Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Joh. Barclayens Argenis/
Schlaff in die Augen: bißweilen wolte er sich eine
Schlacht zuliefern vnterfangen: bißweilen sich in
den Mawren der Statt versichern: vnd zu Zeiten
war er auch gesonnen in Africa zufliehen/ gleichsam
als die Sache schon gäntzlich verloren were. Es
trug sich ohngefehr zu/ daß er/ weil er nicht ruhen
kundte/ mit dem Tag auffgestanden war/ vnd gantz
allein in den Garten spatzieren gieng. Der Ort lag
hoch/ vnd kundte man von dannen weit vber die See
hinauß sehen. Als er nun daselbst hin vnd her ge-
dachte/ was in solcher eussersten Noth am rühmlich-
sten were/ kan er auff die behertzte Erklärung/ er wolte
schlagen: in Erwegung aber/ daß er ein Alter Mann
were/ vnd ein Vatter darzu/ vermahnete jhn die Für-
sorge für seine Tochter auff einen sicherern Raht-
schlag zu gehen. Solte sein Kind ein Raub deß V-
berwinders seyn? solte die/ welche zum Seepter ge-
boren worden/ jre Freyheit verlieren? hergegen kam
jhm auch die vnbequemigkeit der Flucht in die Ge-
dancken/ widerumb bald der Zorn der Götter/ vnd/
welches in einem vnverdienten Vnglück das elen-
deste ist/ die Glückseligkeit in welcher er zuvor ge-
wesen war. In dem er sich mit solchen Gedancken
schlug/ warff er plötzlich die Augen auff das Meer/
vnd das Gewölcke/ welches sich von dem nechsten
Gebirge gesetzt hatte/ vnd von der Sonne/ die ziem-
lich herauff kam/ zertriben ward/ ließ jhn allgemach
eine seltzame Gestalt frembder Dinge/ vber denen er
sich entsetzte/ erblicken. Dann es schiene die See/ so

nicht

Joh. Barclayens Argenis/
Schlaff in die Augen: bißweilen wolte er ſich eine
Schlacht zuliefern vnterfangen: bißweilen ſich in
den Mawren der Statt verſichern: vnd zu Zeiten
war er auch geſonnen in Africa zufliehen/ gleichſam
als die Sache ſchon gaͤntzlich verloren were. Es
trug ſich ohngefehr zu/ daß er/ weil er nicht ruhen
kundte/ mit dem Tag auffgeſtanden war/ vnd gantz
allein in den Garten ſpatzieren gieng. Der Ort lag
hoch/ vnd kundte man von dannẽ weit vber die See
hinauß ſehen. Als er nun daſelbſt hin vnd her ge-
dachte/ was in ſolcher euſſerſtẽ Noth am ruͤhmlich-
ſtẽ were/ kã er auff die behertzte Erklaͤrung/ er wolte
ſchlagen: in Erwegung aber/ daß er ein Alter Mann
were/ vñ ein Vatter darzu/ vermahnete jhn die Fuͤr-
ſorge fuͤr ſeine Tochter auff einen ſicherern Raht-
ſchlag zu gehen. Solte ſein Kind ein Raub deß V-
berwinders ſeyn? ſolte die/ welche zum Seepter ge-
boren worden/ jre Freyheit verlieren? hergegen kam
jhm auch die vnbequemigkeit der Flucht in die Ge-
dancken/ widerumb bald der Zorn der Goͤtter/ vnd/
welches in einem vnverdienten Vngluͤck das elen-
deſte iſt/ die Gluͤckſeligkeit in welcher er zuvor ge-
weſen war. In dem er ſich mit ſolchen Gedancken
ſchlug/ warff er ploͤtzlich die Augen auff das Meer/
vnd das Gewoͤlcke/ welches ſich von dem nechſten
Gebirge geſetzt hatte/ vnd von der Sonne/ die ziem-
lich herauff kam/ zertriben ward/ ließ jhn allgemach
eine ſeltzame Geſtalt frembder Dinge/ vber denen er
ſich entſetzte/ erblicken. Dann es ſchiene die See/ ſo

