Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Erste Buch. zwar vnsere Lust sehen/ nachmals aber/ wann wir siezu essen begeren/ vnseren Hunger mit einem vnan- genehnien vnd schädlichen Saffte betriegen. Arsi- das wolte nit bald darauff antworten/ vnd begnüg- te sich mit Lächeln anzuzeygen/ daß er dieses für ei- ne geringe Entschuldigung einer solchen vnglück- seligen Versehung hielte: biß er auß deß Archom- brotus Gesichte verstunde (dann er sahe jhn insten- dig an) daß er wolte widerleget seyn. Saget jhr mir/ sprach er/ von den Sorgen welche die Könige bey jhren Geschäfften haben? Gleichsam als die fürnembste vnter denselben nicht seyn solte/ wie sie Leute bey sich haben möchten/ welche in grosser An- zahl jetziger Zeit nicht zu finden sind; zu Wider- legung der Laterne dessen/ der vor Zeiten auff ei- nem vollen Marckte nur einen sol gesucht ha- ben. Aber spricht man/ die gemeine Kammer wür- de solche Vnkosten nicht ertragen. O der für- sichtigen Hertzen! Daß man also nicht solle mehr verschwenden mit Vogelbeitzen; mit einem Stall voll Pferden/ welche springen vnd tantzen wie im Heerzuge der Sybariter; vnd daß man ehe den Verlust der Zahl ersetzen solle/ wann ein wil- der Eber einen Jagthund erhawen hat. Sie wol- len man solle nichts ersparen an denen Sachen die sie nicht so sehr dem Könige zum Nutzen oder Lust/ als zum Scheine der Hoheit zu dienen vermeynen. Sie halten es für rhatsam so viel Geldes durch zu jagen/ vnd so viel Müssiggänger mit allgemeinen Außgaben
Das Erſte Buch. zwar vnſere Luſt ſehen/ nachmals aber/ wann wir ſiezu eſſen begeren/ vnſeren Hunger mit einem vnan- genehnien vnd ſchaͤdlichen Saffte betriegen. Arſi- das wolte nit bald darauff antworten/ vnd begnuͤg- te ſich mit Laͤcheln anzuzeygen/ daß er dieſes fuͤr ei- ne geringe Entſchuldigung einer ſolchen vngluͤck- ſeligen Verſehung hielte: biß er auß deß Archom- brotus Geſichte verſtunde (dann er ſahe jhn inſten- dig an) daß er wolte widerleget ſeyn. Saget jhr mir/ ſprach er/ von den Sorgen welche die Koͤnige bey jhren Geſchaͤfften haben? Gleichſam als die fuͤrnembſte vnter denſelben nicht ſeyn ſolte/ wie ſie Leute bey ſich haben moͤchten/ welche in groſſer An- zahl jetziger Zeit nicht zu finden ſind; zu Wider- legung der Laterne deſſen/ der vor Zeiten auff ei- nem vollen Marckte nur einen ſol geſucht ha- ben. Aber ſpricht man/ die gemeine Kammer wuͤr- de ſolche Vnkoſten nicht ertragen. O der fuͤr- ſichtigen Hertzen! Daß man alſo nicht ſolle mehr verſchwenden mit Vogelbeitzen; mit einem Stall voll Pferden/ welche ſpringen vnd tantzen wie im Heerzuge der Sybariter; vnd daß man ehe den Verluſt der Zahl erſetzen ſolle/ wann ein wil- der Eber einen Jagthund erhawen hat. Sie wol- len man ſolle nichts erſparen an denen Sachen die ſie nicht ſo ſehr dem Koͤnige zum Nutzen oder Luſt/ als zum Scheine der Hoheit zu dienen vermeynen. Sie halten es fuͤr rhatſam ſo viel Geldes durch zu jagen/ vnd ſo viel Muͤſſiggaͤnger mit allgemeinen Außgaben
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Das Erſte Buch.
zwar vnſere Luſt ſehen/ nachmals aber/ wann wir ſie
zu eſſen begeren/ vnſeren Hunger mit einem vnan-
genehnien vnd ſchaͤdlichen Saffte betriegen. Arſi-
das wolte nit bald darauff antworten/ vnd begnuͤg-
te ſich mit Laͤcheln anzuzeygen/ daß er dieſes fuͤr ei-
ne geringe Entſchuldigung einer ſolchen vngluͤck-
ſeligen Verſehung hielte: biß er auß deß Archom-
brotus Geſichte verſtunde (dann er ſahe jhn inſten-
dig an) daß er wolte widerleget ſeyn. Saget jhr
mir/ ſprach er/ von den Sorgen welche die Koͤnige
bey jhren Geſchaͤfften haben? Gleichſam als die
fuͤrnembſte vnter denſelben nicht ſeyn ſolte/ wie ſie
Leute bey ſich haben moͤchten/ welche in groſſer An-
zahl jetziger Zeit nicht zu finden ſind; zu Wider-
legung der Laterne deſſen/ der vor Zeiten auff ei-
nem vollen Marckte nur einen ſol geſucht ha-
ben. Aber ſpricht man/ die gemeine Kammer wuͤr-
de ſolche Vnkoſten nicht ertragen. O der fuͤr-
ſichtigen Hertzen! Daß man alſo nicht ſolle mehr
verſchwenden mit Vogelbeitzen; mit einem Stall
voll Pferden/ welche ſpringen vnd tantzen wie im
Heerzuge der Sybariter; vnd daß man ehe den
Verluſt der Zahl erſetzen ſolle/ wann ein wil-
der Eber einen Jagthund erhawen hat. Sie wol-
len man ſolle nichts erſparen an denen Sachen die
ſie nicht ſo ſehr dem Koͤnige zum Nutzen oder Luſt/
als zum Scheine der Hoheit zu dienen vermeynen.
Sie halten es fuͤr rhatſam ſo viel Geldes durch zu
jagen/ vnd ſo viel Muͤſſiggaͤnger mit allgemeinen
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