Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Ander Buch. halten worden/ sich wieder funden/ da fiengen dieWunden/ welche jhm der Raüber in die Seite ge- schlagen/ vnd er nicht allein nicht geachtet/ sondern auch mit Arbeit vnd bemühung deß Gemütes mehr gereitzet hatte/ erst an zu brennen/ vnd wurffen jhn mit einem hitzigen Feber darnieder. Dieser Fall hielt seine fürgenommene Reise auff den folgenden Tag zurücke/ vnd erschreckte die Königin nicht weniger/ als wann jhr leiblicher Sohn in Kranckheit gefallen were. Dann vber die grosse Gutthat die sie vom Po- liarchus empfangen hatte/ betrachtete sie auch die Anmutigkeit seiner Natur vnd die Höffligkeit im reden. Sie hette jhr auch seiner Ankunffthalben Ge- dancken gemacht/ vnd bildete jhr im Gemüte was grosses ein; also daß sie jhm mehr vnd mehr günstig ward. Dessentwegen besuchte sie jhn mit jhren ärtzten auff früen morgen. Der Königin folgeten jhre für- nemste Leute/ vnd bezeigeten mit trawrigen Gesichte jhr Mitleiden. Gelanor/ so von diesem allen nicht wuste/ segelte ein
Das Ander Buch. halten worden/ ſich wieder funden/ da fiengen dieWunden/ welche jhm der Rauͤber in die Seite ge- ſchlagen/ vnd er nicht allein nicht geachtet/ ſondern auch mit Arbeit vnd bemuͤhung deß Gemuͤtes mehr gereitzet hatte/ erſt an zu brennen/ vnd wurffen jhn mit einem hitzigen Feber darnieder. Dieſer Fall hielt ſeine fuͤrgenommene Reiſe auff den folgenden Tag zuruͤcke/ vnd erſchreckte die Koͤnigin nicht weniger/ als wann jhr leiblicher Sohn in Kranckheit gefallen were. Dann vber die groſſe Gutthat die ſie vom Po- liarchus empfangen hatte/ betrachtete ſie auch die Anmutigkeit ſeiner Natur vnd die Hoͤffligkeit im reden. Sie hette jhr auch ſeiner Ankunffthalben Ge- dancken gemacht/ vnd bildete jhr im Gemuͤte was groſſes ein; alſo daß ſie jhm mehr vnd mehr guͤnſtig ward. Deſſentwegẽ beſuchte ſie jhn mit jhren aͤrtzten auff fruͤen morgen. Der Koͤnigin folgeten jhre fuͤr- nemſte Leute/ vnd bezeigeten mit trawrigen Geſichte jhr Mitleiden. Gelanor/ ſo von dieſem allen nicht wuſte/ ſegelte ein
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Das Ander Buch.
halten worden/ ſich wieder funden/ da fiengen die
Wunden/ welche jhm der Rauͤber in die Seite ge-
ſchlagen/ vnd er nicht allein nicht geachtet/ ſondern
auch mit Arbeit vnd bemuͤhung deß Gemuͤtes mehr
gereitzet hatte/ erſt an zu brennen/ vnd wurffen jhn
mit einem hitzigen Feber darnieder. Dieſer Fall hielt
ſeine fuͤrgenommene Reiſe auff den folgenden Tag
zuruͤcke/ vnd erſchreckte die Koͤnigin nicht weniger/
als wann jhr leiblicher Sohn in Kranckheit gefallen
were. Dann vber die groſſe Gutthat die ſie vom Po-
liarchus empfangen hatte/ betrachtete ſie auch die
Anmutigkeit ſeiner Natur vnd die Hoͤffligkeit im
reden. Sie hette jhr auch ſeiner Ankunffthalben Ge-
dancken gemacht/ vnd bildete jhr im Gemuͤte was
groſſes ein; alſo daß ſie jhm mehr vnd mehr guͤnſtig
ward. Deſſentwegẽ beſuchte ſie jhn mit jhren aͤrtzten
auff fruͤen morgen. Der Koͤnigin folgeten jhre fuͤr-
nemſte Leute/ vnd bezeigeten mit trawrigen Geſichte
jhr Mitleiden.
Gelanor/ ſo von dieſem allen nicht wuſte/ ſegelte
mit gluͤcklichem Winde auff Sicilien zu. Wiewol
ſie aber gutes Gewitter nach Epeircte hatten/ ſo
wolte er doch daſelbſt nicht einfahren; ſondern ſtieg
in einem vnbekanten Hafen auß/ damit niemandt
ſeine Schiffleute kennen/ oder vom Poliarchus fra-
gen koͤndte. Er gieng zu deß Apollo Tempel/ welcher
nicht weit vom Geſtade gegen Palermo war/ mehr
bekandt deß beruͤhmbten Prieſters als ſeines Got-
tes wegen ſelber. Der Prieſter hieß Antenorius/
ein
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