Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ Namen) als ob er von mir geboren were/ leichtlichzeigen. Diesem zu Gefallen hab ich hernach mich vnd mein Königreich erhalten. Es hat mich kein Bitten der benachbarten Könige zur Heyrath be- reden können. Als er Zwantzig Jahr alt worden hab ich jhm ewere Tugendt erzehlet/ vnd jhn ver- mahnet an den Sicilischen Hofe zu reisen/ damit er in ewerer Schulen sich königlich verhalten/ vnd sein Gemüth nach dem ewerigen richten lernete. Dieses würde jhm dann leichtlicher zu vollbringen seyn/ wann er seinen Standt nicht meldete/ noch sa- gete daß ich seine Mutter were. Damit nicht ewe- re Vberschung/ vnd anderer Leute Schmeichel- worte jhn verhinderten die rechtschaffene vnd wah- re Tugendt zuerlangen; welche Fürsten offtmals versagt wirdt/ vnd die Gefahr vnd das Glück vie- ler Privatpersonen berühmbt macht. Er gehorch- te mir/ vnd reisete fort: vnd es ist ein Wunder/ daß er ewere Gunst dermassen erwerben könne/ daß er ein so grosser König jhme die einige Tochter von ewerer letzten Ehe/ die euch so lieb war als ob jhr viel Kinder hettet/ habt vermählen wöllen. Als er mir solches zuwissen gethan/ wiewol ich mich vber sei- ner Tugend vnd ewerer Zuneigung gegen meinem Sohn/ in dem da er euch noch vnbekandt/ so lieb ge- wesen/ gefrewet habe; doch bin ich vber Erwehnung solcher blutschändigen Heyrath erschrocken/ daß der Bruder die Schwester heyrathen solte. Ich stundt auch noch in anderer Gefahr/ weil Radiro- banes
Joh. Barclayens Argenis/ Namen) als ob er von mir geboren were/ leichtlichzeigen. Dieſem zu Gefallen hab ich hernach mich vnd mein Koͤnigreich erhalten. Es hat mich kein Bitten der benachbarten Koͤnige zur Heyrath be- reden koͤnnen. Als er Zwantzig Jahr alt worden hab ich jhm ewere Tugendt erzehlet/ vnd jhn ver- mahnet an den Siciliſchen Hofe zu reiſen/ damit er in ewerer Schulen ſich koͤniglich verhalten/ vnd ſein Gemuͤth nach dem ewerigen richten lernete. Dieſes wuͤrde jhm dann leichtlicher zu vollbringen ſeyn/ wann er ſeinen Standt nicht meldete/ noch ſa- gete daß ich ſeine Mutter were. Damit nicht ewe- re Vberſchung/ vnd anderer Leute Schmeichel- worte jhn verhinderten die rechtſchaffene vnd wah- re Tugendt zuerlangen; welche Fuͤrſten offtmals verſagt wirdt/ vnd die Gefahr vnd das Gluͤck vie- ler Privatperſonen beruͤhmbt macht. Er gehorch- te mir/ vnd reiſete fort: vnd es iſt ein Wunder/ daß er ewere Gunſt dermaſſen erwerben koͤnne/ daß er ein ſo groſſer Koͤnig jhme die einige Tochter von ewerer letzten Ehe/ die euch ſo lieb war als ob jhr viel Kinder hettet/ habt vermaͤhlen woͤllen. Als er mir ſolches zuwiſſen gethan/ wiewol ich mich vber ſei- ner Tugend vnd ewerer Zuneigung gegen meinem Sohn/ in dem da er euch noch vnbekandt/ ſo lieb ge- weſen/ gefrewet habe; doch bin ich vber Erwehnung ſolcher blutſchaͤndigen Heyrath erſchrocken/ daß der Bruder die Schweſter heyrathen ſolte. Ich ſtundt auch noch in anderer Gefahr/ weil Radiro- banes
