Dort auf der Birkenspitz Sitzt ein alter Stiegelitz, Der pfeift in guter Ruh ...
(leise)
-- -- Und hat den Schnabel zu.
... Aber, man hätte das listige liebe Gesicht Spitz¬ eder's dabei sehen müssen, um unser Lachen -- bis zu Thränen begreifen zu können.
Ich sah Wilhelmine Schröder erst nach vielen Jahren -- 1836 -- während meines Gastspiels in Breslau wieder. Als ich die Treppe zu ihr hinaufstieg, sang sie mir von der obersten Stufe mit ihren reizendsten Tönen entgegen:
Dort auf der Birkenspitz Sitzt ein alter Stiegelitz . .
-- aber wie wehmüthig klang mir das! der arme, liebe Spitzeder sang ja jetzt nicht mehr ... Seit vier Jahren ruhte er auf dem Kirchhofe zu München ...
Dann begegneten wir uns 1838 als Mitglieder der königlichen Bühne in Dresden wieder.
Man gab die Hugenotten. Nach dem ersten Akt sprach ich auf der Bühne mit Mad. Schröder und be¬ merkte, daß sie ernst, beinahe böse aussah. Ich fragte, was ihr begegnet. "Ach!" erwiederte sie wie ein trotziges Kind, "ich bin außer mir! Auf den ausgesprochenen Wunsch der Sontag muß ich die Valentine singen! Beobachten Sie nur, wie die Gräfin huldvoll mich belorgnettiren wird und so vornehm thun, als hätte sie nie zu uns Theatervolk gehört!" Ich entgegnete: "Da
Dort auf der Birkenſpitz Sitzt ein alter Stiegelitz, Der pfeift in guter Ruh …
(leiſe)
— — Und hat den Schnabel zu.
… Aber, man hätte das liſtige liebe Geſicht Spitz¬ eder's dabei ſehen müſſen, um unſer Lachen — bis zu Thränen begreifen zu können.
Ich ſah Wilhelmine Schröder erſt nach vielen Jahren — 1836 — während meines Gaſtſpiels in Breslau wieder. Als ich die Treppe zu ihr hinaufſtieg, ſang ſie mir von der oberſten Stufe mit ihren reizendſten Tönen entgegen:
Dort auf der Birkenſpitz Sitzt ein alter Stiegelitz . .
— aber wie wehmüthig klang mir das! der arme, liebe Spitzeder ſang ja jetzt nicht mehr … Seit vier Jahren ruhte er auf dem Kirchhofe zu München …
Dann begegneten wir uns 1838 als Mitglieder der königlichen Bühne in Dresden wieder.
Man gab die Hugenotten. Nach dem erſten Akt ſprach ich auf der Bühne mit Mad. Schröder und be¬ merkte, daß ſie ernſt, beinahe böſe ausſah. Ich fragte, was ihr begegnet. »Ach!« erwiederte ſie wie ein trotziges Kind, »ich bin außer mir! Auf den ausgeſprochenen Wunſch der Sontag muß ich die Valentine ſingen! Beobachten Sie nur, wie die Gräfin huldvoll mich belorgnettiren wird und ſo vornehm thun, als hätte ſie nie zu uns Theatervolk gehört!« Ich entgegnete: »Da
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Dort auf der Birkenſpitz
Sitzt ein alter Stiegelitz,
Der pfeift in guter Ruh …
(leiſe)
— — Und hat den Schnabel zu.
… Aber, man hätte das liſtige liebe Geſicht Spitz¬
eder's dabei ſehen müſſen, um unſer Lachen — bis zu
Thränen begreifen zu können.
Ich ſah Wilhelmine Schröder erſt nach vielen Jahren
— 1836 — während meines Gaſtſpiels in Breslau
wieder. Als ich die Treppe zu ihr hinaufſtieg, ſang ſie
mir von der oberſten Stufe mit ihren reizendſten Tönen
entgegen:
Dort auf der Birkenſpitz
Sitzt ein alter Stiegelitz . .
— aber wie wehmüthig klang mir das! der arme, liebe
Spitzeder ſang ja jetzt nicht mehr … Seit vier Jahren
ruhte er auf dem Kirchhofe zu München …
Dann begegneten wir uns 1838 als Mitglieder
der königlichen Bühne in Dresden wieder.
Man gab die Hugenotten. Nach dem erſten Akt
ſprach ich auf der Bühne mit Mad. Schröder und be¬
merkte, daß ſie ernſt, beinahe böſe ausſah. Ich fragte,
was ihr begegnet. »Ach!« erwiederte ſie wie ein trotziges
Kind, »ich bin außer mir! Auf den ausgeſprochenen
Wunſch der Sontag muß ich die Valentine ſingen!
Beobachten Sie nur, wie die Gräfin huldvoll mich
belorgnettiren wird und ſo vornehm thun, als hätte ſie
nie zu uns Theatervolk gehört!« Ich entgegnete: »Da
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/177>, abgerufen am 22.11.2024.
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