Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Ander Buch. dann sein täglicher wundsch gewesen. So vberzeu-gete jhn sein gewissen wegen einhaltung solcher V- belthat. Was solte er ferner viel aufs leugnen tret- ten/ weil Oloodemus (dann also hatte Eurime- des fürgegeben) der Vergifftung allbereit gestän- dig gewesen? Man ließ jhm auch nicht Zeit bey sich raht zuhalten/ oder sein Gemüte wieder zu- erholen. Derentwegen hielte er/ als in Sachen mit denen es aufs euserste kommen/ darfür/ es were am besten daß er nicht vergebliche Vmbschweiffe machte/ vnd die That hinterhielte; denn hierdurch würde er sich nur an den Tag geben/ daß er dieses be- ginnen selber für strafffällig erkennete. Als derent- wegen Eurimedes auf jhn drang: Es sey wol/ sagte er; Die Götter mögen mit mir machen was sie wöl- len. Mir begnüget/ daß ich den Feind Siciliens den Poliarchus vberlebet habe. Auff dieses grübelte Eurimedes/ gleichsam als ob jhm alles wol bewust were/ weiter nach/ damit er hinter jhren Anschlag käme; vnd hielte jhm letzlich deß Lycogenes mein- eidt ein/ in dem er durch das Schreiben an den Po- liarchus deß Königes vnschuldt verdächtig mach- te/ wegen eines vnehrlichen verbrechens das er selber begangen hette. Dessen Eristenes mit lächeln ge- ständig war. Gieng also Eurimedes von jhm zum Könige/ vnd zeigte jhm nicht ohn entsetzung an/ wessen er geständig gewesen: nunmehr were nichts vbrig/ als daß sich Oloodemus durch ebenmässiges bekentnüs verdammete. Melean-
Das Ander Buch. dann ſein taͤglicher wundſch geweſen. So vberzeu-gete jhn ſein gewiſſen wegen einhaltung ſolcher V- belthat. Was ſolte er ferner viel aufs leugnen tret- ten/ weil Oloodemus (dann alſo hatte Eurime- des fuͤrgegeben) der Vergifftung allbereit geſtaͤn- dig geweſen? Man ließ jhm auch nicht Zeit bey ſich raht zuhalten/ oder ſein Gemuͤte wieder zu- erholen. Derentwegen hielte er/ als in Sachen mit denen es aufs euſerſte kommen/ darfuͤr/ es were am beſten daß er nicht vergebliche Vmbſchweiffe machte/ vnd die That hinterhielte; denn hierdurch wuͤrde er ſich nur an den Tag geben/ daß er dieſes be- ginnen ſelber fuͤr ſtrafffaͤllig erkennete. Als derent- wegen Eurimedes auf jhn drang: Es ſey wol/ ſagte er; Die Goͤtter moͤgen mit mir machẽ was ſie woͤl- len. Mir begnuͤget/ daß ich den Feind Siciliens den Poliarchus vberlebet habe. Auff dieſes gruͤbelte Eurimedes/ gleichſam als ob jhm alles wol bewuſt were/ weiter nach/ damit er hinter jhren Anſchlag kaͤme; vnd hielte jhm letzlich deß Lycogenes mein- eidt ein/ in dem er durch das Schreiben an den Po- liarchus deß Koͤniges vnſchuldt verdaͤchtig mach- te/ wegen eines vnehrlichen verbrechens das er ſelber begangen hette. Deſſen Eriſtenes mit laͤcheln ge- ſtaͤndig war. Gieng alſo Eurimedes von jhm zum Koͤnige/ vnd zeigte jhm nicht ohn entſetzung an/ weſſen er geſtaͤndig geweſen: nunmehr were nichts vbrig/ als daß ſich Oloodemus durch ebenmaͤſſiges bekentnuͤs verdammete. Melean-
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Das Ander Buch.
dann ſein taͤglicher wundſch geweſen. So vberzeu-
gete jhn ſein gewiſſen wegen einhaltung ſolcher V-
belthat. Was ſolte er ferner viel aufs leugnen tret-
ten/ weil Oloodemus (dann alſo hatte Eurime-
des fuͤrgegeben) der Vergifftung allbereit geſtaͤn-
dig geweſen? Man ließ jhm auch nicht Zeit bey
ſich raht zuhalten/ oder ſein Gemuͤte wieder zu-
erholen. Derentwegen hielte er/ als in Sachen mit
denen es aufs euſerſte kommen/ darfuͤr/ es were
am beſten daß er nicht vergebliche Vmbſchweiffe
machte/ vnd die That hinterhielte; denn hierdurch
wuͤrde er ſich nur an den Tag geben/ daß er dieſes be-
ginnen ſelber fuͤr ſtrafffaͤllig erkennete. Als derent-
wegen Eurimedes auf jhn drang: Es ſey wol/ ſagte
er; Die Goͤtter moͤgen mit mir machẽ was ſie woͤl-
len. Mir begnuͤget/ daß ich den Feind Siciliens den
Poliarchus vberlebet habe. Auff dieſes gruͤbelte
Eurimedes/ gleichſam als ob jhm alles wol bewuſt
were/ weiter nach/ damit er hinter jhren Anſchlag
kaͤme; vnd hielte jhm letzlich deß Lycogenes mein-
eidt ein/ in dem er durch das Schreiben an den Po-
liarchus deß Koͤniges vnſchuldt verdaͤchtig mach-
te/ wegen eines vnehrlichen verbrechens das er ſelber
begangen hette. Deſſen Eriſtenes mit laͤcheln ge-
ſtaͤndig war. Gieng alſo Eurimedes von jhm zum
Koͤnige/ vnd zeigte jhm nicht ohn entſetzung an/
weſſen er geſtaͤndig geweſen: nunmehr were nichts
vbrig/ als daß ſich Oloodemus durch ebenmaͤſſiges
bekentnuͤs verdammete.
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