Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

(nach Vertheidigungs- und Angriffswaffen) in die Aelteren über
55 Jahr, und die Jüngere über 17 Jahr (unter Verbindung der
Patricier und Plebejer in den Legionen). Man schied nicht mehr
dreifach die (tas treis phulas tas suggenikas) phulas tas genikas,
sondern vierfach (von Servius eingerichtet) die phulas tas topikas
(nach Dionysius), in Verbindung der Metoiki mit den Bürgern
(unter den tribus rusticae).

Die öffentlichen Opfer gehörten nicht dem Priester, sondern
dem Könige, als Prytanen oder Archonten (s. Aristoteles), gleich
basileis ieroi (bei Pindar). Der Kriwe Kriweito (in Romowe)
stand höher in Ansehen, als der König (nach Helmold). Die Lu-
cumonen, als etruskische Magistrate, die Tages' Lehren entnommen,
bedeuteten (nach Festus) Besessene.

Die Butaden stellten die Priester der Athene Polias, wie die
Priester des Poseidon Erechtheus in der Acropolis. Die ieropoioi
legten die Orakel aus (in Athen). On pouvait hair ou mepriser
les dieux de la cite voisine, quant aux divinites d'un caractere
general et universel, comme Jupiter Celeste ou Cybele ou Junone,
on etait libre d'y croire ou de n'y pas croire. Mais il ne fallait
pas, qu'on s'avisat de douter d'Athene Poliade ou d'Erechthee ou de
Cecrops (s. Coulange*).

Die gene, welche die andras (oder Familienväter) der Familie
(oder oikoi) vereinigte, wurde durch das religiöse Band der patroa
iera vereinigt, und wie bei der geheiligten Speise der theoi eggeneis
waren Fremde ausgeschlossen. In Argos durfte kein Fremder den
Tempel der Hera (als Nationalgottheit) betreten. Die Orgeones
(von orgiazein) traten als Mitglieder von Genossenschaften zur Aus-
übung eines gemeinsamen Cultus zusammen (s. Harpokrates). In
den Familien**) wurden die Manen-Opfer den Vorfahren gebracht
und von den Nachkommen erwartet. In Athen wurden die Skla-
ven am Heerde dem Familiengott durch Wasserbegiessen geweiht,
unter Zusammenessen von Früchten und Kuchen, gemeinsam mit
den Mitgliedern der Familie. Unter den Maori blieben Kriegs-
sklaven ohne Atua, da sie die eigenen verloren, und denen ihrer
Herren nicht zugetheilt wurden. Die Lidi werden vom Lehn ab-
sorbirt.

*) A Naples chaque quartier a sa Madone, le lazzorone s'agenouille devant
celle de sa rue, et il insulte celle de la rue d'a cote, il n'est pas rare de voir
deux facchini se quereller et se battre a coups de couteau pour les merites de
leurs deux Madones.
**) Famuli origo ab Oscis dependet, apud quos servus Famul nominatur unde
familia vocata (Festus). Hiu bezeichnet Familie und Knechtschaft im Alt-
deutschen (nach Leo). Die Strafe der Verbannung (Potok) traf mit den Eltern
die Kinder (in Russland).

(nach Vertheidigungs- und Angriffswaffen) in die Aelteren über
55 Jahr, und die Jüngere über 17 Jahr (unter Verbindung der
Patricier und Plebejer in den Legionen). Man schied nicht mehr
dreifach die (τὰς τρεῖς φυλὰς τάς συγγενικάς) φυλὰς τὰς γενικάς,
sondern vierfach (von Servius eingerichtet) die φυλὰς τὰς τοπικάς
(nach Dionysius), in Verbindung der Metoiki mit den Bürgern
(unter den tribus rusticae).

Die öffentlichen Opfer gehörten nicht dem Priester, sondern
dem Könige, als Prytanen oder Archonten (s. Aristoteles), gleich
βασιλεῖς ιεροὶ (bei Pindar). Der Kriwe Kriweito (in Romowe)
stand höher in Ansehen, als der König (nach Helmold). Die Lu-
cumonen, als etruskische Magistrate, die Tages’ Lehren entnommen,
bedeuteten (nach Festus) Besessene.

Die Butaden stellten die Priester der Athene Polias, wie die
Priester des Poseidon Erechtheus in der Acropolis. Die ἱερόποιοι
legten die Orakel aus (in Athen). On pouvait hair ou mepriser
les dieux de la cité voisine, quant aux divinités d’un caractère
général et universel, comme Jupiter Céleste ou Cybèle ou Junone,
on était libre d’y croire ou de n’y pas croire. Mais il ne fallait
pas, qu’on s’avisât de douter d’Athéné Poliade ou d’Erechthée ou de
Cecrops (s. Coulange*).

Die γένη, welche die ἀνδρας (oder Familienväter) der Familie
(oder οἶκοι) vereinigte, wurde durch das religiöse Band der πατρῷα
ἱερὰ vereinigt, und wie bei der geheiligten Speise der ϑεοι ἐγγενεις
waren Fremde ausgeschlossen. In Argos durfte kein Fremder den
Tempel der Hera (als Nationalgottheit) betreten. Die Ὀργεῶνες
(von ὀργιάζειν) traten als Mitglieder von Genossenschaften zur Aus-
übung eines gemeinsamen Cultus zusammen (s. Harpokrates). In
den Familien**) wurden die Manen-Opfer den Vorfahren gebracht
und von den Nachkommen erwartet. In Athen wurden die Skla-
ven am Heerde dem Familiengott durch Wasserbegiessen geweiht,
unter Zusammenessen von Früchten und Kuchen, gemeinsam mit
den Mitgliedern der Familie. Unter den Maori blieben Kriegs-
sklaven ohne Atua, da sie die eigenen verloren, und denen ihrer
Herren nicht zugetheilt wurden. Die Lidi werden vom Lehn ab-
sorbirt.

