Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Ander Buch. führen: weil sonderlich Lycogenes geschwinde were/vnd solcher langsamen Hülffe schwerlich erwarten würde. So stundt er auch nicht in geringeren Sor- gen deß Poliarchus wegen/ welchen der wütende Eyfer seinem krancken Gemüte allzeit zeigete: da- rumb lobete er jhn mit verdrucktem Hasse bey dem Könige auff solche weise/ daß er sich bedüncken ließ als ob er seinenthalben gar nichts thete. Er zohe es für einen Vngehorsam an/ daß Poliarchus/ wie er deß Lycogenes Brieff geschickt/ den Könige schrifft- lich nichts zuentbotten hette. Er hette bey solcher seiner Nachlässigkeit oder Hoffart/ seiner vnd deß Königes vergessen. Es würde auch dem Köni- ge zum Ansehen nicht dienen/ wann er jhne zum ersten durch Schreiben begrüssen wolte: also daß deß Königes Ohren sich diese boßhafftige vnd täg- liche Schmeheworte zuhören angewehneten; son- derlich weil er vermeinete/ daß zwischen dem Ar- chombrotus vnd Poliarchus nichts wiederwerti- ges fürgelauffen were. So merckte auch Gelanor/ daß Archombrotus nicht mehr das Gemüte gegen dem Poliarchus hette/ wie damals als sie von ein- ander abschiedt genommen. Weil er aber sahe/ daß er bey Hofe in grossen Gnaden war/ als schrieb er diesen Hochmuth leichtlich seinem Glücke zu/ wel- ches hernach die alten Freunde/ gleichsam als sie der gegenwertigen Würden nicht werth/ oder beschwer- lich were/ zukennen bedencken träget. Vnterdessen hatte er gleichwol seines Herren Haus (weil er es auff Y iij
Das Ander Buch. fuͤhren: weil ſonderlich Lycogenes geſchwinde were/vnd ſolcher langſamen Huͤlffe ſchwerlich erwarten wuͤrde. So ſtundt er auch nicht in geringeren Sor- gen deß Poliarchus wegen/ welchen der wuͤtende Eyfer ſeinem krancken Gemuͤte allzeit zeigete: da- rumb lobete er jhn mit verdrucktem Haſſe bey dem Koͤnige auff ſolche weiſe/ daß er ſich beduͤncken ließ als ob er ſeinenthalben gar nichts thete. Er zohe es fuͤr einen Vngehorſam an/ daß Poliarchus/ wie er deß Lycogenes Brieff geſchickt/ dẽ Koͤnige ſchrifft- lich nichts zuentbotten hette. Er hette bey ſolcher ſeiner Nachlaͤſſigkeit oder Hoffart/ ſeiner vnd deß Koͤniges vergeſſen. Es wuͤrde auch dem Koͤni- ge zum Anſehen nicht dienen/ wann er jhne zum erſten durch Schreiben begruͤſſen wolte: alſo daß deß Koͤniges Ohren ſich dieſe boßhafftige vnd taͤg- liche Schmeheworte zuhoͤren angewehneten; ſon- derlich weil er vermeinete/ daß zwiſchen dem Ar- chombrotus vnd Poliarchus nichts wiederwerti- ges fuͤrgelauffen were. So merckte auch Gelanor/ daß Archombrotus nicht mehr das Gemuͤte gegen dem Poliarchus hette/ wie damals als ſie von ein- ander abſchiedt genommen. Weil er aber ſahe/ daß er bey Hofe in groſſen Gnaden war/ als ſchrieb er dieſen Hochmuth leichtlich ſeinem Gluͤcke zu/ wel- ches hernach die alten Freunde/ gleichſam als ſie der gegenwertigen Wuͤrden nicht werth/ oder beſchwer- lich were/ zukennen bedencken traͤget. Vnterdeſſen hatte er gleichwol ſeines Herꝛen Haus (weil er es auff Y iij
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Das Ander Buch.
fuͤhren: weil ſonderlich Lycogenes geſchwinde were/
vnd ſolcher langſamen Huͤlffe ſchwerlich erwarten
wuͤrde. So ſtundt er auch nicht in geringeren Sor-
gen deß Poliarchus wegen/ welchen der wuͤtende
Eyfer ſeinem krancken Gemuͤte allzeit zeigete: da-
rumb lobete er jhn mit verdrucktem Haſſe bey dem
Koͤnige auff ſolche weiſe/ daß er ſich beduͤncken ließ
als ob er ſeinenthalben gar nichts thete. Er zohe es
fuͤr einen Vngehorſam an/ daß Poliarchus/ wie er
deß Lycogenes Brieff geſchickt/ dẽ Koͤnige ſchrifft-
lich nichts zuentbotten hette. Er hette bey ſolcher
ſeiner Nachlaͤſſigkeit oder Hoffart/ ſeiner vnd deß
Koͤniges vergeſſen. Es wuͤrde auch dem Koͤni-
ge zum Anſehen nicht dienen/ wann er jhne zum
erſten durch Schreiben begruͤſſen wolte: alſo daß
deß Koͤniges Ohren ſich dieſe boßhafftige vnd taͤg-
liche Schmeheworte zuhoͤren angewehneten; ſon-
derlich weil er vermeinete/ daß zwiſchen dem Ar-
chombrotus vnd Poliarchus nichts wiederwerti-
ges fuͤrgelauffen were. So merckte auch Gelanor/
daß Archombrotus nicht mehr das Gemuͤte gegen
dem Poliarchus hette/ wie damals als ſie von ein-
ander abſchiedt genommen. Weil er aber ſahe/ daß
er bey Hofe in groſſen Gnaden war/ als ſchrieb er
dieſen Hochmuth leichtlich ſeinem Gluͤcke zu/ wel-
ches hernach die alten Freunde/ gleichſam als ſie der
gegenwertigen Wuͤrden nicht werth/ oder beſchwer-
lich were/ zukennen bedencken traͤget. Vnterdeſſen
hatte er gleichwol ſeines Herꝛen Haus (weil er
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