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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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vom Fluchen und Verwünschen.
auch schädlich dem/ dem geflucht wird/ und hat man Exempel/ daß solche
Wünsch und Flüch sonderlich der Eltern offt eingetroffen haben und wahr
worden/ deß Vatters Segen bauet den Kindern Häuser/ aber der Mutter
Fluch reisst sie nieder. Syr. Das Exempel von dem Knaben zu Freyberg inDenckwür-
dige Exem-
pla.

Meissen ist bekannt/ da ihn sein Vatter außgeschickt/ er aber etwas saumselig
gewesen und still gestanden/ fuhr der Vatter herauß: Ey stehe/ daß du dein Leb-
tag nimmer fort kommest/ hat er darüber amselben Ort bleiben müssen 7. gan-
tzer Jahr/ mit meniglichs Schröcken und Bestürtzung/ biß er A. 1552. den 11.
Sept. daselbst gestorben. Zu Neuburg fluchet ein Mutter ihrem Sohn: Gehe
hin/ Gott gebe/ daß du nicht mehr lebendig für meine Augen kommest/ darauf
der Knab hinauß ins kalte Bad gangen/ und in der Thonau ertruncken. Jn
Oesterreich begehrte ein Mägdlein von ihrer Mutter ein Brot/ die Mutter
war ungedultig und wünscht ihr einen 10. Jährigen Hunger/ darauf das
Mägdlein in 10. Jahren keine Speiß niessen können/ gar selten hat sie sich mit
wenig Wasser erquickt. Zu Wittemberg ist ein Mutter mit ihrem Mägdlein
herum gangen/ zur Zeit Philippi Melanchtonis, die hat bekennt/ sie hab dem
Mägdlein gefluchet/ daß ihr der Teufel soll in Leib fahren/ so bald sey das gesche-
hen/ und das Mägdlein von derselben Zeit an wahnwitzig und tobend worden
und geblieben. Ein andere Mutter/ da ihr ungerathener Sohn ihr mit auf-
gesperrtem Maul gespottet/ sagte sie: Daß Gott geb/ daß du am liech[verlorenes Material - Zeichen fehlt] Gal-
gen das Maul also aufsperren müsset/ bald hernach ward er am Die[verlorenes Material - Zeichen fehlt]-
griffen/ und an Galgen gehenckt/ daran er sein Maul/ wie zuvor gegen seiner
Mutter geschehen/ aufgerissen. Caesarius gedenckt einer schröcklichen Histori/
wie ein Mutter ihrem Sohn zum öfftern gewünscht/ daß ihn der Teufel solt
hinweg führen/ endlich sey er von dem Teufel in die Lufft hinweg geführt und
nimmermehr gesehen worden. Damit nun keiner ihm selbsten oder seinem
Nächsten dergleichen Schaden zurichte/ soll sich ein jeder vor solchem Laster
lernen hüten.

Und das ist das 25. Laster/ das eigentlich auf den Nächsten sihet und ge-
het/ das heisst Exsecratio das Fluchen/ da wir gehört/ weil es ein hochverbotten/Summa.
ungöttlich/ unchristlich/ greulich und hochschädlich Laster ist/ so soll sich ein je-
der Christ davor hüten/ daß er seinem Nächsten nicht fluche oder übels wün-
sche/ nach den Worten deß Apostels Jacobi/ da er c. 3. sagt: Durch sie lo-
ben wir/ etc.

Gebrauch dieser Lehr.

I. WArnung/ daß wir um dieser erzehlten Ursachen willen niemandI.
Warnung
vor dem
Fluchen/
welches gar
gemein ist.

fluchen. Daß man dem Nächsten fluchet ist gar nichts neues/ es
fluchen nicht nur die Männer/ sondern auch die Weiber/ nicht
nur die Alten/ sondern auch die Jungen/ etliche Heuchler geben

zwar

vom Fluchen und Verwuͤnſchen.
auch ſchaͤdlich dem/ dem geflucht wird/ und hat man Exempel/ daß ſolche
Wuͤnſch und Fluͤch ſonderlich der Eltern offt eingetroffen haben und wahr
worden/ deß Vatters Segen bauet den Kindern Haͤuſer/ aber der Mutter
Fluch reiſſt ſie nieder. Syr. Das Exempel von dem Knaben zu Freyberg inDenckwuͤr-
dige Exem-
pla.

