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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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Anders dagegen, wenn es sich um solche Mythen und Vor-
stellungen handeln würde, wie die Krankheit, die Gottheit,
die Entstehung u. s. w. Auch hier finden sich überall
die sinnlich-körperliche Andeutungen zwischeneingesprenkelt,
welche, anregend und fördernd, während des gegenseitig
geistigen Verkehrs absorbirt wurden, als sich aus embryonalen
Vorbereitungsstadien jene Denkverkörperung bildete, die,
seitdem zu temporärer Lebensfähigkeit gelangt, damit dann
am ethnischen Horizonte schwebt und in ihren vergrösserten*)
Umrissen dort studirt werden kann (um auf den inneren Ge-
staltungsprocess zurückzuschliessen, Anhalt gewährend). Eine
Identificirung oder Definirung dieser aus den Agentien ma-
krokosmischer Aussenwelt in die psychischen Processe ein-
gewickelten Realien, wird erst nach statistisch angestrebter
Umschau aller ethnischen Wandlungen, (durch die ver-
gleichende Methode) einer inductiven Behandlung (der
Psychologie als Naturwissenschaft) ermöglicht werden. Der
so in Betrachtung der Naturvölker (im Studium der, weil
niedersten, einfachsten Anfänge) gewonnene Einblick in die
Wachsthumsprocesse des Menschengeistes (in dem physiolo-
gischen Gesetze der innerlich emporstrebenden Spirale so-
wohl, wie für den Contact nach Aussen) wird dann auch
für seine höheren Stadien Leitungsfäden abgeben, bis zur
vollen Entfaltung in den Culturvölkern.

Manche der primären Vorstellungen sind im Gange
civilisatorischer Entwickelung so völlig eliminirt, dass der
Zusammenhang mit den gegenwärtig geltenden fast gänzlich
abgeschnitten ist, und jene also nur die Bedeutung archäisti-

*) Die vornehmsten Eigenthümlichkeiten des Seelenlebens können da,
wo es sich um Massen handelt, oft sichtbarer hervortreten, während unter-
geordnete Besonderheiten sich ausgleichen und verschwinden. Schon Platon
hofft, auf den Staat und die Gesellschaft hinblickend, in grossen Zügen
das geschrieben zu finden, was die Seele des Einzelnen in kleiner Schrift
in sich enthalte (s. Brentano).
Bastian, Völkergedanke. 2

Anders dagegen, wenn es sich um solche Mythen und Vor-
stellungen handeln würde, wie die Krankheit, die Gottheit,
die Entstehung u. s. w. Auch hier finden sich überall
die sinnlich-körperliche Andeutungen zwischeneingesprenkelt,
welche, anregend und fördernd, während des gegenseitig
geistigen Verkehrs absorbirt wurden, als sich aus embryonalen
Vorbereitungsstadien jene Denkverkörperung bildete, die,
seitdem zu temporärer Lebensfähigkeit gelangt, damit dann
am ethnischen Horizonte schwebt und in ihren vergrösserten*)
Umrissen dort studirt werden kann (um auf den inneren Ge-
staltungsprocess zurückzuschliessen, Anhalt gewährend). Eine
Identificirung oder Definirung dieser aus den Agentien ma-
krokosmischer Aussenwelt in die psychischen Processe ein-
gewickelten Realien, wird erst nach statistisch angestrebter
Umschau aller ethnischen Wandlungen, (durch die ver-
gleichende Methode) einer inductiven Behandlung (der
Psychologie als Naturwissenschaft) ermöglicht werden. Der
so in Betrachtung der Naturvölker (im Studium der, weil
niedersten, einfachsten Anfänge) gewonnene Einblick in die
Wachsthumsprocesse des Menschengeistes (in dem physiolo-
gischen Gesetze der innerlich emporstrebenden Spirale so-
wohl, wie für den Contact nach Aussen) wird dann auch
für seine höheren Stadien Leitungsfäden abgeben, bis zur
vollen Entfaltung in den Culturvölkern.

Manche der primären Vorstellungen sind im Gange
civilisatorischer Entwickelung so völlig eliminirt, dass der
Zusammenhang mit den gegenwärtig geltenden fast gänzlich
abgeschnitten ist, und jene also nur die Bedeutung archäisti-

*) Die vornehmsten Eigenthümlichkeiten des Seelenlebens können da,
wo es sich um Massen handelt, oft sichtbarer hervortreten, während unter-
geordnete Besonderheiten sich ausgleichen und verschwinden. Schon Platon
hofft, auf den Staat und die Gesellschaft hinblickend, in grossen Zügen
das geschrieben zu finden, was die Seele des Einzelnen in kleiner Schrift
in sich enthalte (s. Brentano).
Bastian, Völkergedanke. 2
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[17/0051] Anders dagegen, wenn es sich um solche Mythen und Vor- stellungen handeln würde, wie die Krankheit, die Gottheit, die Entstehung u. s. w. Auch hier finden sich überall die sinnlich-körperliche Andeutungen zwischeneingesprenkelt, welche, anregend und fördernd, während des gegenseitig geistigen Verkehrs absorbirt wurden, als sich aus embryonalen Vorbereitungsstadien jene Denkverkörperung bildete, die, seitdem zu temporärer Lebensfähigkeit gelangt, damit dann am ethnischen Horizonte schwebt und in ihren vergrösserten *) Umrissen dort studirt werden kann (um auf den inneren Ge- staltungsprocess zurückzuschliessen, Anhalt gewährend). Eine Identificirung oder Definirung dieser aus den Agentien ma- krokosmischer Aussenwelt in die psychischen Processe ein- gewickelten Realien, wird erst nach statistisch angestrebter Umschau aller ethnischen Wandlungen, (durch die ver- gleichende Methode) einer inductiven Behandlung (der Psychologie als Naturwissenschaft) ermöglicht werden. Der so in Betrachtung der Naturvölker (im Studium der, weil niedersten, einfachsten Anfänge) gewonnene Einblick in die Wachsthumsprocesse des Menschengeistes (in dem physiolo- gischen Gesetze der innerlich emporstrebenden Spirale so- wohl, wie für den Contact nach Aussen) wird dann auch für seine höheren Stadien Leitungsfäden abgeben, bis zur vollen Entfaltung in den Culturvölkern. Manche der primären Vorstellungen sind im Gange civilisatorischer Entwickelung so völlig eliminirt, dass der Zusammenhang mit den gegenwärtig geltenden fast gänzlich abgeschnitten ist, und jene also nur die Bedeutung archäisti- *) Die vornehmsten Eigenthümlichkeiten des Seelenlebens können da, wo es sich um Massen handelt, oft sichtbarer hervortreten, während unter- geordnete Besonderheiten sich ausgleichen und verschwinden. Schon Platon hofft, auf den Staat und die Gesellschaft hinblickend, in grossen Zügen das geschrieben zu finden, was die Seele des Einzelnen in kleiner Schrift in sich enthalte (s. Brentano). Bastian, Völkergedanke. 2

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/51>, abgerufen am 24.11.2024.