Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis beweget/ wie müssen wir andern erschrocken seyn/welche bey dem Verlauff seiber waren? Hernach sagte er der Argenis etwas weniges in ein Ohr. Ich glaube/ daß er sein Landt vnd Geschlechte gemel- det/ vnd die Jungfraw vmb Verschwiegenheit ge- beten habe; wie dann auch von jhr geschehen ist. Dann dieses ist das einige Geheimnis/ welches mir Argenis nicht hat vertrawen wöllen. Ich hatte da- mals/ wie allzeit/ die Schlüssel zum Castell bey mir; welche er nam/ vnd/ Gehet zum Meleander/ sagte er/ ich wil der Guardie vnd Wache ruffen/ wann ja mehr Verrhäterey vorhanden were. Es waren so finstere Wolcken/ daß man keinen Stern nicht sahe. Er/ als er das Thor auffgemacht/ vnd eine Fackel in der Handt hatte/ schrie er stracks an der Schwelle deß Schlosses/ es weren Mörder beym Könige eingebrochen; die Soldaten solten zu Hülffe vnd auff jhre Wache kommen; die Ge- fahr were groß; vnd sie hetten die That fast schon vollendet. Als er dieses etliche mal hellen lautes wiederholet hat/ ist er in dem Finsterniß weit ausser Weges gegangen; die Wache aber/ so zunechst dem Schlosse war/ erregte einen grossen Tumult vnter sich. Sie lieffen eilend zu Hülffe wie sie stun- den vnd giengen; Etliche damit sie sich durch das Anziehen nicht säumeten/ kamen halb nack- endt vnd nur mit jhren Waffen gelauffen. Die Mawren hatten sie schon vmbringet; Vorhoff vnd
Joh. Barclayens Argenis beweget/ wie muͤſſen wir andern erſchrocken ſeyn/welche bey dem Verlauff ſeiber waren? Hernach ſagte er der Argenis etwas weniges in ein Ohr. Ich glaube/ daß er ſein Landt vnd Geſchlechte gemel- det/ vnd die Jungfraw vmb Verſchwiegenheit ge- beten habe; wie dann auch von jhr geſchehen iſt. Dann dieſes iſt das einige Geheimnis/ welches mir Argenis nicht hat vertrawen woͤllen. Ich hatte da- mals/ wie allzeit/ die Schluͤſſel zum Caſtell bey mir; welche er nam/ vnd/ Gehet zum Meleander/ ſagte er/ ich wil der Guardie vnd Wache ruffen/ wann ja mehr Verꝛhaͤterey vorhanden were. Es waren ſo finſtere Wolcken/ daß man keinen Stern nicht ſahe. Er/ als er das Thor auffgemacht/ vnd eine Fackel in der Handt hatte/ ſchrie er ſtracks an der Schwelle deß Schloſſes/ es weren Moͤrder beym Koͤnige eingebrochen; die Soldaten ſolten zu Huͤlffe vnd auff jhre Wache kommen; die Ge- fahr were groß; vnd ſie hetten die That faſt ſchon vollendet. Als er dieſes etliche mal hellen lautes wiederholet hat/ iſt er in dem Finſterniß weit auſſer Weges gegangen; die Wache aber/ ſo zunechſt dem Schloſſe war/ erꝛegte einen groſſen Tumult vnter ſich. Sie lieffen eilend zu Huͤlffe wie ſie ſtun- den vnd giengen; Etliche damit ſie ſich durch das Anziehen nicht ſaͤumeten/ kamen halb nack- endt vnd nur mit jhren Waffen gelauffen. Die Mawren hatten ſie ſchon vmbringet; Vorhoff vnd
