Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.Unterlehrer. möglicher wurde, ihm dasjenige zu sagen, wasin unsern verschiednen Geschäften vorfiel. Und eben dieses that Herr Wolke nach unsrer Abrede. Dieses hatte kein Viertheljahr gedaurt; so war auch in den wichtigsten Geschäften nur selten ein teutsches Wort nöthig. Aber Herr Wolke und ich hatten so viele Geschäfte, daß wir, um unsern Benzler zu vervollkommnen, oftmals in langer Zeit täglich keine halbe Stunde aussetzen konnten. Doch einige Uebungen im Bücherlesen und im Nachschlagen des Cellarius waren ihm als ein Ge- schäft müssiger Zwischenzeiten angerathen; imglei- chen auch dieses, daß er sich des französischen Le- sens und Sprechens enthalten müßte, um anfangs im Lateinischen geschwinder fortzukommen. Wei- ter thaten wir nichts in den ersten acht Monaten, seitdem er wieder das erste lateinische Wort ge- höret hatte. Aber unsre Sprache bey Tische und in Geschäften war lateinisch. So, sage ich, gieng die Sache in den ersten acht Monaten. Jn den drey folgenden (denn jetzund sind es eilf) hatte ich auf Reisen und zu Hause mehr Zeit, und auch wegen des gesehenen Fortganges mehr Lust, mich um seine Vervollkommnung, als eines künftigen Lehrers im Seminare, zu bemühen. Jm Durch- schnitte gerechnet (denn es fallen viele sehr beschäf- tigte Tage vor) habe ich in diesen letzten drey Monaten täglich etwa zwey Stunden auf ihn ge- wandt. Und da in den vorigen acht Monaten er mich nur eine halbe Stunde täglich beschäftigt hat; so kann man die auf ihn gewendete Zeit leicht zu- sam-
Unterlehrer. moͤglicher wurde, ihm dasjenige zu ſagen, wasin unſern verſchiednen Geſchaͤften vorfiel. Und eben dieſes that Herr Wolke nach unſrer Abrede. Dieſes hatte kein Viertheljahr gedaurt; ſo war auch in den wichtigſten Geſchaͤften nur ſelten ein teutſches Wort noͤthig. Aber Herr Wolke und ich hatten ſo viele Geſchaͤfte, daß wir, um unſern Benzler zu vervollkommnen, oftmals in langer Zeit taͤglich keine halbe Stunde ausſetzen konnten. Doch einige Uebungen im Buͤcherleſen und im Nachſchlagen des Cellarius waren ihm als ein Ge- ſchaͤft muͤſſiger Zwiſchenzeiten angerathen; imglei- chen auch dieſes, daß er ſich des franzoͤſiſchen Le- ſens und Sprechens enthalten muͤßte, um anfangs im Lateiniſchen geſchwinder fortzukommen. Wei- ter thaten wir nichts in den erſten acht Monaten, ſeitdem er wieder das erſte lateiniſche Wort ge- hoͤret hatte. Aber unſre Sprache bey Tiſche und in Geſchaͤften war lateiniſch. So, ſage ich, gieng die Sache in den erſten acht Monaten. Jn den drey folgenden (denn jetzund ſind es eilf) hatte ich auf Reiſen und zu Hauſe mehr Zeit, und auch wegen des geſehenen Fortganges mehr Luſt, mich um ſeine Vervollkommnung, als eines kuͤnftigen Lehrers im Seminare, zu bemuͤhen. Jm Durch- ſchnitte gerechnet (denn es fallen viele ſehr beſchaͤf- tigte Tage vor) habe ich in dieſen letzten drey Monaten taͤglich etwa zwey Stunden auf ihn ge- wandt. Und da in den vorigen acht Monaten er mich nur eine halbe Stunde taͤglich beſchaͤftigt hat; ſo kann man die auf ihn gewendete Zeit leicht zu- ſam-
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Unterlehrer.
moͤglicher wurde, ihm dasjenige zu ſagen, was
in unſern verſchiednen Geſchaͤften vorfiel. Und
eben dieſes that Herr Wolke nach unſrer Abrede.
Dieſes hatte kein Viertheljahr gedaurt; ſo war
auch in den wichtigſten Geſchaͤften nur ſelten ein
teutſches Wort noͤthig. Aber Herr Wolke und
ich hatten ſo viele Geſchaͤfte, daß wir, um unſern
Benzler zu vervollkommnen, oftmals in langer
Zeit taͤglich keine halbe Stunde ausſetzen konnten.
Doch einige Uebungen im Buͤcherleſen und im
Nachſchlagen des Cellarius waren ihm als ein Ge-
ſchaͤft muͤſſiger Zwiſchenzeiten angerathen; imglei-
chen auch dieſes, daß er ſich des franzoͤſiſchen Le-
ſens und Sprechens enthalten muͤßte, um anfangs
im Lateiniſchen geſchwinder fortzukommen. Wei-
ter thaten wir nichts in den erſten acht Monaten,
ſeitdem er wieder das erſte lateiniſche Wort ge-
hoͤret hatte. Aber unſre Sprache bey Tiſche und
in Geſchaͤften war lateiniſch. So, ſage ich, gieng
die Sache in den erſten acht Monaten. Jn den
drey folgenden (denn jetzund ſind es eilf) hatte ich
auf Reiſen und zu Hauſe mehr Zeit, und auch
wegen des geſehenen Fortganges mehr Luſt, mich
um ſeine Vervollkommnung, als eines kuͤnftigen
Lehrers im Seminare, zu bemuͤhen. Jm Durch-
ſchnitte gerechnet (denn es fallen viele ſehr beſchaͤf-
tigte Tage vor) habe ich in dieſen letzten drey
Monaten taͤglich etwa zwey Stunden auf ihn ge-
wandt. Und da in den vorigen acht Monaten er
mich nur eine halbe Stunde taͤglich beſchaͤftigt hat;
ſo kann man die auf ihn gewendete Zeit leicht zu-
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