Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ men oder in der Wohnung; auch nicht in der Arbeitdeß Leibs. Der Geitz vnd Ehrgeitz/ vnd die so zu den Ertzgruben vnd Galleren verurtheilet sindt/ müssen viel schwerere Sachen ertragen. Es ist nur die einige Zuneigung deß einfältigen vnd frölichen Gemüths gegen die Götter/ welche alle Ding/ die sonsten ver- geblich vnd jrrdisch weren/ heilig macht. Dann Reich- thumb verwerffen/ von hohen Ehren weichen/ die Sinne von den vnruhigen Gedancken Menschlicher Sorgen wenden/ ist alsdann eine grosse Tugendt/ wann es geschiehet jhme die Götter zu versöhnen. Wann aber seinen Würden vnd Gütern darumb absaget/ damit er dessentwegen gerühmbt were/ oder etwas höhers erlange; wann einer die Geschäffte ste- hen lässet/ damit er dem Müssiggang könne nach- hängen; oder sich deß Armuts rühmet/ in welche er sich mit Fleisse zuvorhin ergeben hat/ weil er ohne diß darein gerahten were; derselbe vermeine ich/ ge- dencke Götter vnd Menschen mit seinem vnnützen Betrug herumbzuführen. Derhalben/ mein Sohn/ locke ich nicht alle zu die- te sich
Joh. Barclayens Argenis/ men oder in der Wohnung; auch nicht in der Arbeitdeß Leibs. Der Geitz vnd Ehrgeitz/ vnd die ſo zu den Ertzgruben vnd Galleren verurtheilet ſindt/ muͤſſen viel ſchwerere Sachen ertragen. Es iſt nur die einige Zuneigung deß einfaͤltigen vnd froͤlichen Gemuͤths gegen die Goͤtter/ welche alle Ding/ die ſonſten ver- geblich vñ jrꝛdiſch weren/ heilig macht. Dañ Reich- thumb verwerffen/ von hohen Ehren weichen/ die Sinne von den vnruhigẽ Gedancken Menſchlicher Sorgen wenden/ iſt alsdann eine groſſe Tugendt/ wann es geſchiehet jhme die Goͤtter zu verſoͤhnen. Wann aber ſeinen Wuͤrden vnd Guͤtern darumb abſaget/ damit er deſſentwegen geruͤhmbt were/ oder etwas hoͤhers erlange; wann einer die Geſchaͤffte ſte- hen laͤſſet/ damit er dem Muͤſſiggang koͤnne nach- haͤngen; oder ſich deß Armuts ruͤhmet/ in welche er ſich mit Fleiſſe zuvorhin ergeben hat/ weil er ohne diß darein gerahten were; derſelbe vermeine ich/ ge- dencke Goͤtter vnd Menſchen mit ſeinem vnnuͤtzen Betrug herumbzufuͤhren. Derhalben/ mein Sohn/ locke ich nicht alle zu die- te ſich
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Joh. Barclayens Argenis/
men oder in der Wohnung; auch nicht in der Arbeit
deß Leibs. Der Geitz vnd Ehrgeitz/ vnd die ſo zu den
Ertzgruben vnd Galleren verurtheilet ſindt/ muͤſſen
viel ſchwerere Sachen ertragen. Es iſt nur die einige
Zuneigung deß einfaͤltigen vnd froͤlichen Gemuͤths
gegen die Goͤtter/ welche alle Ding/ die ſonſten ver-
geblich vñ jrꝛdiſch weren/ heilig macht. Dañ Reich-
thumb verwerffen/ von hohen Ehren weichen/ die
Sinne von den vnruhigẽ Gedancken Menſchlicher
Sorgen wenden/ iſt alsdann eine groſſe Tugendt/
wann es geſchiehet jhme die Goͤtter zu verſoͤhnen.
Wann aber ſeinen Wuͤrden vnd Guͤtern darumb
abſaget/ damit er deſſentwegen geruͤhmbt were/ oder
etwas hoͤhers erlange; wann einer die Geſchaͤffte ſte-
hen laͤſſet/ damit er dem Muͤſſiggang koͤnne nach-
haͤngen; oder ſich deß Armuts ruͤhmet/ in welche er
ſich mit Fleiſſe zuvorhin ergeben hat/ weil er ohne
diß darein gerahten were; derſelbe vermeine ich/ ge-
dencke Goͤtter vnd Menſchen mit ſeinem vnnuͤtzen
Betrug herumbzufuͤhren.
Derhalben/ mein Sohn/ locke ich nicht alle zu die-
ſer Philoſophie. Dañ ich weiß daß von ſolcher groſ-
ſen Menge der Menſchen jhrer gar wenig die ver-
borgene Gluͤckſeligkeit vnſers Lebens annem̃en woͤl-
len; vnd ſage darzu/ daß auch vnter denen noch viel/
die es mehr auß eigenem als auß der Goͤtter Rahte
thun/ dieſen Standt entweder vergeblich/ oder mit
Schaden anfangen werden. Doch moͤchtet jhr ſa-
gen/ wuͤndſchete ich zum wenigſtẽ/ daß alle gute Leu-
te ſich
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