Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Ander Buch. hielten etliche Wache; welche den Poliarchus mitseinen gefangenen stille stehen hiessen/ vnd fragten vngestüm/ wie Soldaten Gebrauch ist/ wer oder von wannen er were. Er gab zur Antwort/ daß er niemanden sagen dürffte als der Königin/ was er brächte. Es ward dem Wachtmeister angemeldet/ der in gleichen mit dem Poliarchus redete/ vnd der Königin darauff anzeygete/ es were ein junger Außländer vorhanden/ stattlich von Kleydung vnd Gesichte/ der führte etliche gefangene mit sich/ vnd begerte fürgelassen zu werden. Die Königin hatte sich damals in diesen Ort nicht Lust halben bege- ben/ sondern daß sie in solcher Einsamkeit jhres Betrübnüsses besser köndte abwarten. Die Vrsa- che solches Kummers war/ daß jhr von den Räu- bern derselbige Ort geplündert worden/ in welchem nebenst dem besten Schmuck jhre grösseste Heim- ligkeit verborgen gelegen. Sie ließ sich auch die edlen Steine vnd andere thewere Sachen/ welche man in gemeine so hoch schätzte/ nicht anfechten. Die Vrsache jhres Seufftzens vnd fast Bewe- gung zum Tode war ein Kästlein/ wiewol es nichts werth gewesen; welches die Räuber zugleich hatten wegk gestolen. Dieses hielte sie höher als jhr Leben/ in Betrachtung daß sie dareyn jhres Sohnes gan- tze Wolfahrt geschlossen hette; derwegen beklagte sie sich vber die Götter weniger nicht/ als wann er ge- storben were. Als jhr derhalben vom Poliarchus gesaget ward/ hörte sie es nicht gerne; weil sie jhm Gehör S
Das Ander Buch. hielten etliche Wache; welche den Poliarchus mitſeinen gefangenen ſtille ſtehen hieſſen/ vnd fragten vngeſtuͤm/ wie Soldaten Gebrauch iſt/ wer oder von wannen er were. Er gab zur Antwort/ daß er niemanden ſagen duͤrffte als der Koͤnigin/ was er braͤchte. Es ward dem Wachtmeiſter angemeldet/ der in gleichen mit dem Poliarchus redete/ vnd der Koͤnigin darauff anzeygete/ es were ein junger Außlaͤnder vorhanden/ ſtattlich von Kleydung vnd Geſichte/ der fuͤhrte etliche gefangene mit ſich/ vnd begerte fuͤrgelaſſen zu werden. Die Koͤnigin hatte ſich damals in dieſen Ort nicht Luſt halben bege- ben/ ſondern daß ſie in ſolcher Einſamkeit jhres Betruͤbnuͤſſes beſſer koͤndte abwarten. Die Vrſa- che ſolches Kummers war/ daß jhr von den Raͤu- bern derſelbige Ort gepluͤndert worden/ in welchem nebenſt dem beſten Schmuck jhre groͤſſeſte Heim- ligkeit verborgen gelegen. Sie ließ ſich auch die edlen Steine vnd andere thewere Sachen/ welche man in gemeine ſo hoch ſchaͤtzte/ nicht anfechten. Die Vrſache jhres Seufftzens vnd faſt Bewe- gung zum Tode war ein Kaͤſtlein/ wiewol es nichts werth geweſen; welches die Raͤuber zugleich hatten wegk geſtolen. Dieſes hielte ſie hoͤher als jhr Leben/ in Betrachtung daß ſie dareyn jhres Sohnes gan- tze Wolfahrt geſchloſſen hette; derwegen beklagte ſie ſich vber die Goͤtter weniger nicht/ als wann er ge- ſtorben were. Als jhr derhalben vom Poliarchus geſaget ward/ hoͤrte ſie es nicht gerne; weil ſie jhm Gehoͤr S
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Das Ander Buch.
hielten etliche Wache; welche den Poliarchus mit
ſeinen gefangenen ſtille ſtehen hieſſen/ vnd fragten
vngeſtuͤm/ wie Soldaten Gebrauch iſt/ wer oder
von wannen er were. Er gab zur Antwort/ daß er
niemanden ſagen duͤrffte als der Koͤnigin/ was er
braͤchte. Es ward dem Wachtmeiſter angemeldet/
der in gleichen mit dem Poliarchus redete/ vnd der
Koͤnigin darauff anzeygete/ es were ein junger
Außlaͤnder vorhanden/ ſtattlich von Kleydung vnd
Geſichte/ der fuͤhrte etliche gefangene mit ſich/ vnd
begerte fuͤrgelaſſen zu werden. Die Koͤnigin hatte
ſich damals in dieſen Ort nicht Luſt halben bege-
ben/ ſondern daß ſie in ſolcher Einſamkeit jhres
Betruͤbnuͤſſes beſſer koͤndte abwarten. Die Vrſa-
che ſolches Kummers war/ daß jhr von den Raͤu-
bern derſelbige Ort gepluͤndert worden/ in welchem
nebenſt dem beſten Schmuck jhre groͤſſeſte Heim-
ligkeit verborgen gelegen. Sie ließ ſich auch die
edlen Steine vnd andere thewere Sachen/ welche
man in gemeine ſo hoch ſchaͤtzte/ nicht anfechten.
Die Vrſache jhres Seufftzens vnd faſt Bewe-
gung zum Tode war ein Kaͤſtlein/ wiewol es nichts
werth geweſen; welches die Raͤuber zugleich hatten
wegk geſtolen. Dieſes hielte ſie hoͤher als jhr Leben/
in Betrachtung daß ſie dareyn jhres Sohnes gan-
tze Wolfahrt geſchloſſen hette; derwegen beklagte ſie
ſich vber die Goͤtter weniger nicht/ als wann er ge-
ſtorben were. Als jhr derhalben vom Poliarchus
geſaget ward/ hoͤrte ſie es nicht gerne; weil ſie jhm
Gehoͤr
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