Meiſſen iſt bekannt/ da ihn ſein Vatter außgeſchickt/ er aber etwas ſaumſelig
geweſen und ſtill geſtanden/ fuhr der Vatter herauß: Ey ſtehe/ daß du dein Leb-
tag nimmer fort kommeſt/ hat er daruͤber amſelben Ort bleiben muͤſſen 7. gan-
tzer Jahr/ mit meniglichs Schroͤcken und Beſtuͤrtzung/ biß er A. 1552. den 11.
Sept. daſelbſt geſtorben. Zu Neuburg fluchet ein Mutter ihrem Sohn: Gehe
hin/ Gott gebe/ daß du nicht mehr lebendig fuͤr meine Augen kommeſt/ darauf
der Knab hinauß ins kalte Bad gangen/ und in der Thonau ertruncken. Jn
Oeſterreich begehrte ein Maͤgdlein von ihrer Mutter ein Brot/ die Mutter
war ungedultig und wuͤnſcht ihr einen 10. Jaͤhrigen Hunger/ darauf das
Maͤgdlein in 10. Jahren keine Speiß nieſſen koͤnnen/ gar ſelten hat ſie ſich mit
wenig Waſſer erquickt. Zu Wittemberg iſt ein Mutter mit ihrem Maͤgdlein
herum gangen/ zur Zeit Philippi Melanchtonis, die hat bekennt/ ſie hab dem
Maͤgdlein gefluchet/ daß ihr der Teufel ſoll in Leib fahren/ ſo bald ſey das geſche-
hen/ und das Maͤgdlein von derſelben Zeit an wahnwitzig und tobend worden
und geblieben. Ein andere Mutter/ da ihr ungerathener Sohn ihr mit auf-
geſperꝛtem Maul geſpottet/ ſagte ſie: Daß Gott geb/ daß du am liech[verlorenes Material – Zeichen fehlt] Gal-
gen das Maul alſo aufſperꝛen muͤſſet/ bald hernach ward er am Die[verlorenes Material – Zeichen fehlt]-
griffen/ und an Galgen gehenckt/ daran er ſein Maul/ wie zuvor gegen ſeiner
Mutter geſchehen/ aufgeriſſen. Cæſarius gedenckt einer ſchroͤcklichen Hiſtori/
wie ein Mutter ihrem Sohn zum oͤfftern gewuͤnſcht/ daß ihn der Teufel ſolt
hinweg fuͤhren/ endlich ſey er von dem Teufel in die Lufft hinweg gefuͤhrt und
nimmermehr geſehen worden. Damit nun keiner ihm ſelbſten oder ſeinem
Naͤchſten dergleichen Schaden zurichte/ ſoll ſich ein jeder vor ſolchem Laſter
lernen huͤten.

Und das iſt das 25. Laſter/ das eigentlich auf den Naͤchſten ſihet und ge-
het/ das heiſſt Exſecratio das Fluchen/ da wir gehoͤrt/ weil es ein hochverbotten/Summa.
ungoͤttlich/ unchriſtlich/ greulich und hochſchaͤdlich Laſter iſt/ ſo ſoll ſich ein je-
der Chriſt davor huͤten/ daß er ſeinem Naͤchſten nicht fluche oder uͤbels wuͤn-
ſche/ nach den Worten deß Apoſtels Jacobi/ da er c. 3. ſagt: Durch ſie lo-
ben wir/ ꝛc.

Gebrauch dieſer Lehr.