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0390" n="346"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/>
Schlaff in die Augen: bißweilen wolte er &#x017F;ich eine<lb/>
Schlacht zuliefern vnterfangen: bißweilen &#x017F;ich in<lb/>
den Mawren der Statt ver&#x017F;ichern: vnd zu Zeiten<lb/>
war er auch ge&#x017F;onnen in Africa zufliehen/ gleich&#x017F;am<lb/>
als die Sache &#x017F;chon ga&#x0364;ntzlich verloren were. Es<lb/>
trug &#x017F;ich ohngefehr zu/ daß er/ weil er nicht ruhen<lb/>
kundte/ mit dem Tag auffge&#x017F;tanden war/ vnd gantz<lb/>
allein in den Garten &#x017F;patzieren gieng. Der Ort lag<lb/>
hoch/ vnd kundte man von danne&#x0303; weit vber die See<lb/>
hinauß &#x017F;ehen. Als er nun da&#x017F;elb&#x017F;t hin vnd her ge-<lb/>
dachte/ was in &#x017F;olcher eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te&#x0303; Noth am ru&#x0364;hmlich-<lb/>
&#x017F;te&#x0303; were/ ka&#x0303; er auff die behertzte Erkla&#x0364;rung/ er wolte<lb/>
&#x017F;chlagen: in Erwegung aber/ daß er ein Alter Mann<lb/>
were/ vn&#x0303; ein Vatter darzu/ vermahnete jhn die Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;orge fu&#x0364;r &#x017F;eine Tochter auff einen &#x017F;icherern Raht-<lb/>
&#x017F;chlag zu gehen. Solte &#x017F;ein Kind ein Raub deß V-<lb/>
berwinders &#x017F;eyn? &#x017F;olte die/ welche zum Seepter ge-<lb/>
boren worden/ jre Freyheit verlieren? hergegen kam<lb/>
jhm auch die vnbequemigkeit der Flucht in die Ge-<lb/>
dancken/ widerumb bald der Zorn der Go&#x0364;tter/ vnd/<lb/>
welches in einem vnverdienten Vnglu&#x0364;ck das elen-<lb/>
de&#x017F;te i&#x017F;t/ die Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit in welcher er zuvor ge-<lb/>
we&#x017F;en war. In dem er &#x017F;ich mit &#x017F;olchen Gedancken<lb/>
&#x017F;chlug/ warff er plo&#x0364;tzlich die Augen auff das Meer/<lb/>
vnd das Gewo&#x0364;lcke/ welches &#x017F;ich von dem nech&#x017F;ten<lb/>
Gebirge ge&#x017F;etzt hatte/ vnd von der Sonne/ die ziem-<lb/>
lich herauff kam/ zertriben ward/ ließ jhn allgemach<lb/>
eine &#x017F;eltzame Ge&#x017F;talt frembder Dinge/ vber denen er<lb/>
&#x017F;ich ent&#x017F;etzte/ erblicken. Dann es &#x017F;chiene die See/ &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0390] Joh. Barclayens Argenis/ Schlaff in die Augen: bißweilen wolte er ſich eine Schlacht zuliefern vnterfangen: bißweilen ſich in den Mawren der Statt verſichern: vnd zu Zeiten war er auch geſonnen in Africa zufliehen/ gleichſam als die Sache ſchon gaͤntzlich verloren were. Es trug ſich ohngefehr zu/ daß er/ weil er nicht ruhen kundte/ mit dem Tag auffgeſtanden war/ vnd gantz allein in den Garten ſpatzieren gieng. Der Ort lag hoch/ vnd kundte man von dannẽ weit vber die See hinauß ſehen. Als er nun daſelbſt hin vnd her ge- dachte/ was in ſolcher euſſerſtẽ Noth am ruͤhmlich- ſtẽ were/ kã er auff die behertzte Erklaͤrung/ er wolte ſchlagen: in Erwegung aber/ daß er ein Alter Mann were/ vñ ein Vatter darzu/ vermahnete jhn die Fuͤr- ſorge fuͤr ſeine Tochter auff einen ſicherern Raht- ſchlag zu gehen. Solte ſein Kind ein Raub deß V- berwinders ſeyn? ſolte die/ welche zum Seepter ge- boren worden/ jre Freyheit verlieren? hergegen kam jhm auch die vnbequemigkeit der Flucht in die Ge- dancken/ widerumb bald der Zorn der Goͤtter/ vnd/ welches in einem vnverdienten Vngluͤck das elen- deſte iſt/ die Gluͤckſeligkeit in welcher er zuvor ge- weſen war. In dem er ſich mit ſolchen Gedancken ſchlug/ warff er ploͤtzlich die Augen auff das Meer/ vnd das Gewoͤlcke/ welches ſich von dem nechſten Gebirge geſetzt hatte/ vnd von der Sonne/ die ziem- lich herauff kam/ zertriben ward/ ließ jhn allgemach eine ſeltzame Geſtalt frembder Dinge/ vber denen er ſich entſetzte/ erblicken. Dann es ſchiene die See/ ſo nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/390
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/390>, abgerufen am 21.11.2024.