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f1078" n="1034"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/> Namen) als ob er von mir geboren were/ leichtlich<lb/> zeigen. Dieſem zu Gefallen hab ich hernach mich<lb/> vnd mein Koͤnigreich erhalten. Es hat mich kein<lb/> Bitten der benachbarten Koͤnige zur Heyrath be-<lb/> reden koͤnnen. Als er Zwantzig Jahr alt worden<lb/> hab ich jhm ewere Tugendt erzehlet/ vnd jhn ver-<lb/> mahnet an den Siciliſchen Hofe zu reiſen/ damit er<lb/> in ewerer Schulen ſich koͤniglich verhalten/ vnd<lb/> ſein Gemuͤth nach dem ewerigen richten lernete.<lb/> Dieſes wuͤrde jhm dann leichtlicher zu vollbringen<lb/> ſeyn/ wann er ſeinen Standt nicht meldete/ noch ſa-<lb/> gete daß ich ſeine Mutter were. Damit nicht ewe-<lb/> re Vberſchung/ vnd anderer Leute Schmeichel-<lb/> worte jhn verhinderten die rechtſchaffene vnd wah-<lb/> re Tugendt zuerlangen; welche Fuͤrſten offtmals<lb/> verſagt wirdt/ vnd die Gefahr vnd das Gluͤck vie-<lb/> ler Privatperſonen beruͤhmbt macht. Er gehorch-<lb/> te mir/ vnd reiſete fort: vnd es iſt ein Wunder/ daß<lb/> er ewere Gunſt dermaſſen erwerben koͤnne/ daß er<lb/> ein ſo groſſer Koͤnig jhme die einige Tochter von<lb/> ewerer letzten Ehe/ die euch ſo lieb war als ob jhr viel<lb/> Kinder hettet/ habt vermaͤhlen woͤllen. Als er mir<lb/> ſolches zuwiſſen gethan/ wiewol ich mich vber ſei-<lb/> ner Tugend vnd ewerer Zuneigung gegen meinem<lb/> Sohn/ in dem da er euch noch vnbekandt/ ſo lieb ge-<lb/> weſen/ gefrewet habe; doch bin ich vber Erwehnung<lb/> ſolcher blutſchaͤndigen Heyrath erſchrocken/ daß<lb/> der Bruder die Schweſter heyrathen ſolte. Ich<lb/> ſtundt auch noch in anderer Gefahr/ weil Radiro-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">banes</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1034/1078]
Joh. Barclayens Argenis/
Namen) als ob er von mir geboren were/ leichtlich
zeigen. Dieſem zu Gefallen hab ich hernach mich
vnd mein Koͤnigreich erhalten. Es hat mich kein
Bitten der benachbarten Koͤnige zur Heyrath be-
reden koͤnnen. Als er Zwantzig Jahr alt worden
hab ich jhm ewere Tugendt erzehlet/ vnd jhn ver-
mahnet an den Siciliſchen Hofe zu reiſen/ damit er
in ewerer Schulen ſich koͤniglich verhalten/ vnd
ſein Gemuͤth nach dem ewerigen richten lernete.
Dieſes wuͤrde jhm dann leichtlicher zu vollbringen
ſeyn/ wann er ſeinen Standt nicht meldete/ noch ſa-
gete daß ich ſeine Mutter were. Damit nicht ewe-
re Vberſchung/ vnd anderer Leute Schmeichel-
worte jhn verhinderten die rechtſchaffene vnd wah-
re Tugendt zuerlangen; welche Fuͤrſten offtmals
verſagt wirdt/ vnd die Gefahr vnd das Gluͤck vie-
ler Privatperſonen beruͤhmbt macht. Er gehorch-
te mir/ vnd reiſete fort: vnd es iſt ein Wunder/ daß
er ewere Gunſt dermaſſen erwerben koͤnne/ daß er
ein ſo groſſer Koͤnig jhme die einige Tochter von
ewerer letzten Ehe/ die euch ſo lieb war als ob jhr viel
Kinder hettet/ habt vermaͤhlen woͤllen. Als er mir
ſolches zuwiſſen gethan/ wiewol ich mich vber ſei-
ner Tugend vnd ewerer Zuneigung gegen meinem
Sohn/ in dem da er euch noch vnbekandt/ ſo lieb ge-
weſen/ gefrewet habe; doch bin ich vber Erwehnung
ſolcher blutſchaͤndigen Heyrath erſchrocken/ daß
der Bruder die Schweſter heyrathen ſolte. Ich
ſtundt auch noch in anderer Gefahr/ weil Radiro-
banes
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |