Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Fünffte Buch.
te/ daß er sie mit dergleichen Herrligkeit wis sonsten
zugeschehen pflegt/ vernemen möchte. Es war einer
von den Abgeordneten/ dem die andern zureden auff-
erleget hatten. Dieser warnete den Poliarchus mit
füglichen Worten/ er wolte sich deß Glücks glimpf-
lich gebrauchen/ vnd die Götter Siciliens als vber-
wundene nicht beleidigen/ noch die seinigen wegen
scharffer Verfahrung wieder den vmbgebrachten
Feindt erzürnen. Sie weren kommen deß Königes
Cörper zubegehren. Der Haß welcher auch nach
dem Tode wehrete hette wenig rhum hintersich. Es
würde nicht ein geringer Lob seyn dem vberwunde-
nen zuvergeben/ als jhm zuvor im Kampffe das Le-
ben genommen zuhaben. Er würde gedencken/ daß
Radirobanes der königlichen Hoheit halben zum
wenigsten deß Begräbnisses nicht solte beraubet
werden. Wann er dem Theseus nachfolgete/ so
würde er nicht zulassen/ daß seines Feindes Geist
vnbedecket herumb jrrete. Were er aber Achilles/ als
solte dem Sardinischen Volcke kein Geldt so lieb
seyn weder der Cörper seines Fürstens. Letztlich bath
er/ vnd beschloß seine mannliche Rede mit seufftzen.
Poliarchus gab verächtlich zur Antwort/ er wolte
eben die Götter im Rhatschlage zu Regierung sei-
nes Sieges haben/ die er in Erlangung desselben ge-
habt hette. Im vbrigen/ so verdieneten die jeni-
gen welche das Leben jhrer Laster wegen zuverlie-
ren verschuldeten/ daß sie auch deß ruhigen Todes

Mangel

Das Fuͤnffte Buch.
te/ daß er ſie mit dergleichen Herꝛligkeit wis ſonſten
zugeſchehen pflegt/ vernemen moͤchte. Es war einer
von den Abgeordneten/ dem die andern zureden auff-
erleget hatten. Dieſer warnete den Poliarchus mit
fuͤglichen Worten/ er wolte ſich deß Gluͤcks glimpf-
lich gebrauchen/ vnd die Goͤtter Siciliens als vber-
wundene nicht beleidigen/ noch die ſeinigen wegen
ſcharffer Verfahrung wieder den vmbgebrachten
Feindt erzuͤrnen. Sie weren kommen deß Koͤniges
Coͤrper zubegehren. Der Haß welcher auch nach
dem Tode wehrete hette wenig rhum hinterſich. Es
wuͤrde nicht ein geringer Lob ſeyn dem vberwunde-
nen zuvergeben/ als jhm zuvor im Kampffe das Le-
ben genommen zuhaben. Er wuͤrde gedencken/ daß
Radirobanes der koͤniglichen Hoheit halben zum
wenigſten deß Begraͤbniſſes nicht ſolte beraubet
werden. Wann er dem Theſeus nachfolgete/ ſo
wuͤrde er nicht zulaſſen/ daß ſeines Feindes Geiſt
vnbedecket herumb jrꝛete. Were er aber Achilles/ als
ſolte dem Sardiniſchen Volcke kein Geldt ſo lieb
ſeyn weder der Coͤrper ſeines Fuͤrſtens. Letztlich bath
er/ vnd beſchloß ſeine mannliche Rede mit ſeufftzen.
Poliarchus gab veraͤchtlich zur Antwort/ er wolte
eben die Goͤtter im Rhatſchlage zu Regierung ſei-
nes Sieges haben/ die er in Erlangung deſſelben ge-
habt hette. Im vbrigen/ ſo verdieneten die jeni-
gen welche das Leben jhrer Laſter wegen zuverlie-
ren verſchuldeten/ daß ſie auch deß ruhigen Todes

