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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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war. Schon mehr als einmal hatte er sein duftendes
Lockenköpfchen bedenklich geschüttelt -- jetzt hielt er sich
nicht länger, trat an unseren Tisch und sah mich mit
seinen weitaufgerissenen grünlichen Augen schier entsetzt
an: "Erlauben's, meine Herrschaften, daß i auch a Wörtl
mitschwätz -- denn die Lieb ist mei Passion ... Wie
mi aber scheint, ist die Red von der romantischen Lieb?"

Wir lachten herzlich und Witthauer flüsterte mir zu:
"Ein berühmter Wiener beau!"

"Ja, Herr Graf," sagte ich -- "von der einzig
wahren -- ewigen Liebe ..."

"Jetzt lassen's mi aus, mei Gnäd'ge" -- lachte der
beau -- "die langweil'ge Geschicht' von der ewigen Lieb
hab' i auch schon a mal mitgemacht, bin aber bald gründ¬
lich davon kurirt word'n ... I war in die allerliebste
kleine Peche sterblich verliebt, hab' g'seufzt und g'schmacht
zum Erbarmen, Blumen und G'dicht geschickt ... bis i
vor Lieb ganz blaß und mager g'worden bin ... Abers
nach drei Wochen hab i g'sehn, daß diese romantische
ewige Lieb a groß Dummheit ist und mi vorgenommen,
nie mehr romantisch und ewig zu lieben ..."

Ich mußte so unaufhaltsam lachen, daß der beau
fast verlegen wurde und nicht recht wußte, ob er meine
Heiterkeit übel nehmen oder einstimmen sollte. Zum
Glück zog er vor, das Letztere zu thun. Die Mutter
lenkte auf ein weniger gefährliches Thema ein -- wir
sprachen über die Vorzüge von Strauß und Lanner.

Ich hatte Beide oft im Prater gehört. Es war eine

war. Schon mehr als einmal hatte er ſein duftendes
Lockenköpfchen bedenklich geſchüttelt — jetzt hielt er ſich
nicht länger, trat an unſeren Tiſch und ſah mich mit
ſeinen weitaufgeriſſenen grünlichen Augen ſchier entſetzt
an: »Erlauben's, meine Herrſchaften, daß i auch a Wörtl
mitſchwätz — denn die Lieb iſt mei Paſſion … Wie
mi aber ſcheint, iſt die Red von der romantiſchen Lieb?«

Wir lachten herzlich und Witthauer flüſterte mir zu:
»Ein berühmter Wiener beau

»Ja, Herr Graf,« ſagte ich — »von der einzig
wahren — ewigen Liebe …«

»Jetzt laſſen's mi aus, mei Gnäd'ge« — lachte der
beau — »die langweil'ge Geſchicht' von der ewigen Lieb
hab' i auch ſchon a mal mitgemacht, bin aber bald gründ¬
lich davon kurirt word'n … I war in die allerliebſte
kleine Peche ſterblich verliebt, hab' g'ſeufzt und g'ſchmacht
zum Erbarmen, Blumen und G'dicht geſchickt … bis i
vor Lieb ganz blaß und mager g'worden bin … Abers
nach drei Wochen hab i g'ſehn, daß dieſe romantiſche
ewige Lieb a groß Dummheit iſt und mi vorgenommen,
nie mehr romantiſch und ewig zu lieben …«

Ich mußte ſo unaufhaltſam lachen, daß der beau
faſt verlegen wurde und nicht recht wußte, ob er meine
Heiterkeit übel nehmen oder einſtimmen ſollte. Zum
Glück zog er vor, das Letztere zu thun. Die Mutter
lenkte auf ein weniger gefährliches Thema ein — wir
ſprachen über die Vorzüge von Strauß und Lanner.

Ich hatte Beide oft im Prater gehört. Es war eine

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[282/0310] war. Schon mehr als einmal hatte er ſein duftendes Lockenköpfchen bedenklich geſchüttelt — jetzt hielt er ſich nicht länger, trat an unſeren Tiſch und ſah mich mit ſeinen weitaufgeriſſenen grünlichen Augen ſchier entſetzt an: »Erlauben's, meine Herrſchaften, daß i auch a Wörtl mitſchwätz — denn die Lieb iſt mei Paſſion … Wie mi aber ſcheint, iſt die Red von der romantiſchen Lieb?« Wir lachten herzlich und Witthauer flüſterte mir zu: »Ein berühmter Wiener beau!« »Ja, Herr Graf,« ſagte ich — »von der einzig wahren — ewigen Liebe …« »Jetzt laſſen's mi aus, mei Gnäd'ge« — lachte der beau — »die langweil'ge Geſchicht' von der ewigen Lieb hab' i auch ſchon a mal mitgemacht, bin aber bald gründ¬ lich davon kurirt word'n … I war in die allerliebſte kleine Peche ſterblich verliebt, hab' g'ſeufzt und g'ſchmacht zum Erbarmen, Blumen und G'dicht geſchickt … bis i vor Lieb ganz blaß und mager g'worden bin … Abers nach drei Wochen hab i g'ſehn, daß dieſe romantiſche ewige Lieb a groß Dummheit iſt und mi vorgenommen, nie mehr romantiſch und ewig zu lieben …« Ich mußte ſo unaufhaltſam lachen, daß der beau faſt verlegen wurde und nicht recht wußte, ob er meine Heiterkeit übel nehmen oder einſtimmen ſollte. Zum Glück zog er vor, das Letztere zu thun. Die Mutter lenkte auf ein weniger gefährliches Thema ein — wir ſprachen über die Vorzüge von Strauß und Lanner. Ich hatte Beide oft im Prater gehört. Es war eine

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/310>, abgerufen am 22.11.2024.