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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Fünffte Buch.
vnd seyt derselben Zeit weder meinen König noch sei-
ne andere Schiffe gesehen. Darumb aber bin ich
in diese Insel kommen/ weil ich/ ob ich zwar nicht
weiß wo mein König hinauß wölle/ oder was
er zuthun gemeinet sey/ dennoch gehöret habe/
daß er seine Schiffart an Sicilien fürüber nehmen
mußte.

Melcander kundte auß dem Gobrias weiter
nichts erzwingen; ließ jhn also gehen/ vnd schlug
sich in seinem geheimen Zimmer lange mit allerley
Gedancken. Warumb nämlich Poliarchus den
Gobrias zuvor angesehickt/ warumb er mit einer
solchen Flotte sich ausserhalb Gallien begeben het-
te/ wann er nicht die Argenis/ vnd vielleicht mit jh-
rer Bewilligung hinweg haben wolte? Ob es nicht
auß dieser Hoffnung herrührete/ daß Archombro-
tus bißher von jhm verachtet worden? Ob sie nicht
selbst solche Vnruhe auß Gallien gefordert hette?
Es kamen jhm deß Radirobanes Schreiben/ Se-
lenissen Todt/ Theocrine/ Pallas/ für allen andern
Sachen aber die Forcht für seine Tochter/ ein. V-
ber dieses erinnerte er sich auch der Tugenden deß
Poliarchus/ die Hülffe die er jhm in Gestalt einer
Jungfrawen geleistet hette/ vnd aller Sachen die ei-
nem Eydam wol anstünden. Weiter machte die
Scham/ weil er jhn vertrieben/ vnd nicht ohn Gefahr
von sich gelassen hatte/ daß er jhn nicht lieben dürff-
te. Dann er stundt in der Meinung/ daß auch er

billiche
R r r iiij

Das Fuͤnffte Buch.
vnd ſeyt derſelben Zeit weder meinen Koͤnig noch ſei-
ne andere Schiffe geſehen. Darumb aber bin ich
in dieſe Inſel kommen/ weil ich/ ob ich zwar nicht
weiß wo mein Koͤnig hinauß woͤlle/ oder was
er zuthun gemeinet ſey/ dennoch gehoͤret habe/
daß er ſeine Schiffart an Sicilien fuͤruͤber nehmen
mußte.

Melcander kundte auß dem Gobrias weiter
nichts erzwingen; ließ jhn alſo gehen/ vnd ſchlug
ſich in ſeinem geheimen Zimmer lange mit allerley
Gedancken. Warumb naͤmlich Poliarchus den
Gobrias zuvor angeſehickt/ warumb er mit einer
ſolchen Flotte ſich auſſerhalb Gallien begeben het-
te/ wann er nicht die Argenis/ vnd vielleicht mit jh-
rer Bewilligung hinweg haben wolte? Ob es nicht
auß dieſer Hoffnung herꝛuͤhrete/ daß Archombro-
tus bißher von jhm verachtet worden? Ob ſie nicht
ſelbſt ſolche Vnruhe auß Gallien gefordert hette?
Es kamen jhm deß Radirobanes Schreiben/ Se-
leniſſen Todt/ Theocrine/ Pallas/ fuͤr allen andern
Sachen aber die Forcht fuͤr ſeine Tochter/ ein. V-
ber dieſes erinnerte er ſich auch der Tugenden deß
Poliarchus/ die Huͤlffe die er jhm in Geſtalt einer
Jungfrawen geleiſtet hette/ vnd aller Sachen die ei-
nem Eydam wol anſtuͤnden. Weiter machte die
Scham/ weil er jhn vertriebẽ/ vnd nicht ohn Gefahr
von ſich gelaſſen hatte/ daß er jhn nicht lieben duͤrff-
te. Dann er ſtundt in der Meinung/ daß auch er

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[999/1043] Das Fuͤnffte Buch. vnd ſeyt derſelben Zeit weder meinen Koͤnig noch ſei- ne andere Schiffe geſehen. Darumb aber bin ich in dieſe Inſel kommen/ weil ich/ ob ich zwar nicht weiß wo mein Koͤnig hinauß woͤlle/ oder was er zuthun gemeinet ſey/ dennoch gehoͤret habe/ daß er ſeine Schiffart an Sicilien fuͤruͤber nehmen mußte. Melcander kundte auß dem Gobrias weiter nichts erzwingen; ließ jhn alſo gehen/ vnd ſchlug ſich in ſeinem geheimen Zimmer lange mit allerley Gedancken. Warumb naͤmlich Poliarchus den Gobrias zuvor angeſehickt/ warumb er mit einer ſolchen Flotte ſich auſſerhalb Gallien begeben het- te/ wann er nicht die Argenis/ vnd vielleicht mit jh- rer Bewilligung hinweg haben wolte? Ob es nicht auß dieſer Hoffnung herꝛuͤhrete/ daß Archombro- tus bißher von jhm verachtet worden? Ob ſie nicht ſelbſt ſolche Vnruhe auß Gallien gefordert hette? Es kamen jhm deß Radirobanes Schreiben/ Se- leniſſen Todt/ Theocrine/ Pallas/ fuͤr allen andern Sachen aber die Forcht fuͤr ſeine Tochter/ ein. V- ber dieſes erinnerte er ſich auch der Tugenden deß Poliarchus/ die Huͤlffe die er jhm in Geſtalt einer Jungfrawen geleiſtet hette/ vnd aller Sachen die ei- nem Eydam wol anſtuͤnden. Weiter machte die Scham/ weil er jhn vertriebẽ/ vnd nicht ohn Gefahr von ſich gelaſſen hatte/ daß er jhn nicht lieben duͤrff- te. Dann er ſtundt in der Meinung/ daß auch er billiche R r r iiij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 999. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/1043>, abgerufen am 22.11.2024.