*) A Naples chaque quartier a sa Madone, le lazzorone s’agenouille devant
celle de sa rue, et il insulte celle de la rue d’à côté, il n’est pas rare de voir
deux facchini se quereller et se battre à coups de couteau pour les mérites de
leurs deux Madones.
**) Famuli origo ab Oscis dependet, apud quos servus Famul nominatur unde
familia vocata (Festus). Hiu bezeichnet Familie und Knechtschaft im Alt-
deutschen (nach Leo). Die Strafe der Verbannung (Potok) traf mit den Eltern
die Kinder (in Russland).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0184" n="150"/>
(nach Vertheidigungs- und Angriffswaffen) in die Aelteren über<lb/>
55 Jahr, und die Jüngere über 17 Jahr (unter Verbindung der<lb/>
Patricier und Plebejer in den Legionen). Man schied nicht mehr<lb/>
dreifach die (&#x03C4;&#x1F70;&#x03C2; &#x03C4;&#x03C1;&#x03B5;&#x1FD6;&#x03C2; &#x03C6;&#x03C5;&#x03BB;&#x1F70;&#x03C2; &#x03C4;&#x03AC;&#x03C2; &#x03C3;&#x03C5;&#x03B3;&#x03B3;&#x03B5;&#x03BD;&#x03B9;&#x03BA;&#x03AC;&#x03C2;) &#x03C6;&#x03C5;&#x03BB;&#x1F70;&#x03C2; &#x03C4;&#x1F70;&#x03C2; &#x03B3;&#x03B5;&#x03BD;&#x03B9;&#x03BA;&#x03AC;&#x03C2;,<lb/>
sondern vierfach (von Servius eingerichtet) die &#x03C6;&#x03C5;&#x03BB;&#x1F70;&#x03C2; &#x03C4;&#x1F70;&#x03C2; &#x03C4;&#x03BF;&#x03C0;&#x03B9;&#x03BA;&#x03AC;&#x03C2;<lb/>
(nach Dionysius), in Verbindung der Metoiki mit den Bürgern<lb/>
(unter den tribus rusticae).</p><lb/>
          <p>Die öffentlichen Opfer gehörten nicht dem Priester, sondern<lb/>
dem Könige, als Prytanen oder Archonten (s. Aristoteles), gleich<lb/>
&#x03B2;&#x03B1;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BB;&#x03B5;&#x1FD6;&#x03C2; &#x03B9;&#x03B5;&#x03C1;&#x03BF;&#x1F76; (bei Pindar). Der Kriwe Kriweito (in Romowe)<lb/>
stand höher in Ansehen, als der König (nach Helmold). Die Lu-<lb/>
cumonen, als etruskische Magistrate, die Tages&#x2019; Lehren entnommen,<lb/>
bedeuteten (nach Festus) Besessene.</p><lb/>
          <p>Die Butaden stellten die Priester der Athene Polias, wie die<lb/>
Priester des Poseidon Erechtheus in der Acropolis. Die &#x1F31;&#x03B5;&#x03C1;&#x03CC;&#x03C0;&#x03BF;&#x03B9;&#x03BF;&#x03B9;<lb/>
legten die Orakel aus (in Athen). On pouvait hair ou mepriser<lb/>
les dieux de la cité voisine, quant aux divinités d&#x2019;un caractère<lb/>
général et universel, comme Jupiter Céleste ou Cybèle ou Junone,<lb/>
on était libre d&#x2019;y croire ou de n&#x2019;y pas croire. Mais il ne fallait<lb/>
pas, qu&#x2019;on s&#x2019;avisât de douter d&#x2019;Athéné Poliade ou d&#x2019;Erechthée ou de<lb/>
Cecrops (s. Coulange<note place="foot" n="*)">A Naples chaque quartier a sa Madone, le lazzorone s&#x2019;agenouille devant<lb/>
celle de sa rue, et il insulte celle de la rue d&#x2019;à côté, il n&#x2019;est pas rare de voir<lb/>
deux facchini se quereller et se battre à coups de couteau pour les mérites de<lb/>
leurs deux Madones.</note>.</p><lb/>
          <p>Die &#x03B3;&#x03AD;&#x03BD;&#x03B7;, welche die &#x1F00;&#x03BD;&#x03B4;&#x03C1;&#x03B1;&#x03C2; (oder Familienväter) der Familie<lb/>
(oder &#x03BF;&#x1F36;&#x03BA;&#x03BF;&#x03B9;) vereinigte, wurde durch das religiöse Band der &#x03C0;&#x03B1;&#x03C4;&#x03C1;&#x1FF7;&#x03B1;<lb/>
&#x1F31;&#x03B5;&#x03C1;&#x1F70; vereinigt, und wie bei der geheiligten Speise der &#x03D1;&#x03B5;&#x03BF;&#x03B9; &#x1F10;&#x03B3;&#x03B3;&#x03B5;&#x03BD;&#x03B5;&#x03B9;&#x03C2;<lb/>
waren Fremde ausgeschlossen. In Argos durfte kein Fremder den<lb/>
Tempel der Hera (als Nationalgottheit) betreten. Die &#x1F48;&#x03C1;&#x03B3;&#x03B5;&#x1FF6;&#x03BD;&#x03B5;&#x03C2;<lb/>
(von &#x1F40;&#x03C1;&#x03B3;&#x03B9;&#x03AC;&#x03B6;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD;) traten als Mitglieder von Genossenschaften zur Aus-<lb/>
