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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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an dem Siechenlager des vollständig gelähmten Dichters
-- seine Gattin, Minna Mosen. Hoffnungsvolle Söhne
blühten am Krankenbett des Vaters auf. Der älteste ist
vor wenigen Monaten dem Vater gefolgt -- in's bessere
Land. Erich Mosen hatte vom Vater das große, freiheit¬
glühende, echt deutsche Herz. Schon 1866 ging er mit
Preußen für die deutsche Sache begeistert freiwillig in
den Kampf, und jetzt wieder gehörte er zu den ersten
Freiwilligen, die gegen den deutschen Erbfeind -- Frank¬
reich -- siegesfröhlich, sterbensmuthig in's Feld zogen.
Bei Mars la Tour hat er sein Herzblut dahingegeben für
sein theures, großes, herrliches Vaterland. Die arme,
arme Mutter sandte der alten Freundin aus frohen Jugend¬
tagen das Bild ihres Heldensohnes. Er ist so recht das
Abbild eines schönen, reinen deutschen Jünglings! Und
wie es mich an den Vater und an die alten guten Dres¬
dener Tage erinnerte! Wehmüthig!

Ja, schon manches, manches Blatt sah ich um mich
niederfallen -- frühlingsgrüne und herbstesmüde. Und
wie Viele -- -- nein, wie Wenige sind noch übrig aus
den alten lenzfrohen Tagen? Und es geht immer tiefer
in den Herbst hinein. Im Walde wird's stiller und
stiller und öder und öder. Wie müde die wenigen Blätter
an den Zweigen zittern -- und wie welk! Nur die
Erinnerung grünt fort und fort, wie der Epheu um die
winterlichen Bäume ...


an dem Siechenlager des vollſtändig gelähmten Dichters
— ſeine Gattin, Minna Moſen. Hoffnungsvolle Söhne
blühten am Krankenbett des Vaters auf. Der älteſte iſt
vor wenigen Monaten dem Vater gefolgt — in's beſſere
Land. Erich Moſen hatte vom Vater das große, freiheit¬
glühende, echt deutſche Herz. Schon 1866 ging er mit
Preußen für die deutſche Sache begeiſtert freiwillig in
den Kampf, und jetzt wieder gehörte er zu den erſten
Freiwilligen, die gegen den deutſchen Erbfeind — Frank¬
reich — ſiegesfröhlich, ſterbensmuthig in's Feld zogen.
Bei Mars la Tour hat er ſein Herzblut dahingegeben für
ſein theures, großes, herrliches Vaterland. Die arme,
arme Mutter ſandte der alten Freundin aus frohen Jugend¬
tagen das Bild ihres Heldenſohnes. Er iſt ſo recht das
Abbild eines ſchönen, reinen deutſchen Jünglings! Und
wie es mich an den Vater und an die alten guten Dres¬
dener Tage erinnerte! Wehmüthig!

Ja, ſchon manches, manches Blatt ſah ich um mich
niederfallen — frühlingsgrüne und herbſtesmüde. Und
wie Viele — — nein, wie Wenige ſind noch übrig aus
den alten lenzfrohen Tagen? Und es geht immer tiefer
in den Herbſt hinein. Im Walde wird's ſtiller und
ſtiller und öder und öder. Wie müde die wenigen Blätter
an den Zweigen zittern — und wie welk! Nur die
Erinnerung grünt fort und fort, wie der Epheu um die
winterlichen Bäume …


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[474/0502] an dem Siechenlager des vollſtändig gelähmten Dichters — ſeine Gattin, Minna Moſen. Hoffnungsvolle Söhne blühten am Krankenbett des Vaters auf. Der älteſte iſt vor wenigen Monaten dem Vater gefolgt — in's beſſere Land. Erich Moſen hatte vom Vater das große, freiheit¬ glühende, echt deutſche Herz. Schon 1866 ging er mit Preußen für die deutſche Sache begeiſtert freiwillig in den Kampf, und jetzt wieder gehörte er zu den erſten Freiwilligen, die gegen den deutſchen Erbfeind — Frank¬ reich — ſiegesfröhlich, ſterbensmuthig in's Feld zogen. Bei Mars la Tour hat er ſein Herzblut dahingegeben für ſein theures, großes, herrliches Vaterland. Die arme, arme Mutter ſandte der alten Freundin aus frohen Jugend¬ tagen das Bild ihres Heldenſohnes. Er iſt ſo recht das Abbild eines ſchönen, reinen deutſchen Jünglings! Und wie es mich an den Vater und an die alten guten Dres¬ dener Tage erinnerte! Wehmüthig! Ja, ſchon manches, manches Blatt ſah ich um mich niederfallen — frühlingsgrüne und herbſtesmüde. Und wie Viele — — nein, wie Wenige ſind noch übrig aus den alten lenzfrohen Tagen? Und es geht immer tiefer in den Herbſt hinein. Im Walde wird's ſtiller und ſtiller und öder und öder. Wie müde die wenigen Blätter an den Zweigen zittern — und wie welk! Nur die Erinnerung grünt fort und fort, wie der Epheu um die winterlichen Bäume …

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/502>, abgerufen am 24.11.2024.