein Beruf, unserem hülfsbedürftigen Bruderstamm, den Slavaken mit den Kräften, die ihn der südslavische Aufstand zur Verfügung stellte, beizustehen. Diesen heiligen Beruf verachtend, zog er es vor, ein österreichischer Staatsdiener zu sein und sein Heer gegen die Hauptstadt des Kaiserreiches zu führen, um aus ihr einen Herd des Despotismus für ganz Oesterreich, für ganz Europa zu machen. Anstatt für die Freiheit aller Nationen zu arbeiten, arbeitete er für das in Inspruck und Wien geschmiedete, in Potsdam freudig aufgenommene und angefeuerte, und von der Frankfurter Centralgewalt wie in St. Petersburg sanctionirte Ihr sehet an der Sorte Freiheit, die Ihr nun nach dieser schrecklichen Katastrophe in Prag genießet, wie die Diplomatie ihre Verheißungen wahr macht; Ihr sehet, was für bittere Früchte ihre Bundesgenossenschaft einträgt. Wo ist die Freiheit Prags? Suchet sie mit der Laterne! Ja, schon schwindet die Täuschung, schon seid Ihr Euch selbst wiedergegeben, Brüder, schon sehet Ihr wieder klar. Was Jellachich gethan hat, liegt vor Euern Augen und die Zwecke, welche er verfolgt hat, sind keinem Menschen mehr ein Geheimniß. Seine ursprüngliche Aufgabe war, die slavische Freiheit gegen die unterdrückerische Politik der herrschenden Partei unter den Magyaren zu vertheidigen und die volksfeindliche Staatspolitik, der diese Partei unter Kossuth fröhnte, besiegen zu helfen. Statt dessen ging er nach Wien und half dort den Volksaufstand, die Demokratie besiegen. Einen gerechten und heiligen Zweck, die gute demokratische Bewegung der Südslaven hat er verrathen und verkauft an eben jene heillose Politik, zu deren Sturz die empörten slavischen Volksstämme ihre junge üppige Kraft seiner Leitung anvertraut hatten. Es war sein Beruf, unserem hülfsbedürftigen Bruderstamm, den Slavaken mit den Kräften, die ihn der südslavische Aufstand zur Verfügung stellte, beizustehen. Diesen heiligen Beruf verachtend, zog er es vor, ein österreichischer Staatsdiener zu sein und sein Heer gegen die Hauptstadt des Kaiserreiches zu führen, um aus ihr einen Herd des Despotismus für ganz Oesterreich, für ganz Europa zu machen. Anstatt für die Freiheit aller Nationen zu arbeiten, arbeitete er für das in Inspruck und Wien geschmiedete, in Potsdam freudig aufgenommene und angefeuerte, und von der Frankfurter Centralgewalt wie in St. Petersburg sanctionirte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0015" n="15"/> Ihr sehet an der Sorte <choice><sic>Feiheit</sic><corr>Freiheit</corr></choice>, die Ihr nun nach dieser schrecklichen Katastrophe in Prag genießet, wie die Diplomatie ihre Verheißungen wahr macht; Ihr sehet, was für bittere Früchte ihre Bundesgenossenschaft einträgt. Wo ist die Freiheit Prags? Suchet sie mit der Laterne!</p> <p>Ja, schon schwindet die Täuschung, schon seid Ihr Euch selbst wiedergegeben, Brüder, schon sehet Ihr wieder klar. Was Jellachich gethan hat, liegt vor Euern Augen und die Zwecke, welche er verfolgt hat, sind keinem Menschen mehr ein Geheimniß. Seine ursprüngliche Aufgabe war, die slavische Freiheit gegen die unterdrückerische Politik der herrschenden Partei unter den Magyaren zu vertheidigen und die volksfeindliche Staatspolitik, der diese Partei unter Kossuth fröhnte, besiegen zu helfen. Statt dessen ging er nach Wien und half dort den Volksaufstand, die Demokratie besiegen. Einen gerechten und heiligen Zweck, die gute demokratische Bewegung der Südslaven hat er verrathen und verkauft an eben jene heillose Politik, zu deren Sturz die empörten slavischen Volksstämme ihre junge üppige Kraft seiner Leitung anvertraut hatten. Es war sein Beruf, unserem hülfsbedürftigen Bruderstamm, den Slavaken mit den Kräften, die ihn der südslavische Aufstand zur Verfügung stellte, beizustehen. Diesen heiligen Beruf verachtend, zog er es vor, ein österreichischer Staatsdiener zu sein und sein Heer gegen die Hauptstadt des Kaiserreiches zu führen, um aus ihr einen Herd des Despotismus für ganz Oesterreich, für ganz Europa zu machen. Anstatt für die Freiheit aller Nationen zu arbeiten, arbeitete er für das in Inspruck und Wien geschmiedete, in Potsdam freudig aufgenommene und angefeuerte, und von der Frankfurter Centralgewalt wie in St. Petersburg sanctionirte </p> </div> </body> </text> </TEI> [15/0015]
Ihr sehet an der Sorte Freiheit, die Ihr nun nach dieser schrecklichen Katastrophe in Prag genießet, wie die Diplomatie ihre Verheißungen wahr macht; Ihr sehet, was für bittere Früchte ihre Bundesgenossenschaft einträgt. Wo ist die Freiheit Prags? Suchet sie mit der Laterne!
Ja, schon schwindet die Täuschung, schon seid Ihr Euch selbst wiedergegeben, Brüder, schon sehet Ihr wieder klar. Was Jellachich gethan hat, liegt vor Euern Augen und die Zwecke, welche er verfolgt hat, sind keinem Menschen mehr ein Geheimniß. Seine ursprüngliche Aufgabe war, die slavische Freiheit gegen die unterdrückerische Politik der herrschenden Partei unter den Magyaren zu vertheidigen und die volksfeindliche Staatspolitik, der diese Partei unter Kossuth fröhnte, besiegen zu helfen. Statt dessen ging er nach Wien und half dort den Volksaufstand, die Demokratie besiegen. Einen gerechten und heiligen Zweck, die gute demokratische Bewegung der Südslaven hat er verrathen und verkauft an eben jene heillose Politik, zu deren Sturz die empörten slavischen Volksstämme ihre junge üppige Kraft seiner Leitung anvertraut hatten. Es war sein Beruf, unserem hülfsbedürftigen Bruderstamm, den Slavaken mit den Kräften, die ihn der südslavische Aufstand zur Verfügung stellte, beizustehen. Diesen heiligen Beruf verachtend, zog er es vor, ein österreichischer Staatsdiener zu sein und sein Heer gegen die Hauptstadt des Kaiserreiches zu führen, um aus ihr einen Herd des Despotismus für ganz Oesterreich, für ganz Europa zu machen. Anstatt für die Freiheit aller Nationen zu arbeiten, arbeitete er für das in Inspruck und Wien geschmiedete, in Potsdam freudig aufgenommene und angefeuerte, und von der Frankfurter Centralgewalt wie in St. Petersburg sanctionirte
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