Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Fünffte Buch. begieriger/ vnd eilete so sehr/ daß er sie noch antraffehe sie den Tempel erreichten. Nachdem er sie ge- grüsset hatte; gleich ob er diesen Weg anderer Ge- schäffte wegen gienge; Ich habe/ fieng er an/ dem Glück viel zu dancken/ jhr Priester deß Jupiters/ daß ich euch auff der Reise durch diesen Pusch angetrof- fen: ich werde jhm auch mehr verbunden seyn/ wann jhr/ wie ich muthmasse vnd hoffe/ meine Landsleu- te seydt. Es gerewete den Alten/ daß er vorigen Tag durch plötzliche vnd vnversehene Irrung mit der Gallier Sprache verrathen hatte. Damit er a- ber durch laugnen nicht grösseren Argwohn ver- ursachte/ vnd den fürwitzigen Soldaten/ der viel- leicht mit einem kurtzen Gespräche zufrieden seyn würde/ reitzete/ gab er zur Antwort/ er were zwar ein Gallier/ hette aber von Kindheit an in der Frembde gelebt. Wie sie also die Rede angefangen/ vnd allerley fieng
Das Fuͤnffte Buch. begieriger/ vnd eilete ſo ſehr/ daß er ſie noch antraffehe ſie den Tempel erꝛeichten. Nachdem er ſie ge- gruͤſſet hatte; gleich ob er dieſen Weg anderer Ge- ſchaͤffte wegen gienge; Ich habe/ fieng er an/ dem Gluͤck viel zu dancken/ jhr Prieſter deß Jupiters/ daß ich euch auff der Reiſe durch dieſen Puſch angetrof- fen: ich werde jhm auch mehr verbunden ſeyn/ wann jhr/ wie ich muthmaſſe vnd hoffe/ meine Landsleu- te ſeydt. Es gerewete den Alten/ daß er vorigen Tag durch ploͤtzliche vnd vnverſehene Irꝛung mit der Gallier Sprache verꝛathen hatte. Damit er a- ber durch laugnen nicht groͤſſeren Argwohn ver- urſachte/ vnd den fuͤrwitzigen Soldaten/ der viel- leicht mit einem kurtzen Geſpraͤche zufrieden ſeyn wuͤrde/ reitzete/ gab er zur Antwort/ er were zwar ein Gallier/ hette aber von Kindheit an in der Frembde gelebt. Wie ſie alſo die Rede angefangen/ vnd allerley fieng
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Das Fuͤnffte Buch.
begieriger/ vnd eilete ſo ſehr/ daß er ſie noch antraff
ehe ſie den Tempel erꝛeichten. Nachdem er ſie ge-
gruͤſſet hatte; gleich ob er dieſen Weg anderer Ge-
ſchaͤffte wegen gienge; Ich habe/ fieng er an/ dem
Gluͤck viel zu dancken/ jhr Prieſter deß Jupiters/ daß
ich euch auff der Reiſe durch dieſen Puſch angetrof-
fen: ich werde jhm auch mehr verbunden ſeyn/ wann
jhr/ wie ich muthmaſſe vnd hoffe/ meine Landsleu-
te ſeydt. Es gerewete den Alten/ daß er vorigen
Tag durch ploͤtzliche vnd vnverſehene Irꝛung mit
der Gallier Sprache verꝛathen hatte. Damit er a-
ber durch laugnen nicht groͤſſeren Argwohn ver-
urſachte/ vnd den fuͤrwitzigen Soldaten/ der viel-
leicht mit einem kurtzen Geſpraͤche zufrieden ſeyn
wuͤrde/ reitzete/ gab er zur Antwort/ er were zwar ein
Gallier/ hette aber von Kindheit an in der Frembde
gelebt.
Wie ſie alſo die Rede angefangen/ vnd allerley
Fragen zwiſchen jhnen fuͤrgelauffen/ ſahe jhm der
Soldat mehr vnd mehr vnter Augen/ vnd erſchrack
ober dem Geſicht das jhm vorlaͤngſt bekandt gewe-
ſen/ vnd er offtmals mit tieffer Demut geehrt hatte.
Ohn die mutmaſſung wegẽ deß Antlitzes/ bezwang
ihn auch die Stim̃e ſich deſſen zuverſichern/ was er
ohne das zu glauben willig war. Als er aber letzt-
ich die Narbe einer Wunden in der lincken Handt
ahe (dann damit er ſie ſchawen moͤchte/ ergrieff er
hn wider ſeinen Willen darbey/ als ob er ſie jhm kuͤſ-
en wolte) kundte er ſich laͤnger nicht zwingen/ vnd
fieng
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