Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ daß man solche Zeit doppeln solle/ zwar die jenigen/welche langsame Mittel vorzuschlagen gewohnet sindt/ werden diese Meinung nicht billichen/ vnd in gäntzlicher Abrede seyn/ man könne so viel Sa- chen jnner halben Jahresfrist zu völliger Ent- scheidung nicht bringen. Diese frage ich nun/ ob die häuffung der Händel von Jahr zu Jahren zu- nehme; oder ob nach erörterung der Alten allzeit newe mit grösserer Anzahl entspringen? Wann sie zunehmen/ was wirdt endlich darauß werden? wie wöllen wir vns von häuffung so vieler Jahre ent- ledigen? Gewiß man muß sie entweder fahren las- sen/ oder auff einen hauffen nicht so sehr nach Bil- ligkeit als durch ein loß beylegen. Im Fall man a- ber die alten Sachen für erwachsung der newen zu Ende bringet/ so begehren wir nichts weiter/ vnd sindt wegen der Anzahl einig. Es ist genug/ sage ich/ daß so viel Gerichte in einem Jahre gehegt wer- den/ als Händel in demselbigen fürkommen. Wann sie mir aber die Wichtigkeit in Nachsuchung deß Rechtens einwenden/ welche bißweilen etliche Jahre haben wil/ so ist die Entschuldigung nichts destobes- ser. Dann warumb sindt die Sachen verworren/ als daß jhr Richter sie selbst verworren habt? Betrach- tet die Vorfahren. Sie wußten viel eher zu sprechen als wir fürzuschreiben: jedannoch könnet jhr nicht verneinen daß sie der Gerechtigkeit sind nachgegan- gen/ weil sie mehrentheil die Satzungen gemacht haben
Joh. Barclayens Argenis/ daß man ſolche Zeit doppeln ſolle/ zwar die jenigen/welche langſame Mittel vorzuſchlagen gewohnet ſindt/ werden dieſe Meinung nicht billichen/ vnd in gaͤntzlicher Abrede ſeyn/ man koͤnne ſo viel Sa- chen jnner halben Jahresfriſt zu voͤlliger Ent- ſcheidung nicht bringen. Dieſe frage ich nun/ ob die haͤuffung der Haͤndel von Jahr zu Jahren zu- nehme; oder ob nach eroͤrterung der Alten allzeit newe mit groͤſſerer Anzahl entſpringen? Wann ſie zunehmen/ was wirdt endlich darauß werden? wie woͤllen wir vns von haͤuffung ſo vieler Jahre ent- ledigen? Gewiß man muß ſie entweder fahren laſ- ſen/ oder auff einen hauffen nicht ſo ſehr nach Bil- ligkeit als durch ein loß beylegen. Im Fall man a- ber die alten Sachen fuͤr erwachſung der newen zu Ende bringet/ ſo begehren wir nichts weiter/ vnd ſindt wegen der Anzahl einig. Es iſt genug/ ſage ich/ daß ſo viel Gerichte in einem Jahre gehegt wer- den/ als Haͤndel in demſelbigen fuͤrkommen. Wann ſie mir aber die Wichtigkeit in Nachſuchung deß Rechtens einwenden/ welche bißweilen etliche Jahre haben wil/ ſo iſt die Entſchuldigung nichts deſtobeſ- ſer. Dann warumb ſindt die Sachen verworꝛen/ als daß jhr Richter ſie ſelbſt verworꝛen habt? Betrach- tet die Vorfahren. Sie wußten viel eher zu ſprechen als wir fuͤrzuſchreiben: jedannoch koͤnnet jhr nicht verneinen daß ſie der Gerechtigkeit ſind nachgegan- gen/ weil ſie mehrentheil die Satzungen gemacht haben
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Joh. Barclayens Argenis/
daß man ſolche Zeit doppeln ſolle/ zwar die jenigen/
welche langſame Mittel vorzuſchlagen gewohnet
ſindt/ werden dieſe Meinung nicht billichen/ vnd in
gaͤntzlicher Abrede ſeyn/ man koͤnne ſo viel Sa-
chen jnner halben Jahresfriſt zu voͤlliger Ent-
ſcheidung nicht bringen. Dieſe frage ich nun/ ob
die haͤuffung der Haͤndel von Jahr zu Jahren zu-
nehme; oder ob nach eroͤrterung der Alten allzeit
newe mit groͤſſerer Anzahl entſpringen? Wann ſie
zunehmen/ was wirdt endlich darauß werden? wie
woͤllen wir vns von haͤuffung ſo vieler Jahre ent-
ledigen? Gewiß man muß ſie entweder fahren laſ-
ſen/ oder auff einen hauffen nicht ſo ſehr nach Bil-
ligkeit als durch ein loß beylegen. Im Fall man a-
ber die alten Sachen fuͤr erwachſung der newen zu
Ende bringet/ ſo begehren wir nichts weiter/ vnd
ſindt wegen der Anzahl einig. Es iſt genug/ ſage
ich/ daß ſo viel Gerichte in einem Jahre gehegt wer-
den/ als Haͤndel in demſelbigen fuͤrkommen. Wann
ſie mir aber die Wichtigkeit in Nachſuchung deß
Rechtens einwenden/ welche bißweilen etliche Jahre
haben wil/ ſo iſt die Entſchuldigung nichts deſtobeſ-
ſer. Dann warumb ſindt die Sachen verworꝛen/ als
daß jhr Richter ſie ſelbſt verworꝛen habt? Betrach-
tet die Vorfahren. Sie wußten viel eher zu ſprechen
als wir fuͤrzuſchreiben: jedannoch koͤnnet jhr nicht
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