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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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neben dem Theatre francais das liebenswürdigste und
vollendetste Ensemble zu bieten! -- auch in den ersten
Jahren unter Deinhardstein's schwächlicher Direktion
noch. Als Liebhaber wechselten ab: der elegante, noble
Korn, der feuersprühende Ludwig Löwe, der witzsprudelnde,
liebenswürdige Fichtner. Anschütz war ein Heldenvater
zum Staunen, Wilhelmi ein komisches Väterchen zum
Küssen, und Costenoble ein lieber, närrischer Charakter¬
komiker zum Todtlachen! Karoline Müller war eine
glänzende Salondame, die kleine hübsche Peche eine
reizende naive Liebhaberin, der sogar ihr prononcirter
böhmischer Dialekt allerliebst stand -- -- und die guten,
lustigen Wiener gaben dazu das dankbarste Lustspiel¬
publikum her. Freilich, mit dem Berliner Schau- und
Trauerspiel durfte das Wiener Burgtheater sich trotz
seiner großen Tragödin Sophie Schröder nicht messen,
die lange Jahre mit Sophie Müller im klassischen
Trauerspiel als seltenster Stern am Burgtheater geglänzt
hatte. Aber seit Sophie Müller's heißes Künstlerherz
sich an der Kunst verblutet hatte -- und Sophie Schröder
und Julie Rettich grollend ausgewandert waren, stand
das tragische Fach verlassen da, wenn auch Antoinette
Fournier eine sehr anmuthige und verständige Schau¬
spielerin in sentimentalen Rollen des Trauerspiels war.

Bauernfeld's Lustspiele waren die Lieblinge der
Wiener. Scherzend wurde darüber gestritten: ob Bauern¬
feld den Wienern geschenkt sei, für ihre Burgtheater¬
lieblinge dankbare Rollen zu schreiben ... oder ob Karo¬

neben dem Théàtre français das liebenswürdigſte und
vollendetſte Enſemble zu bieten! — auch in den erſten
Jahren unter Deinhardſtein's ſchwächlicher Direktion
noch. Als Liebhaber wechſelten ab: der elegante, noble
Korn, der feuerſprühende Ludwig Löwe, der witzſprudelnde,
liebenswürdige Fichtner. Anſchütz war ein Heldenvater
zum Staunen, Wilhelmi ein komiſches Väterchen zum
Küſſen, und Coſtenoble ein lieber, närriſcher Charakter¬
komiker zum Todtlachen! Karoline Müller war eine
glänzende Salondame, die kleine hübſche Peche eine
reizende naive Liebhaberin, der ſogar ihr prononcirter
böhmiſcher Dialekt allerliebſt ſtand — — und die guten,
luſtigen Wiener gaben dazu das dankbarſte Luſtſpiel¬
publikum her. Freilich, mit dem Berliner Schau- und
Trauerſpiel durfte das Wiener Burgtheater ſich trotz
ſeiner großen Tragödin Sophie Schröder nicht meſſen,
die lange Jahre mit Sophie Müller im klaſſiſchen
Trauerſpiel als ſeltenſter Stern am Burgtheater geglänzt
hatte. Aber ſeit Sophie Müller's heißes Künſtlerherz
ſich an der Kunſt verblutet hatte — und Sophie Schröder
und Julie Rettich grollend ausgewandert waren, ſtand
das tragiſche Fach verlaſſen da, wenn auch Antoinette
Fournier eine ſehr anmuthige und verſtändige Schau¬
ſpielerin in ſentimentalen Rollen des Trauerſpiels war.

Bauernfeld's Luſtſpiele waren die Lieblinge der
Wiener. Scherzend wurde darüber geſtritten: ob Bauern¬
feld den Wienern geſchenkt ſei, für ihre Burgtheater¬
lieblinge dankbare Rollen zu ſchreiben … oder ob Karo¬

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[270/0298] neben dem Théàtre français das liebenswürdigſte und vollendetſte Enſemble zu bieten! — auch in den erſten Jahren unter Deinhardſtein's ſchwächlicher Direktion noch. Als Liebhaber wechſelten ab: der elegante, noble Korn, der feuerſprühende Ludwig Löwe, der witzſprudelnde, liebenswürdige Fichtner. Anſchütz war ein Heldenvater zum Staunen, Wilhelmi ein komiſches Väterchen zum Küſſen, und Coſtenoble ein lieber, närriſcher Charakter¬ komiker zum Todtlachen! Karoline Müller war eine glänzende Salondame, die kleine hübſche Peche eine reizende naive Liebhaberin, der ſogar ihr prononcirter böhmiſcher Dialekt allerliebſt ſtand — — und die guten, luſtigen Wiener gaben dazu das dankbarſte Luſtſpiel¬ publikum her. Freilich, mit dem Berliner Schau- und Trauerſpiel durfte das Wiener Burgtheater ſich trotz ſeiner großen Tragödin Sophie Schröder nicht meſſen, die lange Jahre mit Sophie Müller im klaſſiſchen Trauerſpiel als ſeltenſter Stern am Burgtheater geglänzt hatte. Aber ſeit Sophie Müller's heißes Künſtlerherz ſich an der Kunſt verblutet hatte — und Sophie Schröder und Julie Rettich grollend ausgewandert waren, ſtand das tragiſche Fach verlaſſen da, wenn auch Antoinette Fournier eine ſehr anmuthige und verſtändige Schau¬ ſpielerin in ſentimentalen Rollen des Trauerſpiels war. Bauernfeld's Luſtſpiele waren die Lieblinge der Wiener. Scherzend wurde darüber geſtritten: ob Bauern¬ feld den Wienern geſchenkt ſei, für ihre Burgtheater¬ lieblinge dankbare Rollen zu ſchreiben … oder ob Karo¬

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/298>, abgerufen am 22.11.2024.