Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Vierdte Buch. dem Radirobanes/ so war haben wir nicht gewustdaß er eine Mannes Person sey/ ehe er mich vnd euch von den Nachtraubern mit solcher stärcke/ welche jhr für Göttlich gehalten/ errettet hat. Vnd als er auß dem Castell hinweg wolte/ hat er mir vnd Se- lenissen/ mit dieser Bedingung eröffnet wer er were/ daß wir euch von seiner Künheit vnd Stärcke nichts meldeten. Nachdem er wiederumb zu Hofe kommen/ kan der gute Wille den jhr zu jhm getragen bezeu- gen/ wie wol er sich in anderen Sachen verhalten. Wann jhr ja mein stillschweigen nicht gut heisset/ so bedencket/ daß die geringsten Vergeltung so ich jhm geben können/ darinnen bestehe/ daß ich jhn de- rer Ehren/ welche jhr jhm sonder zweiffel hettet an- gethan/ habe beraubet seyn lassen. Besorget jhr euch aber etwas ärgers von jhm vnd mir/ weil ich als ei- ne Jungfraw seinen anschlag heimlich gehalten/ so wil ich meine ärgste Feindin auff der Welt zu mei- ner vnschuldt fürstellen. Ich verstehe Selenissen/ welche allein vmb dieses Geheimniß Wissenschafft getragen/ vnnd dem Radirobanes sämptlich entde- cket hat. Wann sie nicht vnsinniger weise in Haß vnd Meineydt gegen mir gerathen were/ so würde sie jhre Trew nit beflecket/ vnd Frembden kundt gemacht haben was sie euch selber nicht sagen wolte. Jedennoch trage ich kein Bedencken/ sie zum Zeugen meiner Vnschuldt zu erfodern. Habe ich ewere Vngunst verdienet/ vnd mein gutes Gerüchte mit heimlicher Vnkeuschheit betro-
Das Vierdte Buch. dem Radirobanes/ ſo war haben wir nicht gewuſtdaß er eine Mannes Perſon ſey/ ehe er mich vnd euch von den Nachtraubern mit ſolcher ſtaͤrcke/ welche jhr fuͤr Goͤttlich gehalten/ erꝛettet hat. Vnd als er auß dem Caſtell hinweg wolte/ hat er mir vnd Se- leniſſen/ mit dieſer Bedingung eroͤffnet wer er were/ daß wir euch von ſeiner Kuͤnheit vnd Staͤrcke nichts meldeten. Nachdem er wiederumb zu Hofe kommen/ kan der gute Wille den jhr zu jhm getragen bezeu- gen/ wie wol er ſich in anderen Sachen verhalten. Wann jhr ja mein ſtillſchweigen nicht gut heiſſet/ ſo bedencket/ daß die geringſten Vergeltung ſo ich jhm geben koͤnnen/ darinnen beſtehe/ daß ich jhn de- rer Ehren/ welche jhr jhm ſonder zweiffel hettet an- gethan/ habe beraubet ſeyn laſſen. Beſorget jhr euch aber etwas aͤrgers von jhm vnd mir/ weil ich als ei- ne Jungfraw ſeinen anſchlag heimlich gehalten/ ſo wil ich meine aͤrgſte Feindin auff der Welt zu mei- ner vnſchuldt fuͤrſtellen. Ich verſtehe Seleniſſen/ welche allein vmb dieſes Geheimniß Wiſſenſchafft getragen/ vnnd dem Radirobanes ſaͤmptlich entde- cket hat. Wañ ſie nicht vnſinniger weiſe in Haß vnd Meineydt gegen mir gerathen were/ ſo wuͤrde ſie jhre Trew nit beflecket/ vñ Frembdẽ kundt gemacht habẽ was ſie euch ſelber nicht ſagen wolte. Jedeñoch trage ich kein Bedenckẽ/ ſie zum Zeugẽ meiner Vnſchuldt zu erfodern. Habe ich ewere Vngunſt veꝛdienet/ vnd mein gutes Geruͤchte mit heimlicher Vnkeuſchheit betro-
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Das Vierdte Buch.
dem Radirobanes/ ſo war haben wir nicht gewuſt
daß er eine Mannes Perſon ſey/ ehe er mich vnd euch
von den Nachtraubern mit ſolcher ſtaͤrcke/ welche
jhr fuͤr Goͤttlich gehalten/ erꝛettet hat. Vnd als er
auß dem Caſtell hinweg wolte/ hat er mir vnd Se-
leniſſen/ mit dieſer Bedingung eroͤffnet wer er were/
daß wir euch von ſeiner Kuͤnheit vnd Staͤrcke nichts
meldeten. Nachdem er wiederumb zu Hofe kommen/
kan der gute Wille den jhr zu jhm getragen bezeu-
gen/ wie wol er ſich in anderen Sachen verhalten.
Wann jhr ja mein ſtillſchweigen nicht gut heiſſet/
ſo bedencket/ daß die geringſten Vergeltung ſo ich
jhm geben koͤnnen/ darinnen beſtehe/ daß ich jhn de-
rer Ehren/ welche jhr jhm ſonder zweiffel hettet an-
gethan/ habe beraubet ſeyn laſſen. Beſorget jhr euch
aber etwas aͤrgers von jhm vnd mir/ weil ich als ei-
ne Jungfraw ſeinen anſchlag heimlich gehalten/ ſo
wil ich meine aͤrgſte Feindin auff der Welt zu mei-
ner vnſchuldt fuͤrſtellen. Ich verſtehe Seleniſſen/
welche allein vmb dieſes Geheimniß Wiſſenſchafft
getragen/ vnnd dem Radirobanes ſaͤmptlich entde-
cket hat. Wañ ſie nicht vnſinniger weiſe in Haß vnd
Meineydt gegen mir gerathen were/ ſo wuͤrde ſie jhre
Trew nit beflecket/ vñ Frembdẽ kundt gemacht habẽ
was ſie euch ſelber nicht ſagen wolte. Jedeñoch trage
ich kein Bedenckẽ/ ſie zum Zeugẽ meiner Vnſchuldt
zu erfodern. Habe ich ewere Vngunſt veꝛdienet/ vnd
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