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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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des damaligen Publikums auf Buchhändlerbestellung und
nach der Elle Schauerromane, Spuk-, Räuber-, Ritter-
und Mordgeschichten schrieb, so auch einst für eine
Sammlung von "Thaten und Freiheiten renommirter
Kraft- und Kniffgenies" die Historie vom bayerischen
Hiesel, dem berüchtigten Wilddiebe und Räuber Mathias
Klostermayer. "Pah!" dachte Rambach eines faulen
Tages -- "wie wär's, wenn Du Dir für dies Geschäft
einen Lehrling zulegtest? Da hättest Du die halbe
Arbeit und verdientest doch doppelt so viel liebes schnell¬
rollendes Geld ... Versuchen wir es einmal mit der
gewandten und in seinen deutschen Arbeiten so abenteuer¬
reichen Feder von dem Scholar Ludwig Tieck und geben
ihm den bayerischen Hiesel als Kraft- und Kniffgenie
zu verherrlichen ..." Und der Versuch wurde gemacht
und fiel über Erwarten des glücklichen Präzeptors goldig
glänzend aus und der Lehrling überflügelte den Meister
bald in allen Ausschweifungen einer wilden Schauer¬
phantasie und entzückte ihn besonders durch das Höllen¬
gebräu von Blut und Sünde und Verzweiflung und
Wahnsinn in dem entsetzlichen Gräuelroman: "Die
eiserne Maske". In ähnlicher Weise arbeitete Ludwig
Tieck auch schon auf dem Gymnasium für seinen hoch¬
begabten, aber zerfahrenen Lehrer Bernhardi, der später¬
hin seine geliebte Schwester Sophie als Gatte so un¬
glücklich machen sollte ...

Aber diese Ausschweifungen einer unreifen Phantasie
zerrütteten Tieck's Nervensystem bedenklich. "Halb verrückt"

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des damaligen Publikums auf Buchhändlerbeſtellung und
nach der Elle Schauerromane, Spuk-, Räuber-, Ritter-
und Mordgeſchichten ſchrieb, ſo auch einſt für eine
Sammlung von »Thaten und Freiheiten renommirter
Kraft- und Kniffgenies« die Hiſtorie vom bayeriſchen
Hieſel, dem berüchtigten Wilddiebe und Räuber Mathias
Kloſtermayer. »Pah!« dachte Rambach eines faulen
Tages — »wie wär's, wenn Du Dir für dies Geſchäft
einen Lehrling zulegteſt? Da hätteſt Du die halbe
Arbeit und verdienteſt doch doppelt ſo viel liebes ſchnell¬
rollendes Geld … Verſuchen wir es einmal mit der
gewandten und in ſeinen deutſchen Arbeiten ſo abenteuer¬
reichen Feder von dem Scholar Ludwig Tieck und geben
ihm den bayeriſchen Hieſel als Kraft- und Kniffgenie
zu verherrlichen …« Und der Verſuch wurde gemacht
und fiel über Erwarten des glücklichen Präzeptors goldig
glänzend aus und der Lehrling überflügelte den Meiſter
bald in allen Ausſchweifungen einer wilden Schauer¬
phantaſie und entzückte ihn beſonders durch das Höllen¬
gebräu von Blut und Sünde und Verzweiflung und
Wahnſinn in dem entſetzlichen Gräuelroman: »Die
eiſerne Maske«. In ähnlicher Weiſe arbeitete Ludwig
Tieck auch ſchon auf dem Gymnaſium für ſeinen hoch¬
begabten, aber zerfahrenen Lehrer Bernhardi, der ſpäter¬
hin ſeine geliebte Schweſter Sophie als Gatte ſo un¬
glücklich machen ſollte …

Aber dieſe Ausſchweifungen einer unreifen Phantaſie
zerrütteten Tieck's Nervenſyſtem bedenklich. »Halb verrückt«

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[387/0415] des damaligen Publikums auf Buchhändlerbeſtellung und nach der Elle Schauerromane, Spuk-, Räuber-, Ritter- und Mordgeſchichten ſchrieb, ſo auch einſt für eine Sammlung von »Thaten und Freiheiten renommirter Kraft- und Kniffgenies« die Hiſtorie vom bayeriſchen Hieſel, dem berüchtigten Wilddiebe und Räuber Mathias Kloſtermayer. »Pah!« dachte Rambach eines faulen Tages — »wie wär's, wenn Du Dir für dies Geſchäft einen Lehrling zulegteſt? Da hätteſt Du die halbe Arbeit und verdienteſt doch doppelt ſo viel liebes ſchnell¬ rollendes Geld … Verſuchen wir es einmal mit der gewandten und in ſeinen deutſchen Arbeiten ſo abenteuer¬ reichen Feder von dem Scholar Ludwig Tieck und geben ihm den bayeriſchen Hieſel als Kraft- und Kniffgenie zu verherrlichen …« Und der Verſuch wurde gemacht und fiel über Erwarten des glücklichen Präzeptors goldig glänzend aus und der Lehrling überflügelte den Meiſter bald in allen Ausſchweifungen einer wilden Schauer¬ phantaſie und entzückte ihn beſonders durch das Höllen¬ gebräu von Blut und Sünde und Verzweiflung und Wahnſinn in dem entſetzlichen Gräuelroman: »Die eiſerne Maske«. In ähnlicher Weiſe arbeitete Ludwig Tieck auch ſchon auf dem Gymnaſium für ſeinen hoch¬ begabten, aber zerfahrenen Lehrer Bernhardi, der ſpäter¬ hin ſeine geliebte Schweſter Sophie als Gatte ſo un¬ glücklich machen ſollte … Aber dieſe Ausſchweifungen einer unreifen Phantaſie zerrütteten Tieck's Nervenſyſtem bedenklich. »Halb verrückt« 25 *

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/415>, abgerufen am 22.11.2024.