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0582" n="538"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis</fw><lb/> beweget/ wie muͤſſen wir andern erſchrocken ſeyn/<lb/> welche bey dem Verlauff ſeiber waren? Hernach<lb/> ſagte er der Argenis etwas weniges in ein Ohr. Ich<lb/> glaube/ daß er ſein Landt vnd Geſchlechte gemel-<lb/> det/ vnd die Jungfraw vmb Verſchwiegenheit ge-<lb/> beten habe; wie dann auch von jhr geſchehen iſt.<lb/> Dann dieſes iſt das einige Geheimnis/ welches mir<lb/> Argenis nicht hat vertrawen woͤllen. Ich hatte da-<lb/> mals/ wie allzeit/ die Schluͤſſel zum Caſtell bey<lb/> mir; welche er nam/ vnd/ Gehet zum Meleander/<lb/> ſagte er/ ich wil der Guardie vnd Wache ruffen/<lb/> wann ja mehr Verꝛhaͤterey vorhanden were. Es<lb/> waren ſo finſtere Wolcken/ daß man keinen Stern<lb/> nicht ſahe. Er/ als er das Thor auffgemacht/ vnd<lb/> eine Fackel in der Handt hatte/ ſchrie er ſtracks an<lb/> der Schwelle deß Schloſſes/ es weren Moͤrder<lb/> beym Koͤnige eingebrochen; die Soldaten ſolten<lb/> zu Huͤlffe vnd auff jhre Wache kommen; die Ge-<lb/> fahr were groß; vnd ſie hetten die That faſt ſchon<lb/> vollendet. Als er dieſes etliche mal hellen lautes<lb/> wiederholet hat/ iſt er in dem Finſterniß weit auſſer<lb/> Weges gegangen; die Wache aber/ ſo zunechſt<lb/> dem Schloſſe war/ erꝛegte einen groſſen Tumult<lb/> vnter ſich. Sie lieffen eilend zu Huͤlffe wie ſie ſtun-<lb/> den vnd giengen; Etliche damit ſie ſich durch<lb/> das Anziehen nicht ſaͤumeten/ kamen halb nack-<lb/> endt vnd nur mit jhren Waffen gelauffen. Die<lb/> Mawren hatten ſie ſchon vmbringet; Vorhoff<lb/> <fw place="bottom" type="catch">vnd</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [538/0582]
Joh. Barclayens Argenis
beweget/ wie muͤſſen wir andern erſchrocken ſeyn/
welche bey dem Verlauff ſeiber waren? Hernach
ſagte er der Argenis etwas weniges in ein Ohr. Ich
glaube/ daß er ſein Landt vnd Geſchlechte gemel-
det/ vnd die Jungfraw vmb Verſchwiegenheit ge-
beten habe; wie dann auch von jhr geſchehen iſt.
Dann dieſes iſt das einige Geheimnis/ welches mir
Argenis nicht hat vertrawen woͤllen. Ich hatte da-
mals/ wie allzeit/ die Schluͤſſel zum Caſtell bey
mir; welche er nam/ vnd/ Gehet zum Meleander/
ſagte er/ ich wil der Guardie vnd Wache ruffen/
wann ja mehr Verꝛhaͤterey vorhanden were. Es
waren ſo finſtere Wolcken/ daß man keinen Stern
nicht ſahe. Er/ als er das Thor auffgemacht/ vnd
eine Fackel in der Handt hatte/ ſchrie er ſtracks an
der Schwelle deß Schloſſes/ es weren Moͤrder
beym Koͤnige eingebrochen; die Soldaten ſolten
zu Huͤlffe vnd auff jhre Wache kommen; die Ge-
fahr were groß; vnd ſie hetten die That faſt ſchon
vollendet. Als er dieſes etliche mal hellen lautes
wiederholet hat/ iſt er in dem Finſterniß weit auſſer
Weges gegangen; die Wache aber/ ſo zunechſt
dem Schloſſe war/ erꝛegte einen groſſen Tumult
vnter ſich. Sie lieffen eilend zu Huͤlffe wie ſie ſtun-
den vnd giengen; Etliche damit ſie ſich durch
das Anziehen nicht ſaͤumeten/ kamen halb nack-
endt vnd nur mit jhren Waffen gelauffen. Die
Mawren hatten ſie ſchon vmbringet; Vorhoff
vnd
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/582 |
Zitationshilfe: | Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/582>, abgerufen am 29.06.2024. |