Mangel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0887" n="843"/><fw place="top" type="header">Das Fu&#x0364;nffte Buch.</fw><lb/>
te/ daß er &#x017F;ie mit dergleichen Her&#xA75B;ligkeit wis &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
zuge&#x017F;chehen pflegt/ vernemen mo&#x0364;chte. Es war einer<lb/>
von den Abgeordneten/ dem die andern zureden auff-<lb/>
erleget hatten. Die&#x017F;er warnete den Poliarchus mit<lb/>
fu&#x0364;glichen Worten/ er wolte &#x017F;ich deß Glu&#x0364;cks glimpf-<lb/>
lich gebrauchen/ vnd die Go&#x0364;tter Siciliens als vber-<lb/>
wundene nicht beleidigen/ noch die &#x017F;einigen wegen<lb/>
&#x017F;charffer Verfahrung wieder den vmbgebrachten<lb/>
Feindt erzu&#x0364;rnen. Sie weren kommen deß Ko&#x0364;niges<lb/>
Co&#x0364;rper zubegehren. Der Haß welcher auch nach<lb/>
dem Tode wehrete hette wenig rhum hinter&#x017F;ich. Es<lb/>
wu&#x0364;rde nicht ein geringer Lob &#x017F;eyn dem vberwunde-<lb/>
nen zuvergeben/ als jhm zuvor im Kampffe das Le-<lb/>
ben genommen zuhaben. Er wu&#x0364;rde gedencken/ daß<lb/>
Radirobanes der ko&#x0364;niglichen Hoheit halben zum<lb/>
wenig&#x017F;ten deß Begra&#x0364;bni&#x017F;&#x017F;es nicht &#x017F;olte beraubet<lb/>
werden. Wann er dem The&#x017F;eus nachfolgete/ &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rde er nicht zula&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;eines Feindes Gei&#x017F;t<lb/>
vnbedecket herumb jr&#xA75B;ete. Were er aber Achilles/ als<lb/>
&#x017F;olte dem Sardini&#x017F;chen Volcke kein Geldt &#x017F;o lieb<lb/>
&#x017F;eyn weder der Co&#x0364;rper &#x017F;eines Fu&#x0364;r&#x017F;tens. Letztlich bath<lb/>
er/ vnd be&#x017F;chloß &#x017F;eine mannliche Rede mit &#x017F;eufftzen.<lb/>
Poliarchus gab vera&#x0364;chtlich zur Antwort/ er wolte<lb/>
eben die Go&#x0364;tter im Rhat&#x017F;chlage zu Regierung &#x017F;ei-<lb/>
nes Sieges haben/ die er in Erlangung de&#x017F;&#x017F;elben ge-<lb/>
habt hette. Im vbrigen/ &#x017F;o verdieneten die jeni-<lb/>
gen welche das Leben jhrer La&#x017F;ter wegen zuverlie-<lb/>
ren ver&#x017F;chuldeten/ daß &#x017F;ie auch deß ruhigen Todes<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mangel</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[843/0887] Das Fuͤnffte Buch. te/ daß er ſie mit dergleichen Herꝛligkeit wis ſonſten zugeſchehen pflegt/ vernemen moͤchte. Es war einer von den Abgeordneten/ dem die andern zureden auff- erleget hatten. Dieſer warnete den Poliarchus mit fuͤglichen Worten/ er wolte ſich deß Gluͤcks glimpf- lich gebrauchen/ vnd die Goͤtter Siciliens als vber- wundene nicht beleidigen/ noch die ſeinigen wegen ſcharffer Verfahrung wieder den vmbgebrachten Feindt erzuͤrnen. Sie weren kommen deß Koͤniges Coͤrper zubegehren. Der Haß welcher auch nach dem Tode wehrete hette wenig rhum hinterſich. Es wuͤrde nicht ein geringer Lob ſeyn dem vberwunde- nen zuvergeben/ als jhm zuvor im Kampffe das Le- ben genommen zuhaben. Er wuͤrde gedencken/ daß Radirobanes der koͤniglichen Hoheit halben zum wenigſten deß Begraͤbniſſes nicht ſolte beraubet werden. Wann er dem Theſeus nachfolgete/ ſo wuͤrde er nicht zulaſſen/ daß ſeines Feindes Geiſt vnbedecket herumb jrꝛete. Were er aber Achilles/ als ſolte dem Sardiniſchen Volcke kein Geldt ſo lieb ſeyn weder der Coͤrper ſeines Fuͤrſtens. Letztlich bath er/ vnd beſchloß ſeine mannliche Rede mit ſeufftzen. Poliarchus gab veraͤchtlich zur Antwort/ er wolte eben die Goͤtter im Rhatſchlage zu Regierung ſei- nes Sieges haben/ die er in Erlangung deſſelben ge- habt hette. Im vbrigen/ ſo verdieneten die jeni- gen welche das Leben jhrer Laſter wegen zuverlie- ren verſchuldeten/ daß ſie auch deß ruhigen Todes Mangel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/887
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 843. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/887>, abgerufen am 22.11.2024.