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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/

Ich weiß/ sagte Hyanisbe/ daß es mir vnd mei-
nen Nachkommenen zum besten gereichen würde
wann ich vns solche Gewaldt zueignete. Aber der-
gleichen Newerung kan weder jemals ohn Gefahr
bey dem Volcke angebracht werden; noch jetzund
sonderlich/ da man die Gemüter gegen den Feind
erregen sol/ vnd es an dem Frembden Vbel ohn den
Inheimischen Zwispalt genug ist. Ich würde ge-
wiß mehr hiemit für den Radirobanes/ als er mit
seiner gantzen Heerskrafft streiten. Ich erregete der
Mohren Gemüter wieder mich/ vnd machte sie ge-
neigt zu seinem Gehorsam. So stehen mir vber die-
ses die Götter im Wege/ daß ich diese Gewohnheit/
welche ich für billig vnd recht erkenne/ nicht breche.
Was für eine? fieng Poliarchus drauff an. Daß
der König/ sagte Hyanisbe/ ohn Wust vnd Willen
deß Volckes keinen Tribut fodere. Geliebet es
euch/ daß ich die Person der Königin ein wenig be-
seit lege/ vnnd euch erzehle/ was ich disfals offt ge-
höret/ oder selbst gedacht habe: daß jhr entweder eben
dieser Meinung werdet/ oder mich von meinem
Irrthumb entlediget? Gar wol/ sagte Poliarchus.
Führet den jenigen die Sache/ welche durch die Ge-
walt jhrer eigenen Macht verderbet/ vnd nur durch
jhren vollkommlichen Gehorsamb erhalten werden
können. War er also fertig sie an zuhören/ vnnd em-
pfieng es auß Hitze der Jugendt etwas vbel/ daß sie
das jenige was er vermeinete so jnstendig wiederle-
gete. Er hielt auch nicht dafür/ daß Hyanisbe so

sehr
Joh. Barclayens Argenis/

Ich weiß/ ſagte Hyanisbe/ daß es mir vnd mei-
nen Nachkommenen zum beſten gereichen wuͤrde
wann ich vns ſolche Gewaldt zueignete. Aber der-
gleichen Newerung kan weder jemals ohn Gefahr
bey dem Volcke angebracht werden; noch jetzund
ſonderlich/ da man die Gemuͤter gegen den Feind
erꝛegen ſol/ vnd es an dem Frembden Vbel ohn den
Inheimiſchen Zwiſpalt genug iſt. Ich wuͤrde ge-
wiß mehr hiemit fuͤr den Radirobanes/ als er mit
ſeiner gantzen Heerskrafft ſtreiten. Ich erꝛegete der
Mohren Gemuͤter wieder mich/ vnd machte ſie ge-
neigt zu ſeinem Gehorſam. So ſtehen mir vber die-
ſes die Goͤtter im Wege/ daß ich dieſe Gewohnheit/
welche ich fuͤr billig vnd recht erkenne/ nicht breche.
Was fuͤr eine? fieng Poliarchus drauff an. Daß
der Koͤnig/ ſagte Hyaniſbe/ ohn Wuſt vnd Willen
deß Volckes keinen Tribut fodere. Geliebet es
euch/ daß ich die Perſon der Koͤnigin ein wenig be-
ſeit lege/ vnnd euch erzehle/ was ich disfals offt ge-
hoͤret/ oder ſelbſt gedacht habe: daß jhr entweder eben
dieſer Meinung werdet/ oder mich von meinem
Irꝛthumb entlediget? Gar wol/ ſagte Poliarchus.
Fuͤhret den jenigen die Sache/ welche durch die Ge-
walt jhrer eigenen Macht verderbet/ vnd nur durch
jhren vollkommlichen Gehorſamb erhalten werden
koͤnnen. War er alſo fertig ſie an zuhoͤren/ vnnd em-
pfieng es auß Hitze der Jugendt etwas vbel/ daß ſie
das jenige was er vermeinete ſo jnſtendig wiederle-
gete. Er hielt auch nicht dafuͤr/ daß Hyanisbe ſo

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[784/0828] Joh. Barclayens Argenis/ Ich weiß/ ſagte Hyanisbe/ daß es mir vnd mei- nen Nachkommenen zum beſten gereichen wuͤrde wann ich vns ſolche Gewaldt zueignete. Aber der- gleichen Newerung kan weder jemals ohn Gefahr bey dem Volcke angebracht werden; noch jetzund ſonderlich/ da man die Gemuͤter gegen den Feind erꝛegen ſol/ vnd es an dem Frembden Vbel ohn den Inheimiſchen Zwiſpalt genug iſt. Ich wuͤrde ge- wiß mehr hiemit fuͤr den Radirobanes/ als er mit ſeiner gantzen Heerskrafft ſtreiten. Ich erꝛegete der Mohren Gemuͤter wieder mich/ vnd machte ſie ge- neigt zu ſeinem Gehorſam. So ſtehen mir vber die- ſes die Goͤtter im Wege/ daß ich dieſe Gewohnheit/ welche ich fuͤr billig vnd recht erkenne/ nicht breche. Was fuͤr eine? fieng Poliarchus drauff an. Daß der Koͤnig/ ſagte Hyaniſbe/ ohn Wuſt vnd Willen deß Volckes keinen Tribut fodere. Geliebet es euch/ daß ich die Perſon der Koͤnigin ein wenig be- ſeit lege/ vnnd euch erzehle/ was ich disfals offt ge- hoͤret/ oder ſelbſt gedacht habe: daß jhr entweder eben dieſer Meinung werdet/ oder mich von meinem Irꝛthumb entlediget? Gar wol/ ſagte Poliarchus. Fuͤhret den jenigen die Sache/ welche durch die Ge- walt jhrer eigenen Macht verderbet/ vnd nur durch jhren vollkommlichen Gehorſamb erhalten werden koͤnnen. War er alſo fertig ſie an zuhoͤren/ vnnd em- pfieng es auß Hitze der Jugendt etwas vbel/ daß ſie das jenige was er vermeinete ſo jnſtendig wiederle- gete. Er hielt auch nicht dafuͤr/ daß Hyanisbe ſo ſehr

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 784. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/828>, abgerufen am 22.11.2024.