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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Theaterdieners Säger, der fast mit mir weinte und stets so
furchtbar stotterte, wenn das herz ihm auf die Zunge trat.
Und mich hatte er ganz besonders in sein altes Herz geschlossen.
Erst als das Publikum über Afanasia-Stich's Frage:
"Was heißt, das Herz klopft?" laut lachte, verzichtete
Frau Stich gezwungen auf diese Rolle ... und jubelnd
und stotternd brachte der alte Säger sie mir zurück:
"Wir--r ha--ha--ben ge--e--siegt -- üb--be--r--r
di--die Al--alte ..."


Auguste Stich, die bald daraus den Assessor Cre¬
linger heirathete, war und blieb noch viele Jahre hin¬
durch die Stütze und Zierde der Berliner Hofbühne, der
sie schon als Auguste Düring seit dem Jahre 1812, als
man das unter Iffland's Leitung blühende einzige Theater
Berlins noch mit Stolz "Nationalbühne" nannte, ange¬
hört hatte. Das junge sechzehnjährige schöne Mädchen war
von der Fürstin Hardenberg, der früheren Schauspielerin
Langenthal, an Iffland warm empfohlen -- und gleich
nach der ersten Probe von Auguste Düring als "Mar¬
garethe" in den "Hagestolzen" rief dieser große Menschen¬
kenner jubelnd aus: "Die Kleine ist der seltenste Fund
meines Lebens -- eine Perle von Talent ..." Nach dem
Tode der Bethmann rückte sie in deren Rollenfach vor
und spielte mit immer steigendem Beifall die Jungfrau
von Orleans, eine ihrer prächtigsten Rollen, zu der sie
ihre hohe majestätische Gestalt und imponirende Würde,

Theaterdieners Säger, der faſt mit mir weinte und ſtets ſo
furchtbar ſtotterte, wenn das herz ihm auf die Zunge trat.
Und mich hatte er ganz beſonders in ſein altes Herz geſchloſſen.
Erſt als das Publikum über Afanaſia-Stich's Frage:
»Was heißt, das Herz klopft?« laut lachte, verzichtete
Frau Stich gezwungen auf dieſe Rolle … und jubelnd
und ſtotternd brachte der alte Säger ſie mir zurück:
»Wir—r ha—ha—ben ge—e—ſiegt — üb—be—r—r
di—die Al—alte …«


Auguſte Stich, die bald daraus den Aſſeſſor Cre¬
linger heirathete, war und blieb noch viele Jahre hin¬
durch die Stütze und Zierde der Berliner Hofbühne, der
ſie ſchon als Auguſte Düring ſeit dem Jahre 1812, als
man das unter Iffland's Leitung blühende einzige Theater
Berlins noch mit Stolz »Nationalbühne« nannte, ange¬
hört hatte. Das junge ſechzehnjährige ſchöne Mädchen war
von der Fürſtin Hardenberg, der früheren Schauſpielerin
Langenthal, an Iffland warm empfohlen — und gleich
nach der erſten Probe von Auguſte Düring als »Mar¬
garethe« in den »Hageſtolzen« rief dieſer große Menſchen¬
kenner jubelnd aus: »Die Kleine iſt der ſeltenſte Fund
meines Lebens — eine Perle von Talent …« Nach dem
Tode der Bethmann rückte ſie in deren Rollenfach vor
und ſpielte mit immer ſteigendem Beifall die Jungfrau
von Orleans, eine ihrer prächtigſten Rollen, zu der ſie
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[171/0199] Theaterdieners Säger, der faſt mit mir weinte und ſtets ſo furchtbar ſtotterte, wenn das herz ihm auf die Zunge trat. Und mich hatte er ganz beſonders in ſein altes Herz geſchloſſen. Erſt als das Publikum über Afanaſia-Stich's Frage: »Was heißt, das Herz klopft?« laut lachte, verzichtete Frau Stich gezwungen auf dieſe Rolle … und jubelnd und ſtotternd brachte der alte Säger ſie mir zurück: »Wir—r ha—ha—ben ge—e—ſiegt — üb—be—r—r di—die Al—alte …« Auguſte Stich, die bald daraus den Aſſeſſor Cre¬ linger heirathete, war und blieb noch viele Jahre hin¬ durch die Stütze und Zierde der Berliner Hofbühne, der ſie ſchon als Auguſte Düring ſeit dem Jahre 1812, als man das unter Iffland's Leitung blühende einzige Theater Berlins noch mit Stolz »Nationalbühne« nannte, ange¬ hört hatte. Das junge ſechzehnjährige ſchöne Mädchen war von der Fürſtin Hardenberg, der früheren Schauſpielerin Langenthal, an Iffland warm empfohlen — und gleich nach der erſten Probe von Auguſte Düring als »Mar¬ garethe« in den »Hageſtolzen« rief dieſer große Menſchen¬ kenner jubelnd aus: »Die Kleine iſt der ſeltenſte Fund meines Lebens — eine Perle von Talent …« Nach dem Tode der Bethmann rückte ſie in deren Rollenfach vor und ſpielte mit immer ſteigendem Beifall die Jungfrau von Orleans, eine ihrer prächtigſten Rollen, zu der ſie ihre hohe majeſtätiſche Geſtalt und imponirende Würde,

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/199>, abgerufen am 22.11.2024.