übung eines gemeinsamen Cultus zusammen (s. Harpokrates). In<lb/>
den Familien<note place="foot" n="**)">Famuli origo ab Oscis dependet, apud quos servus Famul nominatur unde<lb/>
familia vocata (Festus). Hiu bezeichnet Familie und Knechtschaft im Alt-<lb/>
deutschen (nach Leo). Die Strafe der Verbannung (Potok) traf mit den Eltern<lb/>
die Kinder (in Russland).</note> wurden die Manen-Opfer den Vorfahren gebracht<lb/>
und von den Nachkommen erwartet. In Athen wurden die Skla-<lb/>
ven am Heerde dem Familiengott durch Wasserbegiessen geweiht,<lb/>
unter Zusammenessen von Früchten und Kuchen, gemeinsam mit<lb/>
den Mitgliedern der Familie. Unter den Maori blieben Kriegs-<lb/>
sklaven ohne Atua, da sie die eigenen verloren, und denen ihrer<lb/>
Herren nicht zugetheilt wurden. Die Lidi werden vom Lehn ab-<lb/>
sorbirt.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0184] (nach Vertheidigungs- und Angriffswaffen) in die Aelteren über 55 Jahr, und die Jüngere über 17 Jahr (unter Verbindung der Patricier und Plebejer in den Legionen). Man schied nicht mehr dreifach die (τὰς τρεῖς φυλὰς τάς συγγενικάς) φυλὰς τὰς γενικάς, sondern vierfach (von Servius eingerichtet) die φυλὰς τὰς τοπικάς (nach Dionysius), in Verbindung der Metoiki mit den Bürgern (unter den tribus rusticae). Die öffentlichen Opfer gehörten nicht dem Priester, sondern dem Könige, als Prytanen oder Archonten (s. Aristoteles), gleich βασιλεῖς ιεροὶ (bei Pindar). Der Kriwe Kriweito (in Romowe) stand höher in Ansehen, als der König (nach Helmold). Die Lu- cumonen, als etruskische Magistrate, die Tages’ Lehren entnommen, bedeuteten (nach Festus) Besessene. Die Butaden stellten die Priester der Athene Polias, wie die Priester des Poseidon Erechtheus in der Acropolis. Die ἱερόποιοι legten die Orakel aus (in Athen). On pouvait hair ou mepriser les dieux de la cité voisine, quant aux divinités d’un caractère général et universel, comme Jupiter Céleste ou Cybèle ou Junone, on était libre d’y croire ou de n’y pas croire. Mais il ne fallait pas, qu’on s’avisât de douter d’Athéné Poliade ou d’Erechthée ou de Cecrops (s. Coulange *). Die γένη, welche die ἀνδρας (oder Familienväter) der Familie (oder οἶκοι) vereinigte, wurde durch das religiöse Band der πατρῷα ἱερὰ vereinigt, und wie bei der geheiligten Speise der ϑεοι ἐγγενεις waren Fremde ausgeschlossen. In Argos durfte kein Fremder den Tempel der Hera (als Nationalgottheit) betreten. Die Ὀργεῶνες (von ὀργιάζειν) traten als Mitglieder von Genossenschaften zur Aus- übung eines gemeinsamen Cultus zusammen (s. Harpokrates). In den Familien **) wurden die Manen-Opfer den Vorfahren gebracht und von den Nachkommen erwartet. In Athen wurden die Skla- ven am Heerde dem Familiengott durch Wasserbegiessen geweiht, unter Zusammenessen von Früchten und Kuchen, gemeinsam mit den Mitgliedern der Familie. Unter den Maori blieben Kriegs- sklaven ohne Atua, da sie die eigenen verloren, und denen ihrer Herren nicht zugetheilt wurden. Die Lidi werden vom Lehn ab- sorbirt. *) A Naples chaque quartier a sa Madone, le lazzorone s’agenouille devant celle de sa rue, et il insulte celle de la rue d’à côté, il n’est pas rare de voir deux facchini se quereller et se battre à coups de couteau pour les mérites de leurs deux Madones. **) Famuli origo ab Oscis dependet, apud quos servus Famul nominatur unde familia vocata (Festus). Hiu bezeichnet Familie und Knechtschaft im Alt- deutschen (nach Leo). Die Strafe der Verbannung (Potok) traf mit den Eltern die Kinder (in Russland).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/184
Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/184>, abgerufen am 21.11.2024.