Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ vnd von wannen sie kämen. Die Schiffer gien-gen gerade zu/ sie segelten auß dem grössern Grie- chenlande nach Massilien/ vnd weren von einem Außländer gedinget worden; zeigten also auff den Arsidas. Als er befraget ward/ vnd mit allem nicht herauß wolte/ kam er in Verdacht als ob er Feindt were: Derhalben wardt er gefangen/ vnd in ein anders Schiff genommen; seinen Leuten aber wardt befohlen mit jhrem zu folgen. Doch be- leydigten sie jhn weiter nicht/ vnnd entschüldigten auch dieses freundtlich/ daß sie jhn zu jhrem O- bristen auff eine Vnterredung führeten. Nicht weit darvon kam das Hauptschiff mit vollen Segeln ohn Ruder gelauffen. Der Capitain/ als er den Ar- sidas bringen sahe/ gieng er jhm mit darbietung der Faust entgegen/ vnd versicherte jhn in Griechischer Sprache/ es solte jhm kein Leydt wiederfahren. Aber/ sagte er/ der Kriegesbrauch bringt es also mit sich; man muß auff allen Seiten zuschawen/ vnd nicht allein den Feinden zuvor kommen/ sondern auch bey frembden vnd Vnbekandten bißweilen Nachfrage halten. Wann ich selber in ewer Schiff gegangen were/ so wolte ich nach Besprechung euch an ewerer Reise/ im Fall dieselbe nötig ist/ nicht verhinderlich gewesen seyn. Arsidas/ der wegen so leutseliger wor- te sich alles guten versahe/ sagte jhm alles was er sagen dürffte; Er sey ein Sicilier/ vnnd reise in Franckreich zu einem guten Freunde; hoffete also/ baldt
Joh. Barclayens Argenis/ vnd von wannen ſie kaͤmen. Die Schiffer gien-gen gerade zu/ ſie ſegelten auß dem groͤſſern Grie- chenlande nach Maſſilien/ vnd weren von einem Außlaͤnder gedinget worden; zeigten alſo auff den Arſidas. Als er befraget ward/ vnd mit allem nicht herauß wolte/ kam er in Verdacht als ob er Feindt were: Derhalben wardt er gefangen/ vnd in ein anders Schiff genommen; ſeinen Leuten aber wardt befohlen mit jhrem zu folgen. Doch be- leydigten ſie jhn weiter nicht/ vnnd entſchuͤldigten auch dieſes freundtlich/ daß ſie jhn zu jhrem O- briſten auff eine Vnterꝛedung fuͤhreten. Nicht weit darvon kam das Hauptſchiff mit vollen Segeln ohn Ruder gelauffen. Der Capitain/ als er den Ar- ſidas bringen ſahe/ gieng er jhm mit darbietung der Fauſt entgegen/ vnd verſicherte jhn in Griechiſcher Sprache/ es ſolte jhm kein Leydt wiederfahren. Aber/ ſagte er/ der Kriegesbrauch bringt es alſo mit ſich; man muß auff allen Seiten zuſchawen/ vnd nicht allein den Feinden zuvor kommen/ ſondern auch bey frembden vnd Vnbekandten bißweilen Nachfrage halten. Wann ich ſelber in ewer Schiff gegangen were/ ſo wolte ich nach Beſprechung euch an ewerer Reiſe/ im Fall dieſelbe noͤtig iſt/ nicht verhinderlich geweſen ſeyn. Arſidas/ der wegen ſo leutſeliger wor- te ſich alles guten verſahe/ ſagte jhm alles was er ſagen duͤrffte; Er ſey ein Sicilier/ vnnd reiſe in Franckreich zu einem guten Freunde; hoffete alſo/ baldt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0730" n="686"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/> vnd von wannen ſie kaͤmen. Die Schiffer gien-<lb/> gen gerade zu/ ſie