I. WArnung/ daß wir um dieſer erzehlten Urſachen willen niemandI.
Warnung
vor dem
Fluchen/
welches gar
gemein iſt.

fluchen. Daß man dem Naͤchſten fluchet iſt gar nichts neues/ es
fluchen nicht nur die Maͤnner/ ſondern auch die Weiber/ nicht
nur die Alten/ ſondern auch die Jungen/ etliche Heuchler geben

zwar
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[991/1061] vom Fluchen und Verwuͤnſchen. auch ſchaͤdlich dem/ dem geflucht wird/ und hat man Exempel/ daß ſolche Wuͤnſch und Fluͤch ſonderlich der Eltern offt eingetroffen haben und wahr worden/ deß Vatters Segen bauet den Kindern Haͤuſer/ aber der Mutter Fluch reiſſt ſie nieder. Syr. Das Exempel von dem Knaben zu Freyberg in Meiſſen iſt bekannt/ da ihn ſein Vatter außgeſchickt/ er aber etwas ſaumſelig geweſen und ſtill geſtanden/ fuhr der Vatter herauß: Ey ſtehe/ daß du dein Leb- tag nimmer fort kommeſt/ hat er daruͤber amſelben Ort bleiben muͤſſen 7. gan- tzer Jahr/ mit meniglichs Schroͤcken und Beſtuͤrtzung/ biß er A. 1552. den 11. Sept. daſelbſt geſtorben. Zu Neuburg fluchet ein Mutter ihrem Sohn: Gehe hin/ Gott gebe/ daß du nicht mehr lebendig fuͤr meine Augen kommeſt/ darauf der Knab hinauß ins kalte Bad gangen/ und in der Thonau ertruncken. Jn Oeſterreich begehrte ein Maͤgdlein von ihrer Mutter ein Brot/ die Mutter war ungedultig und wuͤnſcht ihr einen 10. Jaͤhrigen Hunger/ darauf das Maͤgdlein in 10. Jahren keine Speiß nieſſen koͤnnen/ gar ſelten hat ſie ſich mit wenig Waſſer erquickt. Zu Wittemberg iſt ein Mutter mit ihrem Maͤgdlein herum gangen/ zur Zeit Philippi Melanchtonis, die hat bekennt/ ſie hab dem Maͤgdlein gefluchet/ daß ihr der Teufel ſoll in Leib fahren/ ſo bald ſey das geſche- hen/ und das Maͤgdlein von derſelben Zeit an wahnwitzig und tobend worden und geblieben. Ein andere Mutter/ da ihr ungerathener Sohn ihr mit auf- geſperꝛtem Maul geſpottet/ ſagte ſie: Daß Gott geb/ daß du am liech_ Gal- gen das Maul alſo aufſperꝛen muͤſſet/ bald hernach ward er am Die_ - griffen/ und an Galgen gehenckt/ daran er ſein Maul/ wie zuvor gegen ſeiner Mutter geſchehen/ aufgeriſſen. Cæſarius gedenckt einer ſchroͤcklichen Hiſtori/ wie ein Mutter ihrem Sohn zum oͤfftern gewuͤnſcht/ daß ihn der Teufel ſolt hinweg fuͤhren/ endlich ſey er von dem Teufel in die Lufft hinweg gefuͤhrt und nimmermehr geſehen worden. Damit nun keiner ihm ſelbſten oder ſeinem Naͤchſten dergleichen Schaden zurichte/ ſoll ſich ein jeder vor ſolchem Laſter lernen huͤten. Denckwuͤr- dige Exem- pla. Und das iſt das 25. Laſter/ das eigentlich auf den Naͤchſten ſihet und ge- het/ das heiſſt Exſecratio das Fluchen/ da wir gehoͤrt/ weil es ein hochverbotten/ ungoͤttlich/ unchriſtlich/ greulich und hochſchaͤdlich Laſter iſt/ ſo ſoll ſich ein je- der Chriſt davor huͤten/ daß er ſeinem Naͤchſten nicht fluche oder uͤbels wuͤn- ſche/ nach den Worten deß Apoſtels Jacobi/ da er c. 3. ſagt: Durch ſie lo- ben wir/ ꝛc. Summa. Gebrauch dieſer Lehr. I. WArnung/ daß wir um dieſer erzehlten Urſachen willen niemand fluchen. Daß man dem Naͤchſten fluchet iſt gar nichts neues/ es fluchen nicht nur die Maͤnner/ ſondern auch die Weiber/ nicht nur die Alten/ ſondern auch die Jungen/ etliche Heuchler geben zwar I. Warnung vor dem Fluchen/ welches gar gemein iſt.

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 991. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/1061>, abgerufen am 22.11.2024.