-- wie er selber sagte -- ging er im Frühjahr I792 nach Halle, um Theologie zu studiren, So glaubte die gute Mutter wenigstens. Er gab sich aber jetzt nur noch ungebundener seiner wilden Phantasie und Feder hin, und las und schrieb und trieb Spuk über Spuk, so daß er sich oft selber vor den Fleisch und Blut und Schrecken gewordenen Ausgeburten seiner Phantasie entsetzte ... In Halle und Göttingen beendete er so das schaurige Phantasiestück "Abdallah" und arbeitete an dem "Lovell", beide bereits auf dem Gymnasium begonnen.
Mit drastischem Humor malte er uns die Szene aus, wie er, gegen Ostern 1793 mit seinem Freunde Wackenroder auf der Wanderschaft nach Erlangens Uni¬ versität begriffen, bei Fürth in die bunte Gesellschaft von wandernden Komödianten und lagernden Reichs¬ soldaten gerieth, und wie die alte tolle Knabenleidenschaft wieder über sie kam und er und Wackenroder mit den Komödianten unter freiem Himmel vor den Reichssoldaten Komödie spielten ... und wie schließlich die Soldaten auch mitspielen wollten und eine allgemeine Verwirrung und Balgerei draus wurde, und der feurige Student wegen seiner derben norddeutschen Hiebe am Ende wohl gar von den Reichssoldaten füsilirt worden wäre, wenn nicht der General ein freundlich Macht- und Gnadenwort ge¬ sprochen hätte ... Und in derselben Nacht verirrte er sich noch im Walde in ein buntes Zigeunerlager ... Noch immer bedauerte er fast ernsthaft, daß am Ende seiner Studentenzeit der tolle Plan: mit Wackenroder
— wie er ſelber ſagte — ging er im Frühjahr I792 nach Halle, um Theologie zu ſtudiren, So glaubte die gute Mutter wenigſtens. Er gab ſich aber jetzt nur noch ungebundener ſeiner wilden Phantaſie und Feder hin, und las und ſchrieb und trieb Spuk über Spuk, ſo daß er ſich oft ſelber vor den Fleiſch und Blut und Schrecken gewordenen Ausgeburten ſeiner Phantaſie entſetzte … In Halle und Göttingen beendete er ſo das ſchaurige Phantaſieſtück »Abdallah« und arbeitete an dem »Lovell«, beide bereits auf dem Gymnaſium begonnen.
Mit draſtiſchem Humor malte er uns die Szene aus, wie er, gegen Oſtern 1793 mit ſeinem Freunde Wackenroder auf der Wanderſchaft nach Erlangens Uni¬ verſität begriffen, bei Fürth in die bunte Geſellſchaft von wandernden Komödianten und lagernden Reichs¬ ſoldaten gerieth, und wie die alte tolle Knabenleidenſchaft wieder über ſie kam und er und Wackenroder mit den Komödianten unter freiem Himmel vor den Reichsſoldaten Komödie ſpielten … und wie ſchließlich die Soldaten auch mitſpielen wollten und eine allgemeine Verwirrung und Balgerei draus wurde, und der feurige Student wegen ſeiner derben norddeutſchen Hiebe am Ende wohl gar von den Reichsſoldaten füſilirt worden wäre, wenn nicht der General ein freundlich Macht- und Gnadenwort ge¬ ſprochen hätte … Und in derſelben Nacht verirrte er ſich noch im Walde in ein buntes Zigeunerlager … Noch immer bedauerte er faſt ernſthaft, daß am Ende ſeiner Studentenzeit der tolle Plan: mit Wackenroder
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— wie er ſelber ſagte — ging er im Frühjahr I792 nach
Halle, um Theologie zu ſtudiren, So glaubte die gute
Mutter wenigſtens. Er gab ſich aber jetzt nur noch
ungebundener ſeiner wilden Phantaſie und Feder hin,
und las und ſchrieb und trieb Spuk über Spuk, ſo daß
er ſich oft ſelber vor den Fleiſch und Blut und Schrecken
gewordenen Ausgeburten ſeiner Phantaſie entſetzte …
In Halle und Göttingen beendete er ſo das ſchaurige
Phantaſieſtück »Abdallah« und arbeitete an dem »Lovell«,
beide bereits auf dem Gymnaſium begonnen.
Mit draſtiſchem Humor malte er uns die Szene
aus, wie er, gegen Oſtern 1793 mit ſeinem Freunde
Wackenroder auf der Wanderſchaft nach Erlangens Uni¬
verſität begriffen, bei Fürth in die bunte Geſellſchaft
von wandernden Komödianten und lagernden Reichs¬
ſoldaten gerieth, und wie die alte tolle Knabenleidenſchaft
wieder über ſie kam und er und Wackenroder mit den
Komödianten unter freiem Himmel vor den Reichsſoldaten
Komödie ſpielten … und wie ſchließlich die Soldaten auch
mitſpielen wollten und eine allgemeine Verwirrung und
Balgerei draus wurde, und der feurige Student wegen
ſeiner derben norddeutſchen Hiebe am Ende wohl gar
von den Reichsſoldaten füſilirt worden wäre, wenn nicht
der General ein freundlich Macht- und Gnadenwort ge¬
ſprochen hätte … Und in derſelben Nacht verirrte er
ſich noch im Walde in ein buntes Zigeunerlager …
Noch immer bedauerte er faſt ernſthaft, daß am Ende
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/416>, abgerufen am 22.11.2024.
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