Mad. Schröder-Devrient riß besonders unwider¬ stehlich bin durch ihren seelenvollen dramatischen Vortrag, und viele Musikkenner brachen für sie die Lanze. Ihr zu Ehren wurde ein Diner mit Musik, Gedichten, Lorber¬ kränzen und anderen Festlichkeiten veranstaltet. Ich durfte nebst anderen Damen die Honneurs machen und be¬ wunderte am Meisten bei der gefeierten schönen Frau die Mobilität ihrer Züge, den seltenen Verein hoher geistiger Begabung mit lieblich naiver Heiterkeit. Von allen Seiten wurde sie gebeten, ein Lied vorzutragen. Sogleich ließ sie eine Guitarre kommen und begleitete sich selbst ein einfach gemüthliches Alpenlied:
"Auf der Alm, bin ich so gerne, Denke Dein! Du süßes Lieb ..."
Welch' ein Zauber lag in diesem Gesange! Er lockte uns Thränen in die Augen. Tief bewegt lauschten wir dem fein deklamatorischen, süß innigen Vortrage. Ein begeistertes "Dacapo! Dacapo!" erfüllte sie gerührt dankend.
Der lustige Spitzeder verstand es aber prächtig, uns aus der beginnenden Sentimentalität zu reißen ... Plötz¬ lich begann er in seiner urkomischen Weise ein klassisches Wiener Volkslied voll des blühendsten Unsinns, von dem mir nur noch die beiden Verse erinnerlich sind:
Mein Madel Das kocht Knadel, Die sind groß als wie mein Kopf ...
(leise)
-- -- Hat kein Wasser in dem Topf!
Mad. Schröder-Devrient riß beſonders unwider¬ ſtehlich bin durch ihren ſeelenvollen dramatiſchen Vortrag, und viele Muſikkenner brachen für ſie die Lanze. Ihr zu Ehren wurde ein Diner mit Muſik, Gedichten, Lorber¬ kränzen und anderen Feſtlichkeiten veranſtaltet. Ich durfte nebſt anderen Damen die Honneurs machen und be¬ wunderte am Meiſten bei der gefeierten ſchönen Frau die Mobilität ihrer Züge, den ſeltenen Verein hoher geiſtiger Begabung mit lieblich naiver Heiterkeit. Von allen Seiten wurde ſie gebeten, ein Lied vorzutragen. Sogleich ließ ſie eine Guitarre kommen und begleitete ſich ſelbſt ein einfach gemüthliches Alpenlied:
»Auf der Alm, bin ich ſo gerne, Denke Dein! Du ſüßes Lieb …«
Welch' ein Zauber lag in dieſem Geſange! Er lockte uns Thränen in die Augen. Tief bewegt lauſchten wir dem fein deklamatoriſchen, ſüß innigen Vortrage. Ein begeiſtertes »Dacapo! Dacapo!« erfüllte ſie gerührt dankend.
Der luſtige Spitzeder verſtand es aber prächtig, uns aus der beginnenden Sentimentalität zu reißen … Plötz¬ lich begann er in ſeiner urkomiſchen Weiſe ein klaſſiſches Wiener Volkslied voll des blühendſten Unſinns, von dem mir nur noch die beiden Verſe erinnerlich ſind:
Mein Madel Das kocht Knadel, Die ſind groß als wie mein Kopf …
(leiſe)
— — Hat kein Waſſer in dem Topf!
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Mad. Schröder-Devrient riß beſonders unwider¬
ſtehlich bin durch ihren ſeelenvollen dramatiſchen Vortrag,
und viele Muſikkenner brachen für ſie die Lanze. Ihr
zu Ehren wurde ein Diner mit Muſik, Gedichten, Lorber¬
kränzen und anderen Feſtlichkeiten veranſtaltet. Ich durfte
nebſt anderen Damen die Honneurs machen und be¬
wunderte am Meiſten bei der gefeierten ſchönen Frau
die Mobilität ihrer Züge, den ſeltenen Verein hoher
geiſtiger Begabung mit lieblich naiver Heiterkeit. Von
allen Seiten wurde ſie gebeten, ein Lied vorzutragen.
Sogleich ließ ſie eine Guitarre kommen und begleitete
ſich ſelbſt ein einfach gemüthliches Alpenlied:
»Auf der Alm, bin ich ſo gerne,
Denke Dein! Du ſüßes Lieb …«
Welch' ein Zauber lag in dieſem Geſange! Er
lockte uns Thränen in die Augen. Tief bewegt lauſchten
wir dem fein deklamatoriſchen, ſüß innigen Vortrage.
Ein begeiſtertes »Dacapo! Dacapo!« erfüllte ſie gerührt
dankend.
Der luſtige Spitzeder verſtand es aber prächtig, uns
aus der beginnenden Sentimentalität zu reißen … Plötz¬
lich begann er in ſeiner urkomiſchen Weiſe ein klaſſiſches
Wiener Volkslied voll des blühendſten Unſinns, von dem
mir nur noch die beiden Verſe erinnerlich ſind:
Mein Madel
Das kocht Knadel,
Die ſind groß als wie mein Kopf …
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/176>, abgerufen am 22.11.2024.
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