Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Fünffte Buch. vnd man kan mit bösen Leuten vbel lange Zeit vmb-gehen/ daß man die Laster nicht erstlich soll für leyd- lich halten/ hernach auch darmit angesteckt werden. Eines Menschen Ehrgeitz entzündet deß andern Hoffart; vnd von frembder Begier lernen wir nach Reichthumb stehen. Hat man euch einmal betro- gen/ wiewol ich vielleicht niemanden zuvor vnrecht gethan/ so werdet jhr ewer Gemüth doch auff Be- trug legen/ damit jhr euch rechen könnet; vnd auß dem Hasse der Feinde euch widerumb zum Hasse angewehnen. Vber dieses/ weil jhrer viel die Künheit zu sündigen für eine Hurtigkeit halten; vnd die jeni- gen welche den Göttern folgen für forchtsame vnd solche Leute die zu nichts köndten gebraucht werden/ schelten; so sind jhrer viel die zu vermeidung solchen Namens sich auff das Böse legen; mehr darumb/ damit sie denen gefallen mögen die nach Tugendt nicht fragen/ als daß sie die Laster lieb haben. Alle diese Gelegenheiten nimbt die Reinligkeit vnsers Ordens jhren Leuten auß den Augen: darinnen wir/ mit einem Wort zusagen/ böser Menschen Gesell- schafft meiden/ vnd ohn einigen Argwon der Furch- te die Götter förchten dörffen. Damit ich aber auff das komme was mich be- für Q q q
Das Fuͤnffte Buch. vnd man kan mit boͤſen Leuten vbel lange Zeit vmb-gehen/ daß man die Laſter nicht erſtlich ſoll fuͤr leyd- lich halten/ hernach auch darmit angeſteckt werden. Eines Menſchen Ehrgeitz entzuͤndet deß andern Hoffart; vnd von frembder Begier lernen wir nach Reichthumb ſtehen. Hat man euch einmal betro- gen/ wiewol ich vielleicht niemanden zuvor vnrecht gethan/ ſo werdet jhr ewer Gemuͤth doch auff Be- trug legen/ damit jhr euch rechen koͤnnet; vnd auß dem Haſſe der Feinde euch widerumb zum Haſſe angewehnen. Vber dieſes/ weil jhrer viel die Kuͤnheit zu ſuͤndigen fuͤr eine Hurtigkeit halten; vnd die jeni- gen welche den Goͤttern folgen fuͤr forchtſame vnd ſolche Leute die zu nichts koͤndten gebraucht werden/ ſchelten; ſo ſind jhrer viel die zu vermeidung ſolchen Namens ſich auff das Boͤſe legen; mehr darumb/ damit ſie denen gefallen moͤgen die nach Tugendt nicht fragen/ als daß ſie die Laſter lieb haben. Alle dieſe Gelegenheiten nimbt die Reinligkeit vnſers Ordens jhren Leuten auß den Augen: darinnen wir/ mit einem Wort zuſagen/ boͤſer Menſchen Geſell- ſchafft meiden/ vnd ohn einigen Argwon der Furch- te die Goͤtter foͤrchten doͤrffen. Damit ich aber auff das komme was mich be- fuͤr Q q q
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Das Fuͤnffte Buch.
vnd man kan mit boͤſen Leuten vbel lange Zeit vmb-
gehen/ daß man die Laſter nicht erſtlich ſoll fuͤr leyd-
lich halten/ hernach auch darmit angeſteckt werden.
Eines Menſchen Ehrgeitz entzuͤndet deß andern
Hoffart; vnd von frembder Begier lernen wir nach
Reichthumb ſtehen. Hat man euch einmal betro-
gen/ wiewol ich vielleicht niemanden zuvor vnrecht
gethan/ ſo werdet jhr ewer Gemuͤth doch auff Be-
trug legen/ damit jhr euch rechen koͤnnet; vnd auß
dem Haſſe der Feinde euch widerumb zum Haſſe
angewehnen. Vber dieſes/ weil jhrer viel die Kuͤnheit
zu ſuͤndigen fuͤr eine Hurtigkeit halten; vnd die jeni-
gen welche den Goͤttern folgen fuͤr forchtſame vnd
ſolche Leute die zu nichts koͤndten gebraucht werden/
ſchelten; ſo ſind jhrer viel die zu vermeidung ſolchen
Namens ſich auff das Boͤſe legen; mehr darumb/
damit ſie denen gefallen moͤgen die nach Tugendt
nicht fragen/ als daß ſie die Laſter lieb haben. Alle
dieſe Gelegenheiten nimbt die Reinligkeit vnſers
Ordens jhren Leuten auß den Augen: darinnen wir/
mit einem Wort zuſagen/ boͤſer Menſchen Geſell-
ſchafft meiden/ vnd ohn einigen Argwon der Furch-
te die Goͤtter foͤrchten doͤrffen.
Damit ich aber auff das komme was mich be-
trifft/ wie offt leitet die Boßheit vnd Zuſtandt der
Geſchaͤffte Koͤnige vnd Fuͤrſten mit darſtellung der
Nutzbarkeit zu Suͤnden? ſonderlich wann das ſo
billich iſt ſcheinet wider jhr Anſchẽ/ oder die Sicher-
heit deß Regiments zu ſeyn? Alsdann helt man es
fuͤr
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