ſegelten auß dem groͤſſern Grie-<lb/> chenlande nach Maſſilien/ vnd weren von einem<lb/> Außlaͤnder gedinget worden; zeigten alſo auff den<lb/> Arſidas. Als er befraget ward/ vnd mit allem nicht<lb/> herauß wolte/ kam er in Verdacht als ob er Feindt<lb/> were: Derhalben wardt er gefangen/ vnd in ein<lb/> anders Schiff genommen; ſeinen Leuten aber<lb/> wardt befohlen mit jhrem zu folgen. Doch be-<lb/> leydigten ſie jhn weiter nicht/ vnnd entſchuͤldigten<lb/> auch dieſes freundtlich/ daß ſie jhn zu jhrem O-<lb/> briſten auff eine Vnterꝛedung fuͤhreten. Nicht weit<lb/> darvon kam das Hauptſchiff mit vollen Segeln<lb/> ohn Ruder gelauffen. Der Capitain/ als er den Ar-<lb/> ſidas bringen ſahe/ gieng er jhm mit darbietung der<lb/> Fauſt entgegen/ vnd verſicherte jhn in Griechiſcher<lb/> Sprache/ es ſolte jhm kein Leydt wiederfahren. Aber/<lb/> ſagte er/ der Kriegesbrauch bringt es alſo mit ſich;<lb/> man muß auff allen Seiten zuſchawen/ vnd nicht<lb/> allein den Feinden zuvor kommen/ ſondern auch bey<lb/> frembden vnd Vnbekandten bißweilen Nachfrage<lb/> halten. Wann ich ſelber in ewer Schiff gegangen<lb/> were/ ſo wolte ich nach Beſprechung euch an ewerer<lb/> Reiſe/ im Fall dieſelbe noͤtig iſt/ nicht verhinderlich<lb/> geweſen ſeyn. Arſidas/ der wegen ſo leutſeliger wor-<lb/> te ſich alles guten verſahe/ ſagte jhm alles was<lb/> er ſagen duͤrffte; Er ſey ein Sicilier/ vnnd reiſe in<lb/> Franckreich zu einem guten Freunde; hoffete alſo/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">baldt</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [686/0730]
Joh. Barclayens Argenis/
vnd von wannen ſie kaͤmen. Die Schiffer gien-
gen gerade zu/ ſie ſegelten auß dem groͤſſern Grie-
chenlande nach Maſſilien/ vnd weren von einem
Außlaͤnder gedinget worden; zeigten alſo auff den
Arſidas. Als er befraget ward/ vnd mit allem nicht
herauß wolte/ kam er in Verdacht als ob er Feindt
were: Derhalben wardt er gefangen/ vnd in ein
anders Schiff genommen; ſeinen Leuten aber
wardt befohlen mit jhrem zu folgen. Doch be-
leydigten ſie jhn weiter nicht/ vnnd entſchuͤldigten
auch dieſes freundtlich/ daß ſie jhn zu jhrem O-
briſten auff eine Vnterꝛedung fuͤhreten. Nicht weit
darvon kam das Hauptſchiff mit vollen Segeln
ohn Ruder gelauffen. Der Capitain/ als er den Ar-
ſidas bringen ſahe/ gieng er jhm mit darbietung der
Fauſt entgegen/ vnd verſicherte jhn in Griechiſcher
Sprache/ es ſolte jhm kein Leydt wiederfahren. Aber/
ſagte er/ der Kriegesbrauch bringt es alſo mit ſich;
man muß auff allen Seiten zuſchawen/ vnd nicht
allein den Feinden zuvor kommen/ ſondern auch bey
frembden vnd Vnbekandten bißweilen Nachfrage
halten. Wann ich ſelber in ewer Schiff gegangen
were/ ſo wolte ich nach Beſprechung euch an ewerer
Reiſe/ im Fall dieſelbe noͤtig iſt/ nicht verhinderlich
geweſen ſeyn. Arſidas/ der wegen ſo leutſeliger wor-
te ſich alles guten verſahe/ ſagte jhm alles was
er ſagen duͤrffte; Er ſey ein Sicilier/ vnnd reiſe in
Franckreich zu einem guten Freunde; hoffete alſo/
baldt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |