Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ mit Arsidas vnbesorget bliebe; jener aber/ daß ernicht mercken liesse/ als ob jhm die Bestrickung entgegen were. Darumb fragten vnd hörten sie viel voneinander; also daß der geneigte Wille/ der biß- her nur ertichtet gewesen/ sich mehr vnd mehr in ei- ne rechte Zuneigung verwandelte: wie es dann mit Menschlicher Natur beschaffen ist/ daß gute Ge- müter sich leichtlich in einander verlieben. Arsidas zwar/ ob er wol verhafftet/ vnnd an seiner Reise ge- saümet wardt/ verziehe es jhnen leichtlich/ daß man etwas an jhm thete was er in gleichem an einem an- dern gethan hette: sonderlich weil er in dieser höff- lichen Verwahrung nicht länger als eine Nacht zu verbleiben gebetten worden. Der Capitain aber enthielte jhn/ an dem er nichts schuldiges verspürte/ mit allen Ehren/ daß er jhn als einen Freundt wieder von sich lassen köndte. Als sie derwegen bey- de in dem hintertheile deß Schiffes sassen/ vnnd et- was von der See/ den Winden/ vnnd dem vnter- scheide der Galleren geredt hatten/ fieng entlich Gobryas (also hieß der Capitain) glimpfflich an den Arsidas von dem Zustande Siciliens vnnd der Gelegenheit deß Landes zufragen. Arsidas erzehle- te kürtzlich den Verlauff der Bürgerlichen Kriege/ die Empörung vnnd den Todt deß Lycogenes/ deß Meleanders Alter/ vnnd was er sonsten ohn erweh- nung deß Poliarchus sagen kundte. Dann er hütete sich mit Fleisse jhn zu nennen/ damit er nicht von jhm einem der jhn nicht kennete erzehlen muste. Gobryas
Joh. Barclayens Argenis/ mit Arſidas vnbeſorget bliebe; jener aber/ daß ernicht mercken lieſſe/ als ob jhm die Beſtrickung entgegen were. Darumb fragten vnd hoͤrten ſie viel voneinander; alſo daß der geneigte Wille/ der biß- her nur ertichtet geweſen/ ſich mehr vnd mehr in ei- ne rechte Zuneigung verwandelte: wie es dann mit Menſchlicher Natur beſchaffen iſt/ daß gute Ge- muͤter ſich leichtlich in einander verlieben. Arſidas zwar/ ob er wol verhafftet/ vnnd an ſeiner Reiſe ge- ſauͤmet wardt/ verziehe es jhnen leichtlich/ daß man etwas an jhm thete was er in gleichem an einem an- dern gethan hette: ſonderlich weil er in dieſer hoͤff- lichen Verwahrung nicht laͤnger als eine Nacht zu verbleiben gebetten worden. Der Capitain aber enthielte jhn/ an dem er nichts ſchuldiges verſpuͤrte/ mit allen Ehren/ daß er jhn als einen Freundt wieder von ſich laſſen koͤndte. Als ſie derwegen bey- de in dem hintertheile deß Schiffes ſaſſen/ vnnd et- was von der See/ den Winden/ vnnd dem vnter- ſcheide der Galleren geredt hatten/ fieng entlich Gobryas (alſo hieß der Capitain) glimpfflich an den Arſidas von dem Zuſtande Siciliens vnnd der Gelegenheit deß Landes zufragen. Arſidas erzehle- te kuͤrtzlich den Verlauff der Buͤrgerlichen Kriege/ die Empoͤrung vnnd den Todt deß Lycogenes/ deß Meleanders Alter/ vnnd was er ſonſten ohn erweh- nung deß Poliarchus ſagen kundte. Dan̄ er huͤtete ſich mit Fleiſſe jhn zu nennen/ damit er nicht von jhm einem der jhn nicht kennete erzehlen muſte. Gobryas
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0732" n="688"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/> mit Arſidas vnbeſorget bliebe; jener aber/ daß er<lb/> nicht mercken lieſſe/ als ob jhm die Beſtrickung<lb/> entgegen were. Darumb fragten vnd hoͤrten ſie viel<lb/> voneinander; alſo daß der geneigte Wille/ der biß-<lb/> her nur ertichtet geweſen/ ſich mehr vnd mehr in ei-<lb/> ne rechte Zuneigung verwandelte: wie es dann mit<lb/> Menſchlicher Natur beſchaffen iſt/ daß gute Ge-<lb/> muͤter ſich leichtlich in einander verlieben. Arſidas<lb/> zwar/ ob er wol verhafftet/ vnnd an ſeiner Reiſe ge-<lb/> ſauͤmet wardt/ verziehe es jhnen leichtlich/ daß man<lb/> etwas an jhm thete was er in gleichem an einem an-<lb/> dern gethan hette: ſonderlich weil er in dieſer hoͤff-<lb/> lichen Verwahrung nicht laͤnger als eine Nacht zu<lb/> verbleiben gebetten worden. Der Capitain aber<lb/> enthielte jhn/ an dem er nichts ſchuldiges verſpuͤrte/<lb/> mit allen Ehren/ daß er jhn als einen Freundt<lb/> wieder von ſich laſſen koͤndte. Als ſie derwegen bey-<lb/> de in dem hintertheile deß Schiffes ſaſſen/ vnnd et-<lb/> was von der See/ den Winden/ vnnd dem vnter-<lb/> ſcheide der Galleren geredt hatten/ fieng entlich<lb/> Gobryas (alſo hieß der Capitain) glimpfflich an<lb/> den Arſidas von dem Zuſtande Siciliens vnnd der<lb/> Gelegenheit deß Landes zufragen. Arſidas erzehle-<lb/> te kuͤrtzlich den Verlauff der Buͤrgerlichen Kriege/<lb/> die Empoͤrung vnnd den Todt deß Lycogenes/ deß<lb/> Meleanders Alter/ vnnd was er ſonſten ohn erweh-<lb/> nung deß Poliarchus ſagen kundte. Dan̄ er huͤtete<lb/> ſich mit Fleiſſe jhn zu nennen/ damit er nicht von<lb/> jhm einem der jhn nicht kennete erzehlen muſte.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Gobryas</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [688/0732]
Joh. Barclayens Argenis/
mit Arſidas vnbeſorget bliebe; jener aber/ daß er
nicht mercken lieſſe/ als ob jhm die Beſtrickung
entgegen were. Darumb fragten vnd hoͤrten ſie viel
voneinander; alſo daß der geneigte Wille/ der biß-
her nur ertichtet geweſen/ ſich mehr vnd mehr in ei-
ne rechte Zuneigung verwandelte: wie es dann mit
Menſchlicher Natur beſchaffen iſt/ daß gute Ge-
muͤter ſich leichtlich in einander verlieben. Arſidas
zwar/ ob er wol verhafftet/ vnnd an ſeiner Reiſe ge-
ſauͤmet wardt/ verziehe es jhnen leichtlich/ daß man
etwas an jhm thete was er in gleichem an einem an-
dern gethan hette: ſonderlich weil er in dieſer hoͤff-
lichen Verwahrung nicht laͤnger als eine Nacht zu
verbleiben gebetten worden. Der Capitain aber
enthielte jhn/ an dem er nichts ſchuldiges verſpuͤrte/
mit allen Ehren/ daß er jhn als einen Freundt
wieder von ſich laſſen koͤndte. Als ſie derwegen bey-
de in dem hintertheile deß Schiffes ſaſſen/ vnnd et-
was von der See/ den Winden/ vnnd dem vnter-
ſcheide der Galleren geredt hatten/ fieng entlich
Gobryas (alſo hieß der Capitain) glimpfflich an
den Arſidas von dem Zuſtande Siciliens vnnd der
Gelegenheit deß Landes zufragen. Arſidas erzehle-
te kuͤrtzlich den Verlauff der Buͤrgerlichen Kriege/
die Empoͤrung vnnd den Todt deß Lycogenes/ deß
Meleanders Alter/ vnnd was er ſonſten ohn erweh-
nung deß Poliarchus ſagen kundte. Dan̄ er huͤtete
ſich mit Fleiſſe jhn zu nennen/ damit er nicht von
jhm einem der jhn nicht kennete erzehlen muſte.
Gobryas
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/732 |
Zitationshilfe: | Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/732>, abgerufen am 26.06.2024. |