Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.in dem Philanthropinum. Kirche mehr Berathschlagung gepflogen werdenmuß, bis die umständliche Beschreibung der Lehr- form erfolgen kann. Man hat schon mehr Schul- stiftungen vermischter Religionen. Bey einem solchen Verfahren muß es bey demjenigen Publi- cum, welches zu dem Nutzen der Seinigen ein Philanthropinum zu haben fähig ist, die Empfeh- lung desselben nicht hindern, sondern vielmehr be- fördern, daß ich, als der erste Rathgeber und Fürsorger, ein Christ, nicht von der griechischen, nicht von der catholischen, nicht von der lutheri- schen, und, die Wahrheit zu sagen, auch nicht gänzlich von der reformirten Kirche, und doch ein solcher Christ bin, wie mich mein gedrucktes Ver- mächtniß für die Gewissen (welches kein Schulbuch für das Seminar seyn soll) öffentlich zeiget. Würde man ja mit den Geistlichen gar nicht einig über etwas Gemeinschaftliches, welches ohne Anstoß und Besorgniß geschehen könnte: so würde man die Geistlichen jeder Kirche besonders fragen, was gethan werden müßte, damit sie diese Stiftung den Jhrigen empfehlen dürften. Es giebt jetzund überdies nicht wenige Eltern und Kin- derfreunde, welche der Meynung sind, daß, wenn einem Kinde von früher Jugend her, anfangs das- jenige eingeflößt wird, was die Meisten natür- liche Religion nennen, und Andre doch nicht na- türlich oder nicht Religion nennen wollen, und wenn damit eine historische Kenntniß, sowohl vom Ursprunge des Christenthumes nach Erzählung des neuen Testamentes, als des Glaubenssystemes der ver- C 3
in dem Philanthropinum. Kirche mehr Berathſchlagung gepflogen werdenmuß, bis die umſtaͤndliche Beſchreibung der Lehr- form erfolgen kann. Man hat ſchon mehr Schul- ſtiftungen vermiſchter Religionen. Bey einem ſolchen Verfahren muß es bey demjenigen Publi- cum, welches zu dem Nutzen der Seinigen ein Philanthropinum zu haben faͤhig iſt, die Empfeh- lung deſſelben nicht hindern, ſondern vielmehr be- foͤrdern, daß ich, als der erſte Rathgeber und Fuͤrſorger, ein Chriſt, nicht von der griechiſchen, nicht von der catholiſchen, nicht von der lutheri- ſchen, und, die Wahrheit zu ſagen, auch nicht gaͤnzlich von der reformirten Kirche, und doch ein ſolcher Chriſt bin, wie mich mein gedrucktes Ver- maͤchtniß fuͤr die Gewiſſen (welches kein Schulbuch fuͤr das Seminar ſeyn ſoll) oͤffentlich zeiget. Wuͤrde man ja mit den Geiſtlichen gar nicht einig uͤber etwas Gemeinſchaftliches, welches ohne Anſtoß und Beſorgniß geſchehen koͤnnte: ſo wuͤrde man die Geiſtlichen jeder Kirche beſonders fragen, was gethan werden muͤßte, damit ſie dieſe Stiftung den Jhrigen empfehlen duͤrften. Es giebt jetzund uͤberdies nicht wenige Eltern und Kin- derfreunde, welche der Meynung ſind, daß, wenn einem Kinde von fruͤher Jugend her, anfangs das- jenige eingefloͤßt wird, was die Meiſten natuͤr- liche Religion nennen, und Andre doch nicht na- tuͤrlich oder nicht Religion nennen wollen, und wenn damit eine hiſtoriſche Kenntniß, ſowohl vom Urſprunge des Chriſtenthumes nach Erzaͤhlung des neuen Teſtamentes, als des Glaubensſyſtemes der ver- C 3
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in dem Philanthropinum.
Kirche mehr Berathſchlagung gepflogen werden
muß, bis die umſtaͤndliche Beſchreibung der Lehr-
form erfolgen kann. Man hat ſchon mehr Schul-
ſtiftungen vermiſchter Religionen. Bey einem
ſolchen Verfahren muß es bey demjenigen Publi-
cum, welches zu dem Nutzen der Seinigen ein
Philanthropinum zu haben faͤhig iſt, die Empfeh-
lung deſſelben nicht hindern, ſondern vielmehr be-
foͤrdern, daß ich, als der erſte Rathgeber und
Fuͤrſorger, ein Chriſt, nicht von der griechiſchen,
nicht von der catholiſchen, nicht von der lutheri-
ſchen, und, die Wahrheit zu ſagen, auch nicht
gaͤnzlich von der reformirten Kirche, und doch ein
ſolcher Chriſt bin, wie mich mein gedrucktes Ver-
maͤchtniß fuͤr die Gewiſſen (welches kein
Schulbuch fuͤr das Seminar ſeyn ſoll) oͤffentlich
zeiget. Wuͤrde man ja mit den Geiſtlichen gar
nicht einig uͤber etwas Gemeinſchaftliches, welches
ohne Anſtoß und Beſorgniß geſchehen koͤnnte: ſo
wuͤrde man die Geiſtlichen jeder Kirche beſonders
fragen, was gethan werden muͤßte, damit ſie dieſe
Stiftung den Jhrigen empfehlen duͤrften. Es
giebt jetzund uͤberdies nicht wenige Eltern und Kin-
derfreunde, welche der Meynung ſind, daß, wenn
einem Kinde von fruͤher Jugend her, anfangs das-
jenige eingefloͤßt wird, was die Meiſten natuͤr-
liche Religion nennen, und Andre doch nicht na-
tuͤrlich oder nicht Religion nennen wollen, und
wenn damit eine hiſtoriſche Kenntniß, ſowohl vom
Urſprunge des Chriſtenthumes nach Erzaͤhlung des
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