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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Ander Buch.
eynstelle. Ich habe Anordnung gethan/ daß es in
dem Schiffe nechst hierbey verwahret werde. Die
Königin sprang vber so grosser vnd plötzlicher Frew-
de/ wie Weiber pflegen/ vom Stuel/ nam den
frembden bey der Handt/ vnd/ O jhr glückseligster
Mensch/ sagte sie/ vnter allen die da leben/ oder den
man viel mehr vnter die Götter zehlen möchte/
im Fall dem also ist wie jhr saget. Führet mich
ja baldt zum Schiffe. Ich wil diesen Diebstal
vnd den Raub selber in Besichtigung nemen. Hal-
tet mich nicht für geitzig; sondern gebet mir das ein-
tzige Kästlein wider: das vbrige mag euch geschen-
cket seyn. Als sie dieses mit Verwunderung deß
Poliarchus gesaget hatte/ gieng sie für jm her. Sie
wolte nur nicht erwarten biß man den Wagen für-
ziehen/ oder die Sänffte bringen kundte. Sie gieng
in jhrem schlechten Haußkleyde mit vollen Schrit-
ten/ vnd wolte von einer Sache daran jhr so hoch
gelegen niemanden gläuben/ als jhr selber. Die
Frawen vnd Jungfrawen so jhr auffwarteten spa-
tziereten auch zu Fusse wie sie waren. Der Tu-
mult solches eylens schiene einer Flucht ähnlich zu
seyn. Als aber Poliarchus der Königin die Räu-
ber für dem Thore zeygete; Laßt nur mich vorhin
erfahren/ sagte sie/ ehe ich andere verdamme/ ob das
Glück mich selber loß gelassen habe. Es war kei-
ner am Hofe/ der jhr nicht auff der Fersen folgete.
Viel die nicht wusten was man für hette/ wor-
den bestürtzt darüber/ vnd machten andere neben

sich
S ij

Das Ander Buch.
eynſtelle. Ich habe Anordnung gethan/ daß es in
dem Schiffe nechſt hierbey verwahret werde. Die
Koͤnigin ſprang vber ſo groſſer vñ ploͤtzlicher Frew-
de/ wie Weiber pflegen/ vom Stuel/ nam den
frembden bey der Handt/ vnd/ O jhr gluͤckſeligſter
Menſch/ ſagte ſie/ vnter allen die da leben/ oder den
man viel mehr vnter die Goͤtter zehlen moͤchte/
im Fall dem alſo iſt wie jhr ſaget. Fuͤhret mich
ja baldt zum Schiffe. Ich wil dieſen Diebſtal
vnd den Raub ſelber in Beſichtigung nemen. Hal-
tet mich nicht fuͤr geitzig; ſondern gebet mir das ein-
tzige Kaͤſtlein wider: das vbrige mag euch geſchen-
cket ſeyn. Als ſie dieſes mit Verwunderung deß
Poliarchus geſaget hatte/ gieng ſie fuͤr jm her. Sie
wolte nur nicht erwarten biß man den Wagen fuͤr-
ziehen/ oder die Saͤnffte bringen kundte. Sie gieng
in jhrem ſchlechten Haußkleyde mit vollen Schrit-
ten/ vnd wolte von einer Sache daran jhr ſo hoch
gelegen niemanden glaͤuben/ als jhr ſelber. Die
Frawen vnd Jungfrawen ſo jhr auffwarteten ſpa-
tziereten auch zu Fuſſe wie ſie waren. Der Tu-
mult ſolches eylens ſchiene einer Flucht aͤhnlich zu
ſeyn. Als aber Poliarchus der Koͤnigin die Raͤu-
ber fuͤr dem Thore zeygete; Laßt nur mich vorhin
erfahren/ ſagte ſie/ ehe ich andere verdamme/ ob das
Gluͤck mich ſelber loß gelaſſen habe. Es war kei-
ner am Hofe/ der jhr nicht auff der Ferſen folgete.
Viel die nicht wuſten was man fuͤr hette/ wor-
den beſtuͤrtzt daruͤber/ vnd machten andere neben

ſich
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[275/0319] Das Ander Buch. eynſtelle. Ich habe Anordnung gethan/ daß es in dem Schiffe nechſt hierbey verwahret werde. Die Koͤnigin ſprang vber ſo groſſer vñ ploͤtzlicher Frew- de/ wie Weiber pflegen/ vom Stuel/ nam den frembden bey der Handt/ vnd/ O jhr gluͤckſeligſter Menſch/ ſagte ſie/ vnter allen die da leben/ oder den man viel mehr vnter die Goͤtter zehlen moͤchte/ im Fall dem alſo iſt wie jhr ſaget. Fuͤhret mich ja baldt zum Schiffe. Ich wil dieſen Diebſtal vnd den Raub ſelber in Beſichtigung nemen. Hal- tet mich nicht fuͤr geitzig; ſondern gebet mir das ein- tzige Kaͤſtlein wider: das vbrige mag euch geſchen- cket ſeyn. Als ſie dieſes mit Verwunderung deß Poliarchus geſaget hatte/ gieng ſie fuͤr jm her. Sie wolte nur nicht erwarten biß man den Wagen fuͤr- ziehen/ oder die Saͤnffte bringen kundte. Sie gieng in jhrem ſchlechten Haußkleyde mit vollen Schrit- ten/ vnd wolte von einer Sache daran jhr ſo hoch gelegen niemanden glaͤuben/ als jhr ſelber. Die Frawen vnd Jungfrawen ſo jhr auffwarteten ſpa- tziereten auch zu Fuſſe wie ſie waren. Der Tu- mult ſolches eylens ſchiene einer Flucht aͤhnlich zu ſeyn. Als aber Poliarchus der Koͤnigin die Raͤu- ber fuͤr dem Thore zeygete; Laßt nur mich vorhin erfahren/ ſagte ſie/ ehe ich andere verdamme/ ob das Gluͤck mich ſelber loß gelaſſen habe. Es war kei- ner am Hofe/ der jhr nicht auff der Ferſen folgete. Viel die nicht wuſten was man fuͤr hette/ wor- den beſtuͤrtzt daruͤber/ vnd machten andere neben ſich S ij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/319>, abgerufen am